1777 - Blond, charmant und untot
»Ich werde auf mein Zimmer gehen und dort in die Glotze schauen. Was hast du vor? Willst du noch an die Bar?«
Tom schnalzte mit der Zunge. »Ich könnte jetzt eine kleine Schülerin gebrauchen.«
»Ach, willst du wieder Lehrer spielen?«
»Ich brauche die Entspannung.«
»Dann hol dir eine junge Nutte.«
»Mal sehen.«
»Ich verschwinde jetzt und lege mich lang, wobei ich noch in die Glotze schaue.«
»Tu das.«
Als Peter verschwunden war, überlegte Tom, ob er eine der Servicenummern anrufen sollte. Es gab da einen Dienst, der jeden Wunsch erfüllte, mochte er auch noch so extrem sein. Lust hatte Tom schon, nach einem Mord brachte ihm so etwas Entspannung.
Es klopfte gegen die Tür.
Tom ging hin. Er öffnete noch nicht und fragte: »Wer ist da?«
Eine leicht piepsige Stimme gab die Antwort. »Ihr Zimmermädchen, Sir, ich bringe noch einen Bademantel.«
»Ich habe schon einen.«
»Aber der ist schmutzig. Meine Kollegin hatte vergessen, ihn wegzuräumen.«
»Okay, ich öffne.«
Tom war nicht begeistert. Er wollte die Tür auch nur öffnen, den Bademantel an sich nehmen und die Tür wieder schließen.
Es war eine Frau, die vor ihm stand. Aber niemand vom Personal, sondern eine groß gewachsene Blondine, die ihm ihre Pistole quer über das Gesicht schlug und die Tür danach wieder schloss.
»Jetzt rechnen wir ab!«, erklärte Thelma Blake...
***
Nein, das war kein Traum. Tom spürte es überdeutlich in seinem Gesicht. Der Schlag hatte ihm eine blutende Nase eingebracht. Die Schmerzen waren ebenfalls nicht zu verachten, doch das war im Moment sogar uninteressant, denn er hatte etwas gesehen und auch gehört, das eigentlich nicht sein konnte.
Es ging um die Frau.
Er kannte sie.
Aber sie hätte tot sein müssen. Nur war sie das nicht. Sie hatte vor seiner Zimmertür gestanden und ihm den Schlag verpasst. Während er rückwärts taumelte und dabei mit den Armen ruderte, lichtete sich allmählich der Schleier vor seinen Augen. Er sah wieder normal – und er sah den Tritt, der gegen ihn gezielt war.
Ausweichen konnte er ihm nicht mehr. Der Fuß traf ihn in der Magengegend und raubte ihm brutal die Luft.
Das Bett hielt ihn auf. Er prallte dagegen, fiel dann nach hinten und blieb liegen. Tom verfluchte sich selbst, dass er seine Waffe nicht am Körper trug. Die hatte er in eine Schublade gelegt, und er wusste gleich, dass er an sie nicht mehr herankommen würde. Alles um ihn herum schwankte. Sogar die Zimmerdecke, gegen die er schaute.
Und dann war sie da.
Sie blieb so stehen, dass er sie anschauen konnte. Er sah hoch, sie auf ihn nieder, und er bekam auch mit, wie sie den Kopf schüttelte und dabei grinste.
Das konnte sie sich leisten. Sie hielt alle Trümpfe in den Händen. Und sie würde sich rächen, das stand fest.
Drei Kugeln!, schoss es durch seinen Kopf. Drei Kugeln hat das Weib sich eingefangen. Sie lebt noch. Das ist unwahrscheinlich oder unglaublich. Diese Frau muss tot sein, aber...
»Du denkst nach, nicht?«
»Ja, tue ich«, quetschte er hervor.
»Ihr habt euch die Falsche ausgesucht. Die völlig Falsche. Und dafür werdet ihr büßen. Nicht ich werde mein Leben verlieren, sondern ihr beide. Und mit dir mache ich den Anfang.«
Tom war ein Killer. Ein gnadenloser Typ. Manchmal hatten seine Opfer ihn angefleht und auch versucht, ihn mit Geld zu bestechen, weil sie eine hündische Angst hatten.
Er hatte das genossen, immer und immer wieder. Sein Argument war die Waffe, und er hatte sich auf das langsame Sterben der Opfer gefreut.
Und jetzt hatte er Angst!
Zum ersten Mal spürte er in seinem Leben, wie es ist, Angst zu haben. Wie etwas in ihm hochstieg und dafür sorgte, dass es in der Kehle immer enger wurde. Plötzlich war auch der Schweiß da, der sich auf seine Stirn legte. Er schaute in das Loch der Pistolenmündung und hatte das Gefühl, dass es immer größer wurde und der Tod ihn daraus angrinste.
Für Thelma Blake war es ein Genuss, dem zuzuschauen. In ihren Augen lag ein bestimmter Glanz und sie leckte genüsslich über ihre Lippen. Dann tat sie noch etwas. Sie holte einen länglichen Gegenstand aus der hinteren Hosentasche und schraubte ihn auf den Waffenlauf.
Tom war Fachmann genug, um zu erkennen, was dieser Gegenstand war. Ein Schalldämpfer.
Thelma Blake sagte kein Wort. Sie visierte ihr Opfer an, das an seiner eigenen Angst fast erstickte und dabei den Kopf wild schüttelte.
Auch so konnte er der Kugel nicht entgehen.
Thelma drückte ab.
Es war kein lauter
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