18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin
Situation. Er hat mich gebeten, Ihnen auszurichten, daß er es gut verstehen kann, wenn Sie sich in der momentanen Lage gegen Frankreich entscheiden. Wir werden unsere gemeinsamen Projekte aufschieben, bis Sie Ihre Tochter wiederhaben. Danach werden wir weitersehen...« Andronymos nickte traurig. »Ich danke Ihnen von ganzem Herzen", sagte er leise, »aber ich glaube kaum, daß ich dieses großzügige Angebot annehmen kann. Frankreich mag ja Verständnis für meine Situation haben, aber ich muß auch an mein Volk denken. Mein Volk hat Vertrauen zu mir, und das kann und darf ich nicht enttäuschen.« Der Staatssekretär blickte den Präsidenten an. »Wir bedauern das Verschwinden Ihrer Tochter von ganzem Herzen. Offenbar hat einer unserer Geheimdienste versagt. Sie können versichert sein, daß die Schuldigen ihrer Strafe nicht entgehen werden.
Doch das darf uns nicht von der Tatsache ablenken, daß die Erklärung, die Bensani von Ihnen verlangt, eine spürbare Abkühlung der diplomatischen Beziehungen zwischen unseren Ländern zur Folge hätte. Nicht zu vergessen das Uran...« Ein eiliger Lakai in Uniform unterbrach den Staatssekretär. Er hielt dem Präsidenten ein Silbertablett hin, auf dem ein zusammengefalteter Briefbogen lag.
»Dies hier ist eben von Ihrer Botschaft gekommen, Herr Präsident.« Andronymos entfaltete das Blatt und las: »ASASZRDMWRZZ...« Verblüfft sahen der General und der Staatssekretär, wie das Gesicht des Präsidenten aufblühte. Seine Augen strahlten, und er schien zu wachsen.
»Meine Herren!« rief er mit seinem donnernden Baß. »Meine Tochter ist in Sicherheit!«
»Verdammt noch mal!« entfuhr es dem General. »Ich freue mich für den Mann!«
»So ist also das verlorene Lämmlein zu seiner Herde zurückgekehrt", säuselte der Staatssekretär.
»Jawohl!« rief der um zehn Jahre verjüngte Andronymos. »Sie schreibt hier, daß ich nicht an die Falschmeldungen glauben soll, die über sie verbreitet werden.«
»Wo ist sie denn?« wollte der Staatssekretär wissen.
»Das weiß ich nicht, aber hier steht, daß sie in Sicherheit ist.
Ich brauche unbedingt ein Telefon!« Der General führte den Präsidenten in einen ruhigen kleinen Raum, in dem ein Telefon auf einer Marmorkonsole stand. Der Präsident hob ab und ließ sich mit einer Botschaft in Paris verbinden.
»Ich möchte sofort den Militärattache sprechen!« donnerte er die Sekretärin an, die den Anruf entgegengenommen hatte.
Es dauerte einige Zeit, bis sich die Stimme meldete: »Oberst Bensani. Was wünschen Sie?«
»Hier Andronymos", rief der Präsident ins Telefon.
»Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich über Ihren Anruf freue, Herr Andronymos! Ja, unsere Bedingungen sind noch immer die gleichen. Wollen Sie sich auf den Handel einlassen?«
»Ihre Bedingungen? Daß ich nicht lache! Sie bluffen gut, das muß ich Ihnen lassen. Aber jetzt ist das Spielchen vorbei! Sie wollen also meine Tochter entführt haben und sie töten, wenn ich nicht auf Ihre Bedingungen eingehe? Sie gestatten doch, daß ich Sie nicht ganz ernst nehme! Sie wollen handeln und haben nicht einmal Ware anzubieten? Nein, mein Freund, so geht das wirklich nicht. Sie müssen noch eine Menge lernen!«
»Herr Präsident, ich bin entzückt, Sie so guter Laune anzutreffen. Dürfte ich den Grund für Ihre Freude wissen?«
»Sie haben meine Tochter nicht und werden sie auch niemals bekommen. Sie ist in Sicherheit. Sie hat mir geschrieben.«
»Oh, Herr Andronymos, wenn das der einzige Grund für Ihre Freude ist, dann sehe ich mich gezwungen, Sie herb zu enttäuschen. Unsere liebe kleine Graziella hat soeben beschlossen, einige Tage in unserer Gesellschaft zu verbringen.«
»Sie lügen, Bensani! Ich habe gerade ein Telegramm von ihr erhalten.«
»Das mag ja sein, aber das ist dann schon ein paar Stunden unterwegs. Im Augenblick ist die Süße hier bei uns.«
»Ich glaube Ihnen nicht!«
»Ich kann es Ihnen beweisen. Graziella, möchten Sie ein paar Worte mit Ihrem Vater sprechen?« Einer der Piraten half dem Mädchen auf die Beine, und sie griff fieberhaft nach dem von Bensani hingehaltenen Hörer. Am anderen Ende der Leitung sackte der Präsident immer mehr in sich zusammen.
»Papa? Papa, bist du da?« fragte Graziella schluchzend.
»Wieso bist du in Paris? Du hast mir gar nichts davon gesagt!«
»Kind!« schrie Andronymos verzweifelt. »Graziella! Ich habe doch gerade dein Telegramm bekommen!«
»Ach, Papa, das habe
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