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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gegeneinander sein.“
    „Was sollen diese Worte sagen?“
    „Ich verlange das Recht der Schilugh (freien Männer). Besiegst du mich, so ist alles, was mir gehört, dein Eigentum, und diese Uëlad Sebira werden dir den Zoll bezahlen, den du verlangt hast; besiege aber ich dich, so gehören dein Pferd und deine Waffen mir, und wir können ohne Zoll und Aufenthalt durch euer Gebiet reiten.“
    Seine Augen hafteten mit Begier auf meinem Pferd.
    „Es soll dein sein, wie du begehrst“, antwortete er.
    „Wenn einer von uns beiden gefallen ist, wird Friede sein zwischen den andern?“
    „Ich verspreche es!“
    „Schwöre es!“
    „Ich schwöre es bei Allah und allen Moslemin, die gelebt haben und noch leben werden!“
    „Auch die Deinen schwören es?“
    „Mein Schwur gilt mit für sie.“
    „So steige herab!“
    Ich winkte Achmed und den Engländer herbei, um ihnen mein Pferd und meine Waffen zu übergeben. Dabei erklärte ich Sir Percy den Vorgang.
    „Zounds“, rief er, „hundert Pfund würde ich geben, wenn ich an Eurer Stelle wäre!“
    „Seht Euch den Kerl an, Sir! So ein Gang ist nicht ganz ungefährlich!“
    „Hm! Da legt er den Haïk ab. Diese Muskeln! Dieser alte Boy hat Arme wie ein Elefant. Nehmt Euch in acht, Sir; die Sache ist allerdings bedenklich. Gebt ihm einen richtigen box on the stomach (Hieb auf den Magen), daß ihm die Seele abhanden kommt; das ist das beste!“
    „Pah! Ihr habt ja damals in Indien meine Art Jagdhieb gesehen; ein einziger davon ist genug.“
    „Ihr werdet Euch die Faust zerschlagen, Sir!“
    „Ich glaube nicht, daß der Kopf dieses Yhramemssa härter ist als die Indianerschädel, die ich bereits getroffen habe. Sollte mir aber etwas Menschliches passieren, so haltet Ruhe; ich habe es versprochen!“
    Auch ich warf den Haïk von mir. Die andern wichen zurück, und nun standen wir uns allein gegenüber. Der Riese schien mir weit überlegen zu sein; er selbst war so überzeugt hiervon, daß er ohne alles Vorspiel sofort zum Angriff überging. Mit einem weiten, kräftigen Sprung stürzte er sich auf mich, um mich zu erfassen. Er konnte mir die Sache gar nicht leichter machen. Ich drehte mich schnell zur Seite, und während er mit beiden Armen in die Luft griff, schlug ich ihm die Faust mit solcher Gewalt gegen seine rechte Schläfe, daß er augenblicklich zusammenbrach. Ein lautes Geschrei erhob sich von beiden Seiten, aber getreu dem Schwur ihres Anführers wagte es keiner der Gegner, sich vom Platz zu rühren.
    Ich kniete auf den besiegten Feind und hielt ihn bei der Kehle. Ein zweiter Hieb hätte ihn getötet, doch lag dies ganz und gar nicht in meiner Absicht. Nach kurzer Zeit kam er wieder zu sich und machte eine Anstrengung, emporzukommen, doch hielt ich ihn fest unter mir. Er wandte seine ganze Kraft an, mich abzuwehren, aber ich brauchte nur den Finger um den Hals zu schließen, um jeden Widerstand zu brechen.
    „Gibst du zu, daß du besiegt bist?“ fragte ich ihn.
    „Töte mich, Hund!“ stöhnte er.
    Da ließ ich die Hand von ihm und stand auf.
    „Erhebe dich, Hamram, el Zagal; ich will dein Leben nicht!“
    „Nimm es, ich mag es nicht mehr haben.“
    „Stehe auf! Ich sage dir, daß es keine Schande ist, von einem Emir aus dem Frankenland besiegt worden zu sein.“
    „Aber eine Schande ist es, sein Pferd und seine Waffen zu verlieren!“
    „Behalte sie. Ich schenke sie dir!“
    Er wart trotzig liegen geblieben; jetzt aber schnellte er rasch empor.
    „Ist's wahr? Läßt du mir alles?“
    „Alles! Du hast mich beleidigt; du hast mich einen Hund von einem Schakal genannt; aber der Prophet sagt: ‚Wer sich rühmt, seinem Freund Gutes zu erweisen, der sei still; wer aber seinem Feind Barmherzigkeit erzeigt, dem steht die Hand Gottes offen.‘ Komm, nimm und iß; wir wollen Freunde sein!“
    Ich ging zu meinem Pferd, nahm aus der Satteltasche eine der darin befindlichen Bela (getrocknete Dattel), zerbrach sie und reichte ihm die Hälfte, während ich die andere Hälfte aß. Er ließ sich wirklich überraschen und steckte die Dattel in den Mund. Jetzt waren wir sicher; jetzt hatten wir gewonnen. Er nahm seine Waffen wieder auf und bestieg sein Pferd.
    „Ich habe mit dir gegessen; du bist mein Freund. Kommt mit nach dem Duar, um meine Gäste zu sein!“
    „Erlaube uns, dies nach unserer Rückkehr zu tun! Wir dürfen keine Zeit versäumen, wenn wir die Leute erreichen wollen, welche wir suchen.“
    „Du betrübst meine Seele, o Emir. Aber sage mir, ob ihr

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