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1791 - Die Brut

Titel: 1791 - Die Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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während er marschierte. Bully bewegte sich gleichmäßig und ruhig, er setzte seine Kräfte sparsam und haushälterisch ein. Nun ja, schließlich hatte er einige Jahrtausende Erfahrung auf diesem Gebiet.
    Das war es, was Dino Gonkers fehlte. Dieser Reginald Bull war eigentlich ein lebendes Fossil.
    Er stammte aus einer Zeit, in der Menschen noch mit primitiven Waffen aufeinander losgegangen waren, mit Steinen, Faustkeilen, Keulen und Messern oder dergleichen, Dino Gonkers kannte sich da nicht aus. Terranische Frühgeschichte hatte ihn nie sonderlich interessiert. Er wußte nur, daß Bully nicht bei den Pyramiden mitgebaut hatte, aber sehr weit entfernt von dieser Zeit konnte Bullys Geburtsjahr nicht liegen.
    Aber es mußte eine Zeit gewesen sein, in der die Menschen mit der Angst vor Schmerz und Tod viel vertrauter gewesen waren als Dino Gonkers. Sie hatten zu ihrem Alltag gehört - so war es bei Dino Gonkers hängengeblieben. Er hatte einige der primitiven zweidimensionalen Filme aus dieser Zeit gesehen, wo ein muskelbepackter Mann mit bloßem Oberkörper und schwarzem Stirnband ganze feindliche Regimenter niedermetzelte; oder wo ein anderer Mann in einem bodengebundenen Gasfahrzeug mit einem Kind darin herumfuhr und grinsend mit Sprengstoffbündeln um sich warf; wo halbnackte Terraner auf dunklen Pferden von angezogenen Terranern auf hellen Pferden reihenweise niedergestreckt wurden.
    In diesem Zeitalter war Reginald Bull groß geworden. Kein Wunder, daß er jetzt kaum Anzeichen von Furcht erkennen ließ. Wahrscheinlich war schon auf ihn geschossen worden, als er noch in der Wiege gelegen hatte, war e.r als kleiner Junge von schädelzertrampelnden Robotern gejagt worden und hatte er als junger Mann die Ehre seiner Dame mit dem Degen in der Faust verteidigen müssen, vor allem bei Nacht. (Wenn die alten Filme auch nur halbwegs realistisch waren, dann hatte es damals viel mehr Nächte als Tage geben müssen - sehr seltsam.) Dino Gonkers machte einige schnellere Schritte, die ihn an Reginald Bulls Seite brachten.
    Bully wandte kurz den Kopf und lächelte Gonkers aufmunternd zu.
    „Dir macht das alles nicht soviel aus, nicht wahr?" fragte Gonkers.
    Reginald Bull runzelte die Stirn.
    „Wie kommst du darauf?"
    „Damals, als du geboren wurdest, da waren auf der Erde Gewalt und Tod alltäglich, oder?
    Überall Schießereien, und ständig flogen Fahrzeuge und Gebäude in die Luft. Man mußte immerzu Angst haben, habe ich recht? Du hast dich damals viel gefürchtet."
    Reginald Bull grinste breit.
    „Vor allem vor Matheklausuren", gab er zu. „Und wie ..."
    „Achtung!"
    Der helle Ruf von Fherrl Checkert ließ die Gruppe stocken. Unversehens war vor den Galaktikern ein Trupp der Chimären aufgetaucht.
    Sie waren ungefähr so groß wie die Galaktiker. Keine zwei sahen gleich aus, aber das Grundmuster war überall das gleiche. Und sie wirkten, jede einzelne, außerordentlich gefährlich.
    „Fünfzehn", stieß Fink Petticul hervor; er hatte rasch gezählt. „Mehr als genug für uns."
    Die Galaktiker starrten die Chimären an. Die Geschöpfe von Gomasch Endredde starrten zurück.
    Vielleicht waren Experten wie Reginald Bull in der Lage, auch in den Gesichtern von Insektoiden so etwas wie Gemütsausdruck oder Mimik zu erkennen. Dino Gonkers konnte das nicht.
    Er sah nur riesig wirkende Facettenaugen, und sie schienen ihn unverwandt anzustarren, ihn ganz persönlich. Sie drohten mit diesen Augen, und ihre Mandibeln öffneten und schlössen sich, offenbar angetrieben von Blutdurst und Gier.
    Die Körper mit ihrer fade und teigig wirkenden Haut, über die zahlreiche vibrierende Muskelstränge liefen, die Rückenpanzerung - all das machte auf Gonkers den Eindruck ungezügelter Gier.
    Die Beine bewegten sich leicht, sprungbereit, wie es schien. Die linken Arme endeten in großen Scheren aus einem rötlichen Material, auch sie öffneten und schlössen sich in einem allmählich schneller werdenden Rhythmus.
    Dino Gonkers schluckte.
    „Ruhe bewahren", ordnete Reginald Bull halblaut an. „Wir haben nichts, womit wir uns wehren könnten. Reizen wir sie nicht zum Angriff. Und nicht bewegen! Viele Insekten können unbewegliche Objekte nicht richtig wahrnehmen, wohl aber sich bewegende."
    „Sie kommen näher!"
    Die Stimme von Belavere Siems klang heiser und belegt. Gonkers konnte sehen, wie sich an ihrem rechten Schläfenansatz feine Schweißperlen bildeten, die langsam die Haut hinunterliefen.
    „Ruhig bleiben", murmelte Bully.

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