1768 - Das Schattenmonster
nicht wussten, ob er sie gespürt hatte. Sehen konnte er sie nicht.
Aber er kam näher.
Und er war nicht allein. Er sprach zu einer Person in seiner unmittelbaren Nähe.
»Wenn ich einen finde, schlag ich ihm den Kopf ein.«
»Gut, ich auch«, sagte eine Frau.
»Was hast du für eine Waffe?«
»Einen Hammer.«
»Klasse, ich habe ein Brecheisen. Ich will damit töten. Ich will sehen, wenn Blut spritzt. Und wir müssen immer schneller sein als die anderen.«
»Ja, das weiß ich.«
Sie gingen weiter und plötzlich sagte die Frau etwas, was Harry und Suko alarmierte.
»Ich rieche Menschen.«
»Echt?«
»Ja.«
»Und wo?«
»Vor uns. Nicht mehr weit. Menschen – Opfer. Die können wir packen.«
Suko und Harry hatten jedes Wort gehört. Normal wäre es für sie kein Problem gewesen, die beiden zu stoppen. Nur nicht in einer Dunkelheit, in der man nicht die Hand vor Augen sah.
Beide schraken zusammen, als sie von irgendwoher einen schrillen Schrei hörten, der dann abrupt abbrach. Dann fiel irgendwo etwas zu Boden. Der harte Aufprall pflanzte sich wie ein Echo fort.
So waren Suko und Harry von den fremden Geräuschen abgelenkt worden. Sie konnten sich vorstellen, dass es im Baumarkt nicht mehr still werden würde, denn jetzt hatten die Menschen ihren ersten Schock überstanden und mussten sich den neuen Dingen stellen.
»Ich habe sie...«
»Ja, dann schlag zu!«, zischte der Mann.
Harry und Suko huschten zurück. Es war die einzige Chance. Sie hätten auch schießen können und bestimmt getroffen, aber das wollten sie nicht. Die Menschen hier waren keine Killer. Man hatte sie nur manipuliert.
Es war gut, dass sie sich zurückzogen, denn sie hörten ein leises Pfeifen, und dann knallte etwas vor ihren Füßen mit einem harten Schlag gegen den Boden.
Es war die Mordwaffe. Ein Fluch folgte. Anschließend ein Kommentar, der nicht eben fröhlich klang.
»Verpasst, scheiße auch.«
»Dann verfolgen wir sie.«
»Ja, gut«, sagte die Frau.
Suko und Harry hatten sich zurückgezogen und dabei darauf geachtet, so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Sie mussten zudem damit rechnen, dass sie noch von einer anderen Seite angegriffen wurden. Bisher hatte sie Glück gehabt, was aber nicht so bleiben musste.
Sie schlichen weiter. Das war der Weg in Richtung der Kassen und des Ausgangs. Beide hofften, dort etwas erkennen zu können, aber bis jetzt mussten sie passen.
Sie schlichen dennoch in diese Richtung. Und sie hörten immer wieder die Schreie der anderen Käufer, manche lachten auch. Andere riefen die Namen ihrer Angehörigen, wieder andere sprachen davon, Menschen umzubringen.
Suko und Harry blieben nicht dicht beisammen. Sie gingen wohl in eine Richtung, aber das war auch alles. Zu weiteren Begegnungen war es noch nicht gekommen, und sie hofften, dass dies auch so blieb. Die Kassen waren nicht zu sehen und der Ausgang auch nicht. Aber sie hörten aus dieser Richtung Stimmen, und das waren bestimmt nicht die Personen, über die diese Schwärze gefallen war. Man konnte sich vorstellen, dass vor dem Eingang Menschen standen und durch das Glas in die Finsternis schauten, wobei sich keiner traute, den Baumarkt zu betreten.
Suko versuchte wieder, seine Lampe einzusetzen. Da hatte er kein Glück, denn die Finsternis war einfach zu stark.
»Gehen wir weiter?«, fragte Harry.
»Ja.«
»Und was ist mit den Leuten hier?«
»Ich kann mir vorstellen, dass auch sie raus wollen, um draußen ihre Taten zu begehen.«
»Das sollten wir verhindern.«
»Klar. Und wie?«
»Weiß ich auch nicht.«
»Eben, du weißt es nicht, und ich habe keine Ahnung. Ich bin nur froh, dass es uns nicht erwischt hat.«
»Sind wir denn so gut?«
Auf diese Frage wusste keiner eine Antwort. Aber sie mussten bald eine Antwort finden, denn es hatte sich jemand an sie herangeschlichen. Er war nicht zu sehen gewesen, aber zu riechen, und das merkte Harry Stahl, als er seinen Kopf bewegte.
»Bei mir ist jemand...«
Mehr bekam er nicht heraus, denn dieser Jemand schlug blitzschnell zu. Harry hatte das Gefühl, sein Magen würde explodieren. Er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und brach auf der Stelle zusammen, was sein Angreifer merkte und flüsterte: »Jetzt steche ich dich ab...«
Der Satz machte Suko mobil. Er wusste nicht genau, wo sich die beiden befanden, in jedem Fall vor ihm, und da war Suko blitzschnell. Nach zwei Schritten prallte er gegen den Mann. Zum Glück gegen dessen Rücken. Der Aufprall schob ihn nach
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