1798 - Drei Henker für Sinclair
Ich legte meine rechte Hand darauf, drückte sie nach unten und schielte zugleich nach links, wo die Frau stand.
Ruby hatte den rechten Arm erhoben und natürlich auch die Waffe. Sie machte den Eindruck einer Person, die sofort zuschlagen wollte, und diese Starre wollte ich ausnutzen.
Noch war es möglich!
Der Schlag mit der linken Hand traf sie völlig überraschend. Der Angriff war ein Risiko gewesen, das wusste ich, aber ich hatte Glück und erwischte mein Ziel.
Meine Faust rammte in die Achselhöhle hinein. Mehr hatte ich nicht gewollt. Und ich hatte richtig gerechnet. Die Frau schrie auf, ihr Arm zuckte noch höher, aber nicht nach unten, und ich startete die zweite Attacke.
Sie war eine Frau. Egal, sie wollte mich töten, und da konnte ich keine Rücksicht nehmen.
Der heftige Tritt erwischte sie in der Körpermitte. Sie riss den Mund auf, sie gab einen erstickten Laut von sich und sackte in die Knie. Die Machete hielt sie noch fest, aber die Waffe zeigte auf kein besonderes Ziel mehr. Die Frau saß auf dem Boden, sie war nicht mehr in der Lage, die Waffe hochzureißen und mich anzugreifen.
Eine gefährliche Frau mit menschlichen Kräften, die auch menschlich reagierte.
Ich sah, dass sie nicht aufgeben wollte. Es passte ihr nicht, dass sie saß. Sie wollte sich wieder aufrichten und versuchte, sich an der Wand mithilfe ihres Rückens in die Höhe zu drücken.
Die Hälfte der Strecke ließ ich sie in Ruhe.
Dann schlug ich zu.
Diesmal hatte ich Zeit gehabt, um ausholen zu können. Ich nahm nicht die Faust, sondern die Handkante. Da hatte mein Freund Suko mir einige Schläge beigebracht, die man als perfekt bezeichnen konnte.
So war es auch hier. Ich traf genau den Punkt am Hals, der getroffen werden musste. Ruby Lamotte zuckte noch mal zusammen, dann half ihr auch die Wand nicht mehr.
Sie kippte mir entgegen. Ich fing den Körper ab und ließ ihn zu Boden gleiten.
Ruby blieb dort liegen, ohne sich zu rühren. Und das würde auch für die nächste Zeit so bleiben.
Dennoch wollte ich auf Nummer sicher gehen. Diese Frau war ein Mensch, konnte aber auch wie eine Maschine sein, und deshalb holte ich meine Handschellen hervor und legte sie der Frau an. Das heißt, nur ein Ring umschloss ein Handgelenk, den anderen verband ich mit einem Rohr, das von der Decke herab nach unten lief und im Fußboden verschwand.
So war ich mir sicher, keinen Verfolger auf den Fersen zu haben, denn jetzt lag der Weg für mich frei. Ich musste die restlichen Henker finden, aber auch Sir Gerald Lockwood.
Zuvor hatte ich noch etwas anderes zu tun. Ich wollte meine Waffe wieder zurückhaben und untersuchte die Bewusstlose. Sie hatte meine Beretta eingesteckt. Ich fand sie in einer Außentasche ihrer Hose, ebenso wie mein Handy. Als ich beides in meinen Händen hielt, ging es mir besser. Jetzt war ich wieder voll da und würde mich auf den Weg machen können.
Ich befand mich in einem Haus, von dem ich nur wenig kannte. Allerdings konnte ich mir vorstellen, wo sich der Richter aufhielt. Dort, wo ich mit ihm gesprochen hatte.
Und wahrscheinlich war er nicht allein. Ich rechnete damit, die beiden restlichen Henker als Aufpasser bei ihm zu sehen, und würde mich entsprechend vorsichtig verhalten müssen.
Dann kam noch etwas hinzu. Eigentlich hatte ich beim Besuch dieses Hauses auf Sukos Hilfe gehofft, aber der hatte sich bisher nicht gezeigt.
Das wunderte mich.
Ich überlegte hin und her, bis ich mich entschloss, das Zimmer noch nicht zu verlassen, bevor ich nicht Bescheid wusste. Ich nahm mein Handy und rief Suko an.
Pech.
Keine Meldung.
Ein totes Handy.
Und genau das machte mich misstrauisch. Da stimmte etwas nicht, das stand für mich fest.
Das ungute Gefühl ließ sich nicht unterdrücken. Wenn so etwas eintrat und Suko sich nicht meldete, dann gab es Probleme.
Dass er sich noch im Rover befand, daran glaubte ich nicht, da musste etwas passiert sein. Was das war, wollte ich herausfinden und machte mich auf den Weg.
Ich war wieder bewaffnet. Ich konnte durchatmen, auch wenn ich noch das Ziehen in meinem Nacken und auch im Rücken spürte, es war alles im grünen Bereich.
Es war fast lächerlich einfach, ich konnte die Tür aufziehen, ohne dass mich jemand daran hinderte. Wie ich in das Zimmer hineingekommen war, wusste ich nicht, aber jetzt war ich wieder draußen und sah mich in einem Teil des Hauses um, den ich nicht kannte. Aber ich befand mich nicht in der ersten Etage, sondern noch immer unten. Und hier setzte
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