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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gewärtig sein, der Krumir tötet beide Tiere, anstatt daß er sie zurückgibt. Reitet langsamer. Ich werde einen weiten Bogen schlagen und ihnen zuvorkommen. Dann jagt ihr auf sie zu, und ich stelle mich ihnen in den Weg.“
    „Nein, das darfst du nicht tun, Effendi! Du wirst uns nicht verlassen. Wir bleiben zusammen, holen sie ein, und dann werde ich so mit ihnen reden, daß wir schnell fertig werden.“
    „Ganz wie du willst! Sie haben nichts bei sich, was mir gehört.“
    Wir flogen wieder vorwärts. Der Krumir war gerade im Begriff gewesen, wieder aufzubrechen, als wir ihn erblickten. Ehe er mit den Seinen hinter dem Felsen verschwand, sah er sich um und musterte uns, doch nur einen kurzen Augenblick, dann bog er schnell um die Steine. In zehn Minuten hatten wir diese letzteren erreicht. Da sahen wir die Hamema im Galopp über die Ebene brausen.
    „Nach, ihnen nach, und wenn die Pferde stürzen!“ rief der Scheik.
    Er hob sich im Sattel, um sich leichter zu machen, und brachte es wirklich fertig, mit mir Schritt zu halten. Der Krumir blickte um sich und erkannte, daß wir ihn erreichen würden. Er ließ einen Augenblick, nur einen kurzen Augenblick halten; das Kamel sank nieder, so daß die Atuscha von den Reitern verdeckt wurde; es erhob sich wieder, und dann stob der Trupp auseinander – der Krumir geradeaus, das Dschemmel nach rechts und die anderen Reiter nach links.
    „Herr“, rief der Scheik, „sie wollen entkommen. Nimm du das Hedschihn mit Mochallah; ich nehme meine Stute!“
    „Überlaß die Stute mir, du erreichst sie nicht!“ antwortete ich, während wir förmlich über den Boden schossen.
    „Ich brauche sie nicht zu erreichen. Ich brauche nur so nahe zu kommen, daß sie meine Stimme hört. Sie hat ein Geheimnis, und wenn ich das Wort rufe, so dreht sie sich um und kommt zu mir.“
    „Sage lieber mir dieses Geheimnis!“
    „Kein Mensch soll es erfahren!“
    Er spornte seinen Fuchs, daß dieser fast das Unmögliche leistete. Ich wandte mich nach rechts, um ihm den Willen zu tun. Achmed blieb hinter mir, und nach dem Engländer blickte ich mich nicht um. Ich schnalzte nur leise mit der Zunge, so war es, als ob mein Rappe doppelte Kraft gewönne. Seine Hufe fraßen die Entfernung, und in fünf Minuten war ich neben dem Hedschihn, welches wie im Sturm dahinjagte.
    „Rrreeh, rrreeh – halt, halt!“ rief ich.
    Bei diesem Ruf hielt das Kamel im Lauf inne; in demselben Augenblick aber krachte ein Schuß aus der Atuscha, und die Kugel flog an meinem Kopf vorbei. Ah, der Krumir war listig gewesen. Er hatte Mochallah zu sich aufs Pferd genommen und einen Hamema auf dem Kamel plaziert. Der Kerl hatte nur eine einläufige Flinte; er war mir nicht mehr gefährlich.
    „Khee, khee!“ gebot ich dem Kamel, indem ich es beim Halfter faßte.
    Dies ist das bekannte Kommando zum Niederknieen. Es gehorchte, aber der Hamema sprang auf der andern Seite zur Sänfte hinaus. Doch in demselben Augenblick fiel ein Schuß. Achmed hatte mich erreicht und den Mann niedergestreckt.
    „Wo ist Mochallah?“ fragte er erschrocken.
    „Bei dem Krumir auf dem Pferd“, antwortete ich. „Ich eile ihm nach. Nimm du das Dschemmel!“
    Ich hörte bereits nicht mehr, was er erwiderte, denn ich hatte mein Pferd herumgeworfen und jagte wieder nach links zurück. Ich sah den Scheik und in weiter Entfernung draußen vor ihm den Krumir. Sir Percy war an der Seite des ersteren geblieben. Jetzt galt es einmal im Ernst, das Geheimnis meines Pferdes zu erproben. Ich legte ihm die Hand zwischen die Ohren: „Rih –!“
    Er stutzte einen Moment, dann aber stieß es einen schmetternden, trompetenähnlichen Laut aus und flog dahin, daß es mir hätte schwindlig werden können. Sein Leib berührte beinahe die Erde; die Beine arbeiteten sozusagen unsichtbar; die Schnelligkeit, mit welcher alles hinter mich wich, war unbegreiflich, fast dämonisch, und ich saß, ohne eine Bewegung zu verspüren, wie auf einem Pfeil, der durch die freien Lüfte saust. So erreichte ich nach einigen Augenblicken den Scheik.
    „Allah akbar – maschallah ïa radschal!“ rief er erschrocken.
    Aber schon war ich an ihm vorüber. Es war, als ob ich die Wüste nur so an mir vorüber zu winken brauchte. Aber auch die Milchstute tat ihre Schuldigkeit. Fünf Minuten vergingen – zehn Minuten – eine viertel Stunde; da war ich nur noch fünf Pferdelängen hinter dem Krumir.
    „Halt!“ rief ich ihm zu.
    Er drehte sich um.
    „Giaur!“ knirschte er.
    Im

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