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18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

Titel: 18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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zurückziehe. Ich werde meinen Vorgesetzten Bericht erstatten.«  Lennet drehte sich um und setzte den Fuß auf die Treppe.
    »Halt! Warten Sie! Ich mach j a schon auf!« rief der Nachtwächter entsetzt.
    Die Schlösser klickten. Ein Riegel wurde zurückgeschoben und eine Sicherheitskette entfernt. Endlich ging die Tür auf.
    »Kommen Sie schnell, Herr Feuerwerker, schnell!«
    »Wo ist das Büro des Militärattaches?« fragte Lennet. Er hoffte inständig, daß er sich nicht irrte. Normalerweise war bei den Botschaften der Militärattache für die Geheimdienste zuständig. Also ging der Geheimgang in die Rue de Lilie 50  aller Wahrscheinlichkeit von seinem Büro aus. Wie man wohl in den Gang kommen mochte? Vielleicht durch eine Geheimtür, vielleicht aber auch nicht. Unter normalen Umständen wäre ja niemals jemand auf die Idee gekommen, in einer ausländischen Botschaft herumzuschnüffeln, die nicht dem französischen Gesetz unterlag. Da brauchte man die Sache gar nicht so geheimzuhalten!  »Kommen Sie mit!« japste der Nachwächter und rannte trotz seines respektablen Alters im Laufschritt durch den Flur.
    Sie kamen durch eine Garderobe, durch einen langen Flur, schwenkten nach links in eine Art Wartezimmer, rannten einen weiteren Korridor entlang, bis der alte Mann plötzlich stehenblieb und mit zitterndem Finger auf eine Tür zeigte. Auf einer Messingplatte stand: Militärattache.
    »Öffnen Sie!« kommandierte Lennet.
    »Ja, aber... die Sek... Sek... Sekunden...«, stammelte der Mann.
    »Wir haben noch dreiundzwanzig. Vergeuden Sie sie nicht!«  Die Hände des Nachtwächters zitterten so, daß der  Schlüsselbund ununterbrochen klirrte, aber schließlich schaffte er es doch, die Tür zu öffnen. Kaum war er fertig, als er, ohne sich noch einmal umzudrehen, durch den Korridor entfloh.
    Dabei schrie er schrill durch das ganze Haus: »Eine Bombe!  Eine Bombe! Raus hier, Leute, schnell weg!«  Lennet betrat das Büro, knipste das Licht an und schloß die Tür hinter sich. Auch den Riegel legte er vor.
    Dann schaute er sich um. Ihm blieben wirklich nur wenige Sekunden Zeit. Sehr bald würden die Botschaftsangestellten seine List durchschaut haben. Bis dahin mußte er den Zugang gefunden haben.
    Gross gab Lennet genau drei Minuten Vorsprung - nicht eine Sekunde mehr. Dann ließ er den Kassettenrecorder und das Funksprechgerät in Sosthenes Obhut im Wagen zurück und machte Poli ein Zeichen. »Los, komm, wir gehen!«  Sie betraten die Eingangshalle des Hauses. Links war eine leere Portiersloge, auf der rechten Seite die Tür der Wohnung, in der Graziella jeden Augenblick etwas Schreckliches geschehen konnte. Geradeaus war noch eine dritte Tür. Sie führte auf einen kleinen Innenhof.
    Gross stieß sie auf und fand sich in einer Art tiefem Schacht wieder, in dem unglaublich viele Mülltonnen standen. Die meisten Fenster zum Hof hin waren schon dunkel; nur in zwei oder drei Wohnungen brannte noch Licht, und von irgendwoher kam flotte Jazzmusik.
    »Prima", flüsterte Poli, »wenn wir Lärm machen, übertönt die Musik das wenigstens!«  Bei der Wohnung im Erdgeschoß rechts waren die  Fensterläden nicht außen, sondern innen drin angebracht. Eine ziemlich seltene Sache! Gross und Poli zwinkerten sich zu.
    Umständlich zog Poli ein Mäppchen mit Einbruchswerkzeug aus der Hosentasche. Er nahm ein Klümpchen Fensterkitt, knetete ihn durch und klebte ihn auf die Scheibe. Mit einem Glasschneider mit Diamantspitze fuhr er in Höhe des Fenstergriffs mehrmals im Rechteck über das Glas. Dann zog er vorsichtig an dem Fensterkitt und hatte das Scheibenstück in der  Hand. Sachte stellte er es gegen die Hauswand, steckte die Hand durch das Loch und drehte den Griff.
    Gross sah ihm voll Bewunderung zu.
    Nun mußte Poli noch die inneren Fensterläden öffnen. Mit viel Fingerspitzengefühl tastete er nach den Verschlüssen. Er stellte fest, daß die Flügel der Läden mit einem Haken in einer Öse im Holz des Fensters befestigt waren. Deswegen ließ sich das Fenster auch nur einen Spaltbreit öffnen. Poli nahm einen Schraubenzieher aus seinem Mäppchen, steckte den Arm durch das Loch in der Scheibe und drückte mit dem Werkzeug den Haken aus der Öse. Geschafft!  Er trat einen Schritt zurück und betrachtete sein Werk. Gross sah ihn fragend an. Poli nickte. Er rieb sich die Hände und machte sich daran, das Fenster ganz langsam nach innen aufzuschieben. Dabei drückten die gläsernen Flügel sanft die Läden auf.

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