1776 - Blutsüchtig
du erleben...«
Pamela nickte. Dabei lächelte sie – und huschte einen Augenblick später wieder auf Laurie zu. Es war ein schneller Angriff, dem die junge Frau nicht ausweichen wollte. Sie ließ es darauf ankommen.
Zuerst sah alles ganz normal aus. Pamela lief zwei Schritte, dann aber sprang sie auf eine Holzbank, und das brachte Laurie Barton aus der Fassung. Damit hatte sie nicht gerechnet, denn plötzlich sah sie Pamela über sich. Sie hörte das Lachen, dann flog der Körper auf sie zu, und sie schaffte es nicht, dem schnellen Tritt zu entgehen. Zu ihrem Glück hatte sie im richtigen Moment beide Arme in die Höhe gerissen und dafür gesorgt, dass der Fuß nicht ihr Gesicht traf.
Dennoch wurde sie nach hinten geschleudert. Sie merkte es, aber sie konnte diese Bewegung nicht stoppen. Sie stieß irgendwo gegen, und das brachte sie aus dem Gleichgewicht.
Etwas stieß hart gegen ihre Kehle und auch gegen ihre rechte Hüfte. Zudem rutschte sie mit dem rechten Fuß auf dem glatten Boden weg, und plötzlich lag sie auf dem Rücken.
Es war eine Lage, aus der hervor sie kaum etwas ausrichten konnte. Sie war hilflos, und das wusste auch die Blutsaugerin, die mit einem schnellen Schritt bei ihr war.
Dabei lachte sie.
Ein Griff reichte aus und sie riss Laurie in die Höhe, die leicht benommen war und sich nicht wehren konnte. Sie hing im Griff der Blutsaugerin, die ihren Triumph auskostete und ihre Worte der anderen entgegenschleuderte.
»Nie kann ein Mensch gegen einen Vampir gewinnen, niemals! Er ist einfach zu schwach, er ist verletzbar, und das werde ich dir beweisen.«
»Nein – nein...«
Es war ein verzweifeltes Ansinnen. Laurie versuchte auch, sich von dem Druck zu befreien, aber Pamela war einfach zu stark. Sie ließ nichts zu, packte das rechte Handgelenk der jungen Frau, drehte es und nahm Laurie in den Polizeigriff.
Es war eine uralte Methode, einen Menschen kampfunfähig zu machen.
Das half auch bei Laurie Barton. Sie schrie, als ihr der Arm nach hinten und auch nach oben gebogen wurde und der Schmerz ihr bis in die Schulter schoss.
Sie brüllte auf.
Dann ging sie in die Knie.
Und genau das hatte Pamela Barton gewollt. Mit der einen Hand hielt sie ihr Opfer noch immer fest, die freie vergrub sich in der Haarmähne, und dann zog sie den Kopf zurück, sodass Laurie vor Schmerzen schrie.
Es machte Pamela großen Spaß, sonst hätte sie nicht die Frage gestellt. »Na, wie fühlst du dich?«
»Hör auf!«
»Nein!«
»Bitte, hör auf.«
Pamela Barton flüsterte die Antwort. »Es ist eine Demonstration meiner Stärke. Du hast es erlebt oder erlebst es noch, Schmerzen – einfach nur widerliche Schmerzen, gegen die du nicht ankommst. Das sind die Nachteile als Mensch. Aber eines kann ich dir versprechen. Wenn du erst als Vampir erwacht bist, dann wirst du keine Schmerzen mehr spüren, wenn man dich schlägt oder verletzt. Die kannst du dann vergessen. Wir Vampire sind schmerzunempfindlich. Und dafür lohnt es sich schon, so zu werden.«
Laurie hatte alles gehört. Aber sie wollte trotzdem nicht. Pamela hatte sie nicht überzeugen können. Doch es war für sie besser, wenn sie keine Antwort gab.
Pamela lachte nur. Wieder musste sie ihr Opfer auf die Beine ziehen. Laurie war einfach zu schwach.
Pamela nahm sie in den Arm. Die Geste sah fürsorglich aus, ebenso wie das Streicheln der Wange. Nur war es keine Fürsorge, sondern eiskaltes Kalkül, denn jetzt setzte Pamela ihre Fingernägel als Waffe ein. Sie waren sehr fest und auch spitz, und sie riss damit die Haut an ihrer Wange ein.
Auch das schmerzte, aber Laurie wollte nicht mehr schreien, nein, keine Schreie mehr. Auch wenn die Schmerzen noch so groß wurden.
Sie spürte etwas Nasses an ihrer linken Wange. Es war das Blut, das aus den kleinen Wunden gedrungen war und jetzt an der hellen Haut entlang nach unten rann.
Das sollte so nicht vergeudet werden. Da hatte die Blutsaugerin eine bessere Idee.
Sie brachte ihr Gesicht dicht an die Wange heran und streckte ihre Zunge heraus.
Dann fing sie an zu lecken. Tropfen für Tropfen verschwand in ihrem Mund, was ihr sehr gut tat und ein wohliges Stöhnen bei ihr auslöste.
Laurie ließ alles über sich ergehen. Sie stand neben der Blutsaugerin und wartete darauf, dass ihre Kräfte zumindest teilweise wieder zurückkehrten. Noch hatte sie sich nicht aufgegeben. Solange die Zähne nicht in ihren Hals geschlagen worden waren, sah sie noch immer eine Chance. Sie musste nur den richtigen Zeitpunkt
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