1763 - Würfel des Todes
altem Gralsritter des Universums bestimmt ganz gut. Würde mich nicht wundern, wenn ihr Zellaktivatorträger inzwischen allesamt impotent und ..."
„Ich habe ein Gelübde getan, Arfe", unterbrach er sie.
Sie wischte sich über die Augen und klatschte ein paarmal gegen ihre Schläfen.
„Ein Gelübde, ja", erwiderte er auf ihren nicht definierbaren Blick. „Nicht über das ungezügelte, heimliche, abscheuliche und perverse Sexualleben der furchtbaren Aktivatorträger zu reden, bevor ich nicht den Engel gefunden habe, der mich aus diesem Sumpf der Abscheulichkeiten und Laster herausreißt. Also erwarte keine diesbezüglichen Auskünfte."
Die Medikerin kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und richtete den Zeigefinger wie einen abschußbereiten Pfeil auf ihn.
„Gelübde, eh?" fragte die als streitlustig bekannte Frau. „Engel, wie? Aber ich wette, Cyta Dow ist nicht dein Engel."
Michael lehnte sich zurück.
Er schloß langsam die Augen und seufzte.
„Natürlich nicht, Arfe. Verdammt, jetzt mach Schluß mit dem Unfug. Ich habe nicht viel Zeit, denn es scheint sich etwas zu tun, Hirdobaan und die Süchtigen betreffend. Arfe - was ist nun mit Cyta? Ich werde dir später erklären, was mein Interesse an ihr ausmacht. Vorerst kann und darf ich es nicht."
„Ach so?" fragte sie provozierend. „Ein großes Geheimnis, oder was?"
„Das bisher nur Homer G. Adams, mich und die Dows angeht", bestätigte er, nun fast trotzig. Er stand auf. „Gut, Arfe, solltest du mir etwas zu sagen haben, dann tu's jetzt. Sonst weißt du ja, wie ich zu erreichen bin."
Er kannte sie lange und gut. Arfe Loidan war ein Dickkopf und konnte eine Tyrannin sein. Bei ihr wechselten die Launen rasch. Momentan schien sie auf Streit aus zu sein, also richtete er sich danach und provozierte - nur ein klein wenig.
„Verdammt, bleib stehen, junger Rhodan!" rief die Medikerin. „Es ist ja gut. Hier, sieh dir das an!
Das ist das, was Cyta Dow zeichnet, seitdem sie dieses verrückte Lied von den Raben singt.
Außerdem nimmt sie seither nichts Ordentliches mehr zu sich, lebt nur noch von ihrer Tages-Minimumration an Nährwerten, Vitaminen und Mineralien, und selbst die verweigert sie manchmal. Sie ist dürr, und wenn sie so weitermacht, auf dem besten Weg, eine lebende Leiche zu werden."
Sie reichte ihm einige Folien, die unbearbeitet einen metallischen Schimmer in allen Regenbogenfarben hatten, veränderlich je nach Lichteinfall und Krümmung. Fuhr man jedoch mit einem Thermostift über das Material, dann bildeten sich Umrisse und Farben, die sich aus den Zufallsmustern klar und bleibend herausschälten und doch in eine oft fast psychedelische Wechselwirkung mit ihnen traten - also mit dem, was man als Hintergrund ansehen konnte.
„Ein Gesicht, nicht wahr?" fragte Arfe. „Und sie malt es immer wieder. Sie kann sich kaum noch auf die Arbeit konzentrieren."
„Dies ist die Zeit der Raben ..."
Die Melodie des Liedes, das Cyta sang oder summte, seitdem ihr Bruder Cyrn an Bord der BASIS - und damit in ihrer Nähe - gewesen war, entstand wie durch Magie in Mike Rhodans Kopf.
Aber sie hatten sich nicht gesehen, geschweige denn körperlich berührt.
„Es ist Cyrn", flüsterte Mike ergriffen. „Großer Himmel..."
„Großer Himmel, was?" fragte Arfe. „Mike, was ist mit der Kleinen los? Wer ist dieser Cyrn? Warum machst du plötzlich einen Aufstand um sie, als sei sie eine lebende Bombe, die in der BASIS zu ticken begonnen hat?"
Er nahm ihre Hand und fühlte, wie kalt sie war. Er blickte ihr in die Augen und sah die Besorgnis. Cyta Dow war, wie jede ihrer Mitarbeiterinnen, für Arfe so etwas wie ein Küken, das von ihr, der Henne, gegen jeden und alles bis zum letzten beschützt werden mußte.
„Cyrn ist ihr Bruder, Arfe", sagte Michael Rhodan. „Und ich beschwöre dich, sprich mit niemandem darüber, auch nicht mit den sexuell abartigen Aktivatorträgern, und schon gar nicht mit meinem Erzeuger. Cyrn ist einer der Imprint-Outlaws, die von diesem Pulk unter Stephan Origer vor zweieinhalb Wochen kurz an Bord waren. Aber ich fürchte, diese zwei Stunden haben genügt, um ..."
„Um was, Mike?" fragte Arfe, als er ging. „He, du kannst nicht so einfach abhauen und eine alte Frau allein lassen. Um was ...?"
Er drehte sich noch einmal zu ihr um und legte ihr die Hände auf die Schultern.
„Vielleicht, um die Bombe scharf zu machen."
„He!" rief sie ihm noch einmal hinterher. „Und was ist mit deiner Allergie?" Als sie
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