1768 - Das Schattenmonster
übernehmen.
Seine Knie waren weich, aber Suko hatte es geschafft, auf den Beinen zu bleiben. Er presste sich noch immer mit dem Rücken gegen das vollgestopfte Regal und hatte so einen Halt gefunden.
Für ihn war es vorbei. Er dachte wieder klar und überlegte, wer ihn angegriffen haben könnte. Er hatte keine körperliche Attacke erlebt, sie hatte in seinem Kopf stattgefunden, und er erinnerte sich sehr gut daran, was da passiert war.
Diese Schreie, dieses Stöhnen, das Gekreische und das Jammern, das musste nicht unbedingt von einem Menschen stammen. Es hatte sich angehört wie das Geschrei irgendwelcher verdammten Seelen, und dabei kam Suko der Begriff Dämonenseelen in den Kopf.
Ja, das war es.
Die Schwärze, die Seelen, die in ihr gefangen waren, in einer Welt, die praktisch aus Seelen bestand. Und eine Welt, die zudem einen Herrscher hatte.
Der Spuk!
Für Suko gab es keine andere Erklärung, aber er verstand nicht, was der Spuk vorhatte. Er hielt sich sonst immer zurück und griff nur ein, wenn seine ureigenen Interessen tangiert wurden.
Suko hörte ein leises Stöhnen, das dicht vor seinen Füßen aufgeklungen war. Er stellte fest, dass er noch immer seine Lampe festhielt, aber auch jetzt gab es keinen Strahl, der ihm einen Weg gezeigt hätte.
Aber das Stöhnen wiederholte sich. Es gab nur einen, der es von sich gegeben haben konnte.
»Harry?«
Das Stöhnen klang erneut auf. Diesmal mit einer Verwünschung versehen.
»Was ist passiert?«
»Ich – ich – lebe noch...«
»Und?«
»Ich weiß nicht, ob ich einen zweiten Angriff überstehen könnte. Den ersten habe ich geschafft, aber einen zweiten...«
»Kannst du aufstehen?«
»Ja, ich denke schon.«
Vor Suko entstand eine Bewegung, die er mehr ahnte, als dass er sie sah. Er griff zu und bekam den Arm seines deutschen Freundes zu fassen.
»Alles klar?«
»Jetzt schon.«
»Und wie erging es dir?«
Harry Stahl lachte. »Das war ein Angriff aus dem Nichts. Aber er hat mich verdammt hart erwischt. Ich sollte manipuliert werden und hatte das Gefühl, es wäre jemand dabei, mir fremde Gedanken einzupflanzen und mich so zu einer anderen Person zu machen. Das war schon hammerhart. Dass ich das überstanden habe, wundert mich.«
»Dann ist es dir nicht anders ergangen als mir.«
»Na toll.«
»Aber wir haben es überstanden. Ob das auch bei den Kunden der Fall ist, weiß ich nicht.«
Es war eine Aussage, über die beide Männer nachdenken mussten, aber auch über den Angriff der kreischenden Stimmen, die alle so bösartig geklungen hatten.
»Wer waren sie?«
Suko war gefordert. Die Wahrheit kannte er auch nicht. Er sprach allgemein von Dämonen, was Harry zu einer weiteren Frage veranlasste.
»Und wo kommen sie her?«
»Das ist das Problem.«
»Hast du keine Idee?«
»Schon«, murmelte Suko. »Ich denke, dass wir es hier mit dem Spuk zu tun haben. Bei ihm muss etwas aus dem Ruder gelaufen sein, eine andere Erklärung habe ich nicht.«
»Ja, das müssen wir akzeptieren. Nur will ich nicht hier stehen bleiben und abwarten. Wir sollten etwas unternehmen.« Er wollte auch einen Vorschlag machen, aber Suko war dagegen.
»Sei still!«
Obwohl Suko nur leise gesprochen hatte, war Harry klar, dass er den Mund halten musste. Suko hatte die Worte bestimmt nicht grundlos gesagt.
Er war still und sah, dass Suko seine Lampe ausschaltete. Jetzt standen sie völlig in der Schwärze.
Suko wusste nicht genau, was er gehört hatte. Ihm war nur klar, dass es die Geräusche gab, und sie waren nicht leiser geworden. Ganz im Gegenteil, sie hatten sich noch leicht gesteigert und waren jetzt auch für Harry Stahl hörbar. Ein Schleifen über den Boden, verbunden mit einem Kratzen, das etwas heller erklang. Da brauchte man nicht viel zu raten, um zu wissen, was da kam.
Jemand näherte sich ihnen. Und er ging dicht an den Regalen entlang, wobei er mit der Hand über die dort eingepackten Waren strich, um sich besser orientieren zu können.
Aber sie hatten nicht herausfinden können, ob es sich um eine oder um mehrere Personen handelte. Es waren auch keine Umrisse zu sehen. Zu dicht war die Finsternis.
Und sie war nicht ungefährlich, das musste Suko sich selbst gegenüber zugeben. Sie hatten es geschafft und sich in dieser Finsternis nicht verändert. Aber sie waren nicht die einzigen Menschen in diesem Baumarkt. Es hatte noch genügend Kunden gegeben, die von der Schwärze überrascht worden waren.
So wie der Kunde, der auf sie zukam, wobei die beiden
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