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179 - Gefangene der Traumzeit

179 - Gefangene der Traumzeit

Titel: 179 - Gefangene der Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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satt, Spielball einer anonymen Macht zu sein, die sie nicht gefragt hatte, ob sie in ihre Dienste treten wollte.
    Der Weiße Ritter hatte sie ohne ihre Zustimmung in die Schlacht geschickt. Graf Zarrat, dem sie freiwillig hatte beistehen wollen, hatte sie erpresst. Sie wollte endlich wieder wach und Herrin ihres Schicksals sein…
    Doch aller Trotz nutzte nichts. Sie war nun einmal hier, und ihre Aufgabe war klar umrissen: Es galt, ein menschliches Ungeheuer auszumerzen, das irgendwo in diesem Gemäuer hauste. Was dieses Ungeheuer getan hatte, war nicht von Interesse. Schließlich war es nicht mal echt, sondern nur Teil der Prüfung: Sie war ein Spieler in einem Wettbewerb, und wer das Ziel tötete, hatte gewonnen und wurde – hoffentlich – belohnt.
    Wie die Belohnung aussah, war Aruula auch egal. Im Moment hätte sie der kleinste Sonnenstrahl zufrieden gestellt.
    Aber sie konnte nicht nur an sich denken: Was war mit Malie? Wo steckten ihre Gefährten? Waren Zarrat und Theopheel ihren unheimlichen Verfolgern entkommen? Wo steckte Xordimor?
    Hier oben , wisperte Malies Stimme plötzlich in ihrem Kopf.
    Ihre mentale Kraft war enorm. Aruula hätte sich nie so deutlich mitteilen können. Aber Lauscher waren nicht alle gleich, ihre Talente höchst unterschiedlich.
    Wo bist du?
    Über dir. Komm. Ich zeige dir den Weg.
    Vor Aruulas geistigem Auge erschienen Momentaufnahmen von Treppen und Korridoren. Sie ignorierte das Gestöhn nebenan, nahm ihr Zeug und huschte hinaus.
    Malies Bilder führten sie durch ein Labyrinth und an Türen vorbei, hinter denen nur winterliche Kälte herrschte. Hin und wieder aktivierte sie die Leuchtknolle. Dann sah sie gewölbte Decken und Stufen ohne Geländer. In dieser eigenartigen Welt hallten nicht mal ihre Schritte…
    Wie viel Zeit blieb ihnen noch, um den Auftrag auszuführen? Wann brach der Bann? Wann würde das gefürchtete Monstrum die Freiheit zurückgewinnen? Seit Graf Zarrat ihr gesagt hatte, was auf dem Spiel stand, waren ihrem Gefühl nach mindestens acht Stunden vergangen, wenn nicht gar zehn. Und…
    Sie bog um eine Ecke. Unerwartet schlang sich ein Arm um ihren Hals.
    Aruula war im Nahkampf zu erfahren, als dass sie sich dem Schreck ergeben und geschrien hätte. Stattdessen ging sie in die Knie. Die Hand des unbekannten Gegners griff dort, wo gerade noch ihr Mund gewesen war, ins Leere.
    Ich bin es! , blitzte es in Aruulas Geist auf, als sie herum- und ihre Klinge hochfuhr. Sie bremste den Schlag im letzten Moment.
    Fast war sie wütend über Malies Sorglosigkeit. Doch schon spürte sie das Bedauern ihrer neuen Kameradin.
    Ich dachte, du hättest mich wahrgenommen… Ich wollte nur verhindern, dass du vor Überraschung aufschreist.
    Du überschätzt meine Kräfte.
    Malie signalisierte Verstehen, dann duckte sie sich. Aruula tat es ihr gleich. Kein Laut. Komm mit. Malie setzte sich in Bewegung.
    Es ging etwa zwanzig Meter weit an einer Wand entlang.
    Aruula sah nichts, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie sich in einem großen Raum befanden. Täuschte sie sich, oder war da hinten ein kleines Fenster?
    Die Frauen richteten sich auf. Aruula hatte sich nicht getäuscht. Aber… Wo sind wir hier?
    Zu ebener Erde. Malies Bewusstsein schien sich zu schütteln.
    Aruula kniff die Augen zusammen. »Aber da ist ja nichts«, entfuhr es ihr so laut, dass die eigene Stimme sie erschreckte.
    »Überhaupt nichts!«
    Das Fenster war eine Elle hoch und breit und vergittert.
    Aruula packte die Gitterstäbe und zog sich hoch.
    Wohin man schaute, sah man nur konturenloses Grau. Wo waren die Zelte der Söldner geblieben? Wo das Feuer der Wache? Die Wache selbst?
    Wieso stand der Turm plötzlich in diesem grauenhaften Nichts? Hatte die Welt aufgehört zu existieren? Hatte sie nie existiert?
    »Malie…« Aruula wandte sich um.
    Sie konnte sich nicht erinnern, dass ihre Knie je zuvor so gezittert hatten. »Was geht hier vor?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du bist seit drei Tagen hier und hast mit Menschen gesprochen, die schon seit Wochen oder Monden hier sind!«
    »Ich habe keine Beweise. Ich kann nur spekulieren.«
    »Wann hast du zum ersten Mal aus diesem Fenster geschaut?«
    »Vor wenigen Minuten. Als ich es gefunden habe.«
    Aruula schauderte. Sie war keine ängstliche Frau. Sie hatte nur gern sichtbare Gegner. »Mich interessiert eigentlich nur eines: Wie kommen wir hier weg?« Sie deutete ins graue Nichts. »Und wenn wir wieder draußen sind… Ist dann noch alles so, wie es vorher

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