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1776 - Blutsüchtig

1776 - Blutsüchtig

Titel: 1776 - Blutsüchtig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Menschen, die am Kai standen.
    Und die echten?
    Die gab es auch, aber sie waren sehr wenige. Man konnte sie an einer Hand abzählen. Es war immer so. Kurz vor Feierabend leerte sich das Museum.
    Pamela fasste Laurie am Arm und hielt sie so in einer bestimmten Position. »Na, gefällt es dir?«
    »Weiß nicht. Es ist so düster hier.«
    »Ja. So war auch die Stimmung der meisten Menschen, als sie aufbrachen. Als hätten sie schon geahnt, dass sie es nicht schaffen würden. So wie meine Familie.«
    »Es tut mir leid.«
    »Ach, halt dein Maul. Du kannst nicht mitreden. Ich habe sie hungern und jammern sehen und hören.«
    Laurie nickte. Sie wollte nichts mehr sagen, zumindest nichts, was Pamela aufregte. Am besten war es, wenn sie den Mund hielt und die andere in Ruhe ließ.
    Langsam gingen sie weiter. Ihr Ziel war eine Treppe, die steil in die Höhe führte. Sie sollte so etwas wie eine Gangway sein, die an Deck führte.
    Und tatsächlich erreichten die Besucher das Schiff. Es sah so aus wie auf einem echten Schiff, und es war sogar ein Schiff, jedenfalls konnte sich der Besucher nichts anderes vorstellen.
    Pamela blieb dicht bei ihrer Verwandten Laurie. Sie ließ sie keine Sekunde aus den Augen, denn sie hatte mit ihr etwas vor, und das sollte zum Schluss stattfinden.
    Sie stieß Laurie an, die den Kopf drehte.
    »Wie fühlst du dich, Schätzchen?«
    »Ich lebe.«
    »Ja, das sehe ich. Aber kannst du dir vorstellen, wie sich unsere Familie damals gefühlt hatte, als sie hier an Bord ging? Nicht auf demselben Schiff, aber so sahen sie aus. Verschiedene Decks. Vom Dreck bis zum Luxus.«
    »Ich weiß.«
    »Aber sie haben nicht im Luxus gelebt, sondern im Dreck. Sie sind in der Dritten Klasse gereist, und wie das ausgesehen hat, wirst du gleich erleben.«
    »Bitte, ich kann nichts dazu...«
    »Ja, das weiß ich.« Pamela packte Laurie am Kragen und wuchtete sie herum. Sie prallte gegen eine Wand, und plötzlich zuckte Widerstand in ihr hoch. Sie dachte daran, loszuschreien. Wenn sie das tat, gab es vielleicht noch eine Chance für sie, aber sie fand nicht den Mut. Es war zudem niemand in der Nähe, der ihr hätte beistehen können.
    »Komm weiter!«
    Sie wurde gepackt und in eine Kabine gestoßen, die recht geräumig war. Das musste sie auch sein, um die zahlreichen Menschen aufnehmen zu können, die hier schliefen. Die Betten standen dicht beisammen, die meisten waren leer, aber es gab auch einige, in denen noch Menschen lagen oder saßen.
    Natürlich waren es Puppen, die allerdings wieder alle erschreckend echt aussahen.
    »Nun, was sagst du?«
    »Was willst du hören?«
    Pamela fasste Laurie fest in den Nacken und schüttelte sie durch. »Die Wahrheit will ich hören! Schau dir das an. Hier haben sie gelebt, geschlafen und auch gegessen. Und weiter hinten gibt es noch Hängematten für diejenigen, die kein Bett bekommen haben. Toll, nicht?«
    »Es war eine andere Zeit.«
    »Stimmt.« Zwei Hände umkrallten Lauries Schultern. »Es hätte alles anders laufen können und auch müssen. Aber das ist es nicht. Doch nun bin ich da. Und ich werde die Familie übernehmen. Einschließlich deiner Wenigkeit. Es hat lange gedauert, aber jetzt ist es nur gerecht, dass ich mir etwas zurückhole.«
    Laurie gab keine Antwort. Sie hatte für Pamela kein Verständnis, aber sie hatte auch nicht ihr Schicksal erlebt.
    »Was hast du jetzt vor?«
    »Wir werden gehen.«
    »Und wohin?«
    »Weiter durch das Schiff.«
    »Gut.«
    »Bist du schon mal hier gewesen?«
    »Nein, ich habe mich nicht dafür interessiert.«
    »Aber ein Teil deiner Familie ist doch ausgewandert, und zwar auf einem Schiff wie diesem.«
    »Das habe ich erst später erfahren. Und ändern kann ich daran auch nichts mehr.«
    »Jetzt weißt du es.« Die Hände lösten sich wieder von ihren Schultern.
    Auf dem Gang gab es genügend kleine Fenster und Bullaugen, durch die sie schauen konnten. Und dann sahen sie das Meer, über dessen tanzenden Wellen in der Ferne der Horizont lag. Alles wurde bedeckt von einem blassblauen Himmel.
    Sie schauten auch in die winzige Kammer, in der sich der Abtritt befand. Ein Loch im Boden, das in die Tiefe führte.
    Es hingen auch Fotos an den Wänden. Sie zeigten Bilder aus der Ersten Klasse, in der der Luxus zugegen war. Da waren auch die Menükarten abgedruckt und daneben die Bilder von diversen Tanzveranstaltungen, die auf dem oberen Deck abliefen.
    Laurie und Pamela bewegten sich auf eine offene Tür zu. Das war ein sogar recht breiter

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