1768 - Das Schattenmonster
geschossen hat.«
Der Beamte trat einen Schritt zurück. Er legte eine Hand auf seine Waffe. Es sah aus, als würde er Harry nicht glauben. »Und warum hat sie geschossen?«
»Schauen Sie mal dort zu Boden.« Harry nickte in die bestimmte Richtung. »Sehen Sie dort den Revolver?«
»Der ist nicht zu übersehen.«
»Eben. Damit hat die Frau hier geschossen. Und nicht auf einen Hasen, sondern auf mich. Zudem wollte sie auch Thomas Klein töten. Das ist hier alles kein Spaß.«
Die Beamten hatten Harry gehört. Auf der anderen Straßenseite sammelten sich Zuschauer an. Sie trauten sich nicht, herüberzukommen, was Harry auch lieb war. Er merkte auch, dass der Widerstand der Schülerin nachließ. Deshalb ließ er sie los, behielt sie jedoch im Auge und holte einen Ausweis hervor, den er einem der Polizisten in die Hand drückte.
»Da, lesen Sie!«
Das tat der Mann. Sehr viel konnte er mit dem Dokument nicht anfangen, das entnahm Harry seinem Gesichtsausdruck. Deshalb setzte er zu einer Erklärung an.
»Das ist der Beweis dafür, dass ich für einen Dienst arbeite. Alles klar?«
Die jungen Polizisten wussten nicht, wie sie reagieren sollten. Schließlich entschieden sie sich dafür, Harry Stahl mit auf das Revier zu nehmen, das im Nachbarort lag. Dort sollte ein Vorgesetzter entscheiden, was weiterhin passierte.
Das passte Harry nicht. Er bat um Handschellen, die er Sonja Müller anlegte. Sie wirkte jetzt apathisch oder auch ausgepowert. Und sie schaute ins Leere.
»Was soll denn mit ihr geschehen?«, wurde er gefragt.
»Das ist ganz einfach. Sperren Sie diese Frau erst mal ein. Ich werde Ihnen den Grund schon nennen, und ich werde auch mit Ihnen zum Revier fahren.«
»Ja, darum wollte ich Sie bitten.«
»Ich muss nur noch meinen Wagen holen. Er steht nicht weit von hier. Oder kommen Sie mit. Sie können ja fahren.«
Damit waren die Polizisten einverstanden. Thomas Klein allerdings wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er sprach Harry an und bat um einen Rat.
»Ganz einfach, du kommst mit.«
»Und weiter?«
»Du kannst dann zu Hause bleiben. Ja, das ist am besten, wenn du das Haus nicht verlässt.«
»Das hört sich aber nicht gut an.«
»Ist es auch nicht. Der große Spaß ist vorbei, mein Junge. Ich denke, dass du jetzt die andere Seite des Lebens kennenlernst.«
Thomas überlegte einen Moment. »Wie schlimm kann es denn noch werden? Wissen Sie das?«
»Nein, und es ist auch gut so, wenn man manches nicht genau weiß...«
***
Harry Stahl atmete auf, nachdem er das Revier verlassen hatte. Es war für ihn nicht einfach gewesen. Er hatte sich schon den Mund fusselig reden müssen, um den Revierleiter davon zu überzeugen, dass er Sonja Müller in seiner Obhut behielt. Dann hatte Harry noch einen Anruf beim BKA tätigen müssen, um den Beamten zu überzeugen.
Der wollte auch wissen, weshalb sich Harry in dieser Gegend herumtrieb. Und damit kamen sie auf den Fall mit dem Bus zu sprechen, der alles ausgelöst hatte. Die Beamten hatten ihn als vorerst nicht aufklärbar und abgeschlossen angesehen, aber dagegen hatte Harry etwas einzuwenden. Er konnte nicht in die Zukunft schauen, doch er warnte die Männer und erklärte ihnen, dass man mit gefährlichen Vorgängen rechnen musste. Mehr konnte er ihnen nicht sagen, was ihn selbst ärgerte. Aber es war nun mal so.
Er stieg wieder in seinen Wagen und schaute auf die Uhr. Dabei dachte er an seinen Anruf in London und ging davon aus, dass Suko bald eintreffen musste. Gemeldet hatte er sich noch nicht. Als Treffpunkt war Harrys Hotel ausgemacht, das von der Polizeistation einige Kilometer entfernt lag.
Harry wollte im Hotel auf ihn warten. Er hatte das Gefühl, dass in den nächsten Stunden nichts passieren würde. Den Tag hatte er schon abgehakt, aber es gab ja noch die Nacht.
Auch in seinem Hotel fand er keine Nachricht vor. Er ging auf sein Zimmer, stellte sich ans Fenster, genoss den Ausblick und telefonierte mit Dagmar Hansen, seiner Partnerin, die er in Wiesbaden zurückgelassen hatte.
»Ah, du meldest dich auch mal.«
»Sorry, aber mir fehlte bisher die Zeit.«
Dagmar zeigte Verständnis für ihn. »Also ist es doch ein Fall geworden, sage ich mal.«
»Darauf kannst du Gift nehmen.«
»Lieber nicht, aber ich höre gern zu.«
Auch Dagmar arbeitete für die Behörde. Sie befand sich im Büro und bekam von ihrem Freund einen Bericht, über den sie nachdachte und dann fragte: »Du glaubst also nicht daran, dass es vorbei ist?«
»So ist
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