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177 - Im Reich der Hydriten

177 - Im Reich der Hydriten

Titel: 177 - Im Reich der Hydriten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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noch in einer Entfernung von fünfzig Kilometern wahrgenommen werden müssten. Ein Produkt aus dem Hause Gonzales – das gleichzeitig als Testobjekt diente, als Matt es nun einschaltete.
    Nichts geschah. Die Elektronik versagte den Dienst.
    Der Elektromagnetische Impuls, der schon für den Absturz der ISS gesorgt und eine Rückkehr mit dem Space Shuttle verhindert hatte, blockierte also noch immer rund um den Erdball die Funktion aller elektrischen Geräte.
    Was außergewöhnlich war, denn normalerweise wurde ein EMP nur bei der Zündung einer Atombombe freigesetzt und währte nicht lange. Und besaß auch niemals eine solche Ausdehnung. Es musste also mehr dahinter stecken. Irgendeine Teufelei der Daa’muren, da war Matt sich beinahe sicher.
    Er wagte kaum zu hoffen, dass auch nur eine Funktion seines Kombacters funktionieren würde – aber immerhin bediente sich die Mehrzweckwaffe einer uralten, fremden Technologie, die vielleicht gegen den EMP immun sein könnte.
    Was den Impulsgeber anging, hatte MOVEGONZ TECHNOLOGY vorgesorgt. Nach Umlegen eines Schalters funktionierte er auch auf rein mechanischer Basis und musste nur alle halbe Stunde aus dem Wasser geholt und neu aufgezogen werden. Matt versenkte ihn im Meer und kümmerte sich dann gemeinsam mit Vogler um Clarice Braxton.
    Die Stunden krochen zäh dahin, und alle drei hatten sie viel zu viel Zeit, um nachzudenken. Vogler malte sich die Vorzüge eines Planeten aus, auf dem moderne Marstechnik unbrauchbar war und die Vertrautheit mit Mutter Natur zur ersten Überlebensbedingung wurde.
    Clarice jammerte über Kopfschmerzen und Übelkeit, trauerte um ihren Bruder und bereute ihre Entscheidung, Matt auf seinem Sprung zur Erde begleitet zu haben.
    Und Drax selbst? Nun, ihm wurde nach und nach bewusst, dass er zurückgekehrt war; zurück auf die Erde, zurück nach Hause. Doch heimatliche Gefühle stellten sich nicht ein. In der Wasserwüste treibend und ohne einen Küstenstreifen in Sichtweite, fühlte er sich einsamer und heimatloser als auf dem hundert Millionen Kilometer entfernten Mars und in dem Milliarden Jahre entfernten Körper Gilam’eshs.
    Schlecht gelaunt und traurig hockte er am Bug des Schlauchbootes, zog alle dreißig Minuten den akustischen Signalgeber aus dem Meer, zog ihn auf, versenkte ihn wieder, und nannte sich insgeheim einen Narren, weil er hoffte, in dieser unendlich scheinenden Wasserwüste die Aufmerksamkeit der Hydriten auf sich und seine Gefährten ziehen zu können.
    Glücklicherweise stellte Vogler eine Menge Fragen und hinderte ihn auf diese Weise daran, endgültig in Resignation zu versinken. Wie viele Meere es auf der Erde gab, wollte er wissen, wie sie hießen und wie weit die Küsten der Kontinente voneinander entfernt waren, und vieles mehr. Matt Drax antwortete geduldig.
    Die Nacht kam, ein Stern nach dem anderen wurde sichtbar, und dann gingen Mond und Venus auf. Das war der Augenblick, als auch Clarice ihre Schmerzen und ihre Übelkeit vergaß, sich aufsetzte und die beiden Himmelskörper anstaunte. Dergleichen hatte der Nachthimmel über dem Mars nicht zu bieten. Beide, der Waldmann und die Frau, versanken in eine Art andächtiges Schweigen, so sehr faszinierte sie der Anblick des Nachbarplaneten und des Erdtrabanten, der viel heller als Phobos und Deimos am Firmament strahlte.
    Ein paar Minuten ließ auch Drax sich vom funkelnden Himmelsgewölbe über dem Ozean verzaubern.
    Immerhin war es über hundert Jahre her, dass er etwas ähnlich Schönes zu sehen bekommen hatte. Doch bald schon konzentrierte er sich auf die praktische Seite des sternklaren Himmels: Er versuchte die Position des Schlauchbootes zu bestimmen. Dazu hatte er sich auf dem Mars von einem Ingenieur des Hauses Gonzales einen Sextanten bauen lassen, ein schlichtes Gerät, doch zur Bestimmung von Gestirnswinkeln und -höhen reichte es. Außerdem hatte man ihm auf der Grundlage der Daten im Bordrechner des Shuttles zwei Sternkarten angefertigt und dabei auch die verschobene Erdachse nach »Christopher-Floyd« einbezogen. Matt breitete sie aus, stellte den Sextanten auf, holte seinen Kompass hervor und zündete eine Öllampe an. Danach versenkte er sich in seine Arbeit.
    »Ist das so schwierig?«, fragte Clarice irgendwann, als die Messungen sich hinzogen.
    »Wenn ich einen Navigationscomputer hätte, wär’s ganz einfach«, knurrte Matt. »Aber ich muss mit diesem primitiven Zeug zurechtkommen. Außerdem war ich bei der Air Force und nicht bei der Navy.«

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