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179 - Gefangene der Traumzeit

179 - Gefangene der Traumzeit

Titel: 179 - Gefangene der Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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wenn sie hier keine Freunde fand.
    Aber sie hatte keineswegs vor, kampflos aufzugeben.
    Mit der Linken packte sie das Bein des Vermummten und riss es mit aller Kraft zur Seite. Als der Knochenmann nach hinten fiel, knackte es schaurig wie morsches, splitterndes Gebein. Aruula sprang auf und packte den Griff ihrer Klinge.
    Im Schein der zu Boden gefallenen Fackel holte sie aus. Sie durfte keine Zeit vergeuden.
    Doch bevor sie ihr Vorhaben ausführen konnte, flog jemand aus dem Dunkel auf sie zu und spaltete der am Boden liegenden Gestalt mit einem Schwert den Schädel.
    ***
    Das Opfer blutete nicht.
    Die Gestalt mit dem Schwert war eine Frau. Aruula hatte sie noch nie gesehen. Ihre leichte Bekleidung deutete darauf hin, dass Kälte ihr nichts ausmachte. Sie trug lange Wildlederstiefel und einen Lendenschurz. Fast transparente Fetzen bedeckten ihren Oberkörper. Sie hatte mandelförmige Augen; ein langer Zopf zierte ihren ansonsten kahlen Schädel. Ihre braunen Augen wirkten intelligent und entschlossen.
    »Lass uns abhauen, wir sind hier fehl am Platz…« Sie schaute sich konzentriert um.
    Aruula stellte keine Fragen; jedenfalls nicht hier und jetzt. Sie nahm die Leuchtknolle vom Boden auf und folgte der Fremden durch den Gang.
    Wieder ging es eine Treppe hinauf. Ein anderer Gang. Sie kamen an zahllosen Türen vorbei, hörten aber kein Geräusch.
    Aruula hatte längst die Orientierung verloren, als die geheimnisvolle Fremde sie in einen Raum führte, der nach hundert Jahren Staub roch. Sie befanden sich zwar noch immer auf der Kellerebene, aber im Licht der Leuchtknolle sah sie, dass der Raum einfach möbliert war. Befanden sie sich im Quartier irgendwelcher längst toter Stallknechte?
    Die Frau drückte die Tür ins Schloss und hockte sich auf den Boden.
    »Setz dich bloß nicht auf einen Hocker«, raunte sie. »Die sind völlig verrottet und zerfallen zu Staub, wenn man sie belastet.«
    »Wer bist du?« Aruula ließ sich ebenfalls nieder.
    »Man nennt mich Malie. Ich kam auf den Nippoo-Inseln zur Welt, aber ich war für eine mächtige Induu-Sultanin tätig. Mit ihr habe ich viele Länder bereist. Ich war in Kellqu-Tuah, als der Ruf mich erreichte…« Sie schaute Aruula neugierig an.
    »Und du? Wo kommst du her?«
    »Aus dem hohen Norden, von den Dreizehn Inseln.« Aruula nannte ihren Namen.
    Malie beugte sie sich vor und schaute ihr in die Augen. Sie wirkte erfreut. »Du bist echt ?«
    »Natürlich. Warum sollte ich nicht echt sein?« Aruula runzelte die Stirn. »Gibt es hier unechte Menschen?«
    Malie nickte. »Natürlich. Man nennt sie Simulacren. Sie sind bloße Hüllen, in denen ein fremder Organismus nistet. Sie geben sich zwar als Menschen aus, sind aber keine.«
    Aruula nickte langsam. »Auch ich kenne Hüllen, die sich als Menschen ausgeben.«
    »Parasiten.« Malie lächelte.
    »Ja, so hat Maddrax sie auch schon genannt.«
    »Maddrax?«
    »Mein Gefährte. Wir wurden… getrennt.« Aruula hatte nicht vor, ihrer neuen Bekannten die ganze Geschichte zu erzählen. Schon deshalb nicht, weil sie alte Wunden aufreißen würde.
    »Was machst du hier?«, fragte Malie.
    »Ich gehöre zu einem Himmelfahrtskommando.« Aruula nannte den Namen des Mannes, der sie gezwungen hatte, an diesem Unternehmen teilzunehmen.
    Malie lehnte sich zurück. »Das wievielte Kommando seid ihr?«
    »Das zweite, glaube ich. Warum fragst du?«
    »Ich gehöre zum ersten Kommando. Ich bin seit drei Tagen hier.«
    »Wie seid ihr rein gekommen? Durch den Abflusstunnel?«
    Malie nickte. »Ja. Wir waren vier, aber Conax ist der Taratze zum Opfer gefallen.«
    »Welcher Taratze?« Aruula zog unweigerlich die Schultern ein.
    »Die Taratze am Gitter. Uns gelang die Flucht durch ein enges Rohr in der Decke, aber Conax hat sie die Kehle durchgebissen.«
    »Wir haben keine Taratze gesehen«, sagte Aruula. »Da war nur das Sköldpadd.«
    »Das Sköldpadd?«, echote Malie und schaute sie entgeistert an. »Was denn für ein Sköldpadd?«
    Aruula beschrieb ihr, wie ein Sköldpadd aussah. Malie schüttelte den Kopf. »Ein solches Tier haben wir nicht gesehen.«
    »Bist du dir ganz sicher?«
    Malies Augen blitzen. »Wenn es so groß ist, wie du sagst, hätten wir es kaum übersehen können, nicht wahr?«
    Aruula nickte. »Ich verstehe das nicht.« In ihrem Kopf kreisten die Gedanken. »Haben wir vielleicht gegen Geister gekämpft?«
    »Gegen Halluzinationen? Hm, wer weiß?« Malie schaute nachdenklich zu Boden. »Ich kann es nicht ausschließen.« Ihr Blick

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