1782 - Zwischen Schingo und Tampir
Kehle trocken wurde.
Sie hatte Angst, furchtbare Angst.
„Ruhe bewahren", ordnete Gucky an. „Der Weltraum ist sehr, sehr groß, und unsere Space-Jet ist ein kleines Schiff. Wenn wir uns ganz ruhig verhalten, wird man uns nicht entdecken."
Larga Hodron blickte auf ihre Hände. Sie zitterten nicht. Seltsam. Sie hatte befürchtet, daß sie zusammenbrechen würde, wenn es jemals wirklich kritisch werden würde. Jetzt war es soweit.
Sie war in akuter Lebensgefahr, sie hatte Todesangst, und ihre Hände waren ruhig. Nur Puls und Atem gingen sehr schnell.
„Ich will unseren Kurs sehen", bestimmte Gucky. „Und die Syntronik soll die voraussichtlichen Kurse der Hamamesch ebenfalls ermitteln und optisch darstellen."
Auf dem großen Bildschirm tauchte ein Wirrwarr von Linien auf.
„Irrelevante Kurse ausblenden!" befahl Gucky der Syntronik und ließ einen Fluch folgen.
Es war deutlich zu sehen: Der voraussichtliche Kurs der PENELOPE führte genau auf einen Pulk von etwa dreißig großen Raumern zu, die sich Tampir mit hoher Fahrt näherten.
„Voraussichtliche Zeit des Zusammentreffens?"
„184 Minuten!"
„Mehr als drei Stunden", keuchte Elias Grant. „Und die ganze Zeit über sollen wir ..."
„Ruhig bleiben", sagte Gucky besänftigend. „Wir sind für die Hamamesch unsichtbar, vergeßt das nicht. Wieviel Zeit werden wir brauchen, um auf Eintrittsgeschwindigkeit zu beschleunigen?"
„Dreizehn Minuten", lautete die Antwort.
„Wir machen es folgendermaßen", bestimmte Gucky. „Wir rühren uns nicht, lassen uns treiben. Wir stellen uns taub, stumm und unsichtbar. Auf diese Weise, mit einem kleinen Trick, sacken wir durch die Reihen der Hamamesch. Und wenn wir sie hinter uns gelassen haben, dann beschleunigen wir mit allem, was wir haben - und ab geht's zur MONTEGO BAY."
„Eigentlich ganz einfach", bemerkte Largo Hodron; sie mußte sich räuspern, um ihre Kehle freizubekommen.
„Es muß nur klappen", murmelte Elias Grant. „Das ist alles, es muß klappen, sonst..."
„Kein Pessimismus", sagte Gucky halblaut. Er deutete auf den Bildschirm. „Der Kontakt - genauer gesagt, der Nicht-Kontakt - findet ungefähr hier statt. Dann sind wir dem Planeten so nahe, daß ich im Zweifelsfall bis Tampir teleportieren kann."
„Mehrfach? Und mit Gepäck?"
Earl Danhorst hatte sich vorsichtig ausgedrückt, aber Gucky hatte ihn verstanden, ebenso die anderen Besatzungsmitglieder an Bord der PENELOPE.
„Ich kann bei jedem Sprung zwei von euch mitnehmen", erklärte Gucky. „Das macht nur drei Sprünge, und die Entfernung ist nicht allzu groß. Diesen Trumpf behalten wir in der Hinterhand.
Aber wehe euch, wenn ihr mich nachher bei Perry verpetzt!"
Gelächter klang auf, ein wenig verkrampft, aber die Stimmung teilweise verbessernd.
Mit Gucky an Bord kann nichts schiefgehen, dachte Larga Hodron. Wir haben die beste Lebensversicherung, die es im Universum gibt.
8.
Aenur-System, an Bord der Space-Jet PENELOPE. 19. November 1220 Neuer Galaktischer Zeitrechnung.
Mittagszeit.
„Da sind sie!"
Die Stimme von Earl Danhorst klang heiser vor Aufregung. Er deutete auf den Monitor.
Vierunddreißig Hamamesch-Schiffe, dickbäuchige, schwerfällige Kästen, sehr groß, aber technisch rückständig. Dennoch waren es mehr als genug, um der PENELOPE ein Ende zu bereiten.
Die PENELOPE bewegte sich auf den Pulk zu, mit hoher Fahrt. Sollte es zu einer Kollision kommen, war dies das Ende für die PENELOPE und wahrscheinlich auch den Hamamesch-Raumer. Ein Zusammenprall bei diesen Geschwindigkeiten war mehr, als die besten Schirmfelder absorbieren konnten.
„Noch ein paar Minuten!"
Sie flüsterten, jeder. Logisch betrachtet war es unsinnig, es konnte sie ohnehin kein Gegner hören, aber Gefühle hatten ihre eigene Logik.
„Abstände?"
„Zwischen den einzelnen Hamamesch-Raumern? Läppische zwanzig bis dreißig Kilometer etwa!"
„Das reicht für unsere Zwecke völlig aus", sagte Gucky leise. „Ihr kennt doch Tiff, nicht wahr?"
„Julian Tifflor?"
„Genau der. Als junger Kadett der Dritten Macht hat er einmal eine Space-Jet in einem Einsatz geflogen, auf der Oberfläche einer Welt, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnere. Dabei ist er einmal mit höchster Fahrt durch eine Felsspalte gebrettert, die Space-Jet senkrecht gestellt.
Zwischen ihm und den Felsen gab es nur noch ein paar Meter Luft. Die armen Kerle, die bei ihm an Bord waren, sind fast gestorben vor Angst, aber Tiff hat den Kahn durchgebracht. Nur ein
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