1792 - Lebensziel Rache
vorher, bei dem kurzen Strahlgewitter mit den Einschlägen in die Wand, die im übrigen tiefe Löcher hinterlassen hatten, nicht getroffen worden waren, durfte jetzt ebenfalls nicht interessieren.
Und an Cyrn Dow und die ganze, sich um ihn und seinen Vater rankende Geschichte, durfte Perry schon gar nicht denken.
Später, alles später...
Er konnte nicht alles so verdrängen, wie er gerne gemocht hätte, und erklärte sich ihr Überleben und die Unversehrtheit des Aachthoms - bis auf das Wachhaus und die Einschüsse - damit, daß Dow es, neben allem anderen, auch noch geschafft hatte, die aus ihm selbst freigewordenen Kräfte in ihrem Wirkungsfeld ebenso zu kontrollieren wie ihr Ziel.
Später! Sie lebten und waren bis hierher vorgedrungen!
Sein einziges Problem in diesem Augenblick mußte Aachthor heißen.
Er schritt an der Spitze der Gruppe, die Waffe wieder schußbereit, und sah die erste der vierzehn Kammern vor sich auftauchen, ebenfalls wie aus einem Unsichtbarkeitsfeld geschält, in welcher die mysteriösen Kospien liegen sollten, von denen Hamiller gesprochen hatte.
„Dort", sagte Atlan, als er hinter dem Eingang der Kammer stehenblieb. „Der Sarkophag."
Er war von elliptischer Form und maß in der Längsachse gut drei Meter. Perry ging darauf zu und blieb erst wenige Meter davor stehen. Auch jetzt rechnete er jeden Moment mit einem Alarm oder einer Abwehr des Aachthoms.
Doch noch geschah nichts.
Der Sarkophag war der einzige erkennbare Gegenstand in der großen Kammer und ruhte auf einem zehn mal fünf Meter großen, einen halben Meter hohen Sockel, der aussah wie Marmor.
Das Behältnis selbst war, wie von Hamiller beschrieben, transparent und ließ erkennen, daß es mit einer trüben Flüssigkeit gefüllt war.
Darin eingebettet lag ein Wesen, dessen Umrisse nicht genau zu erkennen waren. Was sich erahnen ließ, entsprach einem mehr oder weniger humanoiden Geschöpf von maximal zwei Metern Länge.
Perry wartete, bis alle Begleiter hinter oder neben ihm versammelt waren. Dann hob er den linken Fuß.
„Es könnte automatische Sicherheitsvorkehrungen auslösen", warnte Fherll Checkert. „Ich wäre da lieber vorsichtig."
Doch Rhodan hörte nicht hin und betrat mit versteinerter Miene den Sockel, bereit, sich sofort wieder zurückzustoßen und hinzuwerfen.
Auch jetzt blieb noch für einen Moment alles ruhig.
Und dann reagierte die Grabkammer.
*
Es geschah nichts von dem, was die Galaktiker insgeheim erwartet und befürchtet hatten.
Weder stand Aachthor plötzlich vor ihnen, noch wurde das Feuer aus robotgesteuerten Geschützen auf sie eröffnet, noch tauchte ein neuer Diener vom Schlage Klaymons auf. Wie Hamiller es gesagt hatte, führte der Weg zu dem Geheimnisvollen über Klaymon - und nicht über die seit Jahrtausenden toten Kospien.
Was passierte, war, daß sich in dem Moment, als Perry Rhodan das Podest mit dem Sarkophag betrat, plötzlich die Wände veränderten. Fremdartige Schriftzeichen und Bilder wurden holographisch auf sie projiziert, und nicht nur deshalb fremd, weil sie keiner von irgendwoher bekannten Schrift und keinen jemals in irgendeinem Abschnitt des Universums geschauten Szenen entsprachen.
Vielmehr waren es Zeichen und Bilder, die sich andauernd über die Wände schoben: in-, ausund übereinander und in einem Farbenspiel, das die Sinne verwirrte, ja geradezu quälte.
Man hätte an das Werk eines abstrakten Künstlers glauben können, der sich gänzlich ungeahnter revolutionärer Techniken bedient hatte, aber Rhodan spürte, daß dem nicht so war.
„Es ist eine Botschaft", sagte er zu seinen Gefährten, „oder möglicherweise eine Geschichte.
Aber sie ist offenbar nicht für Augen wie unsere bestimmt."
„Wir könnten den Zauber mit technischer Unterstützung auflösen", gab sich Atlan überzeugt.
„Wenn wir die Zeit dazu hätten. Bestimmt gäbe es wichtige Hinweise auf Aachthor und das, was zu seiner Zeit geschah. Wahrscheinlich ist diese Formen- und Farbenspielerei ganz einfach nur eine Art von Kodierung."
„Ja", sagte Perry. „Wenn wir die Zeit dazu hätten. Und genau die haben wir leider nicht, Arkonide. Wir machen Aufnahmen von den Holos, und dann geht es weiter."
Sie ließen zur späteren Analyse von den entsprechenden Systemen der SERUNS die für sie momentan unentwirrbaren Bilder und Symbole einfangen und abspeichern, allerdings in der Ungewißheit, ob sie sich tatsächlich „greifen" ließen, und setzten den Weg weiter ins Aachthom hinein
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