18 - Orangen und Datteln
nachdem ‚el Fagr‘ gebetet worden war.
Nach Indianerart beinahe waagrecht auf dem Pferd hängend, um keine Spur zu übersehen, ritt ich voran. Mehrere kleine Bäche ließen auf die Nähe eines Flüßchens schließen. Es gab hier gut befruchtetes Weideland, in welchem sich die Hufe recht deutlich abgedrückt hatten. Wir kamen mit unseren ausgeruhten Pferden rasch vorwärts und erreichten nach ungefähr anderthalb Stunden das vermutete Flüßchen, dessen Lauf sich rechts nach dem Bah bu Scherif zu richten schien. Hier hatten die Gesuchten übernachtet. Das Gras war zertreten und niedergelagert, und man sah deutlich die Stelle, an denen die einzelnen Tiere angebunden gewesen waren.
„Effendi“, meinte der Scheik, „kannst du den Ort finden, an welchem Mochallah geschlafen hat?“
Ich suchte.
„Hier ist es. Sie hat in der Atuscha geschlafen.“
„Woher weißt du dies?“
„Siehst du nicht, daß die Sänfte hier gestanden hat?“
„Ja. Aber Mochallah kann doch an einer andern Stelle geschlafen haben.“
„Blicke her! Sie hat aus der Atuscha herausgelangt, als alle schliefen, und abermals ein M. in den Rasen geschnitten.“
„Maschallah, es ist wahr! Herr, sie ist gesund; sie hat uns ein Zeichen gegeben; sie weiß es, daß wir kommen. Laß uns eilen!“
Das Wasser des Flüßchens war nicht tief; wir kamen leicht hinüber. Drüben untersuchte ich die neue Spur ganz genau.
„Was suchst du noch, Sihdi?“ fragte Achmed es Sallah.
„Ich will sehen, seit welcher Zeit sie aufgebrochen sind. Dem Nachtlager nach sind sie genauso weit von uns entfernt, wie wir vom Bay Abida bis hierher reiten mußten. Nach diesem Gras aber sind sie noch eher aufgebrochen als wir, schon während der Nacht. Es hat sich fast ganz wieder aufgerichtet; die Flüchtlinge sind über zwei Stunden vor uns. Laß uns eilen!“
Es ging im scharfen Trab und lautlos vorwärts, so gut es die Pferde auszuhalten vermochten. Leider zeigte es sich, daß ihnen die Tiere des Krumirs überlegen waren, denn als ich drei Stunden vor Mittag abstieg, um die Fährte, welche jetzt im sandigen, vegetationslosen Boden lief, zu untersuchen, zeigte es sich, daß wir den Verfolgten um nichts näher gekommen waren.
„So erreichen wir sie nicht“, sagte ich zum Scheik. „Laß mich mit Achmed voranreiten. In vier Stunden holen wir sie ein, und dann ist es grad höchste Zeit, denn dann sind wir fast beim Dschebel Schefara angekommen.“
„Ich reite mit“, antwortete er.
„Dein Pferd hält es nicht aus!“
„Dann ist es immer noch Zeit zurückzubleiben.“ Auch der Engländer ließ sich nicht zurückhalten. Die Sebira erhielten ihre Instruktionen, und wir vier ließen unsere Pferde doppelt ausgreifen. Eine Stunde verging – und noch eine. Die Sonne brannte heiß hernieder, und wir hielten einen Augenblick an, um uns und die Pferde mit Wasser zu erfrischen, welches wir in einem Schlauch mitgenommen hatten. Die Schläuche waren des Morgens am Fluß gefüllt worden. Nun ging es wieder vorwärts. Weit und unbegrenzt lag die Ebene rund um uns her. Wandernde Ghuds (Sanddünen) wechselten mit wirrem Felsengebrock; kein Baum, kein Strauch, kein Halm war zu sehen, und die Hitze vibrierte wie eine sichtbare Flut über den glühenden Boden dahin. Das Pferd des Scheiks und des Engländers begannen zu straucheln, auch Achmeds Stute ward unzuverlässig; da erhob sich gerade vor uns am Horizont weiß und glänzend ein riesiges Gemäuer, fast wie die Ruinen einer altenglischen Abtei. Es waren keine Mauern; es waren Felsen, in die die Jahrhunderte so abenteuerliche Lücken und Risse gebrochen hatte. Am Fuß, im Schatten derselben sah ich weiße und farbige Punkte, welche sich regten.
Ich nahm das Fernrohr zur Hand, richtete es und – stieß einen lauten Ruf der Freude aus.
„Sind sie es, Effendi?“ fragte der Scheik.
„Sie sind es – ein Kamel mit einer Atuscha und sieben Reiter, der eine von ihnen auf einer Milchstute.“
„Hamdullillah – Preis sei Gott; wir haben sie!“
„Noch nicht. Sie sind ihrer sieben, und wir zählen nur vier.“
„Fürchtest du dich?“ fragte er erregt.
„Ali en Nurabi, du hast gestern diese Frage bereits einmal ausgesprochen und nachher doch gesehen, ob ich mich fürchte!“
„Verzeihe Herr! Aber warum scheust du doch vor ihnen.“
„Ich scheue mich nicht. Ich denke nur daran, daß wir die kostbare Stute und das Kamel nicht verwunden dürfen.“
„Herr, du hast recht! Was werden wir tun?“
„Wir müssen
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