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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eine Blutrache habt?“
    „Ja. Der Krumir hat einen Sebira getötet.“
    „So eilt, ihm nachzukommen. Der Zoll sei euch erlassen. Es sei Friede zwischen den Sebira und den Yhramemssa. Allah schütze euch!“
    Das erst so gefährlich scheinende Abenteuer war glücklich beendet, und ich merkte zur Genüge, daß mein Kredit bei den Gefährten um ein bedeutendes gestiegen war. Wir setzten unsern Weg unbelästigt fort, und die Yhramemssa kehrten ohne Beute nach ihrem Duar zurück.
    Ich schlug dem Scheik nochmals vor, mit Achmed voranzureiten; aber nach dem, was wir soeben erfahren hatten, wollte er uns nun gar nicht missen. Es ging im scharfen Tempo über die Hochebene dahin. Der Bah Abida trat immer näher und deutlicher an uns heran. Wir erreichten ihn kurz nach dem Nachmittagsgebet, und erstiegen, immer der Fährte folgend, seinen sanften westlichen Abhang so leicht, daß wir gerade mit Sonnenuntergang den Gipfel erreichten.
    Gegen Osten fällt er sehr steil in die Ebene hernieder. Wir sahen im Nordosten die Kuppen des Zaafran im Abendrot erglühen; weit gegen Morgen leuchtete der hohe Maktör herüber, und zu unsern Füßen zog sich die öde er Ramada in die dunkle Ferne hinaus.
    „Schlagen wir das Lager auf?“ erkundigte sich der Scheik.
    „Es ist mir noch möglich, die Spur zu erkennen, und hier oben ist es während der Nacht zu kalt. Laßt uns weitergehen!“ entschied ich.
    Ich hätte einen Trapper oder einen Indianer sich über die Fährte äußern hören mögen, welcher ich zu folgen hatte. Während sie für die Beduinen vollständig unsichtbar blieb, fand ich fast alle zwanzig Schritte ein untrügliches Zeichen. Während der ‚Westmann‘ Nordamerikas sich alle Mühe gibt, seine Spur zu verwischen, hatte der Krumir sein Augenmerk nur darauf gehabt, schnell vorwärtszukommen, und da das Terrain jetzt steil bergabwärts fiel, so hatten die Hufe seiner Tiere den Boden hier förmlich gepflügt, und es war keine Kunst, die Richtung einzuhalten.
    So gelangten wir an ein kleines Wasser, welches hier oben entsprang und sich während seines Laufes ein Talbett gegraben hatte, welches bis zum Fuß des Gebirges abwärts führte. Die Beschaffenheit des Terrains ließ vermuten, daß der Krumir dieses Tal nicht verlassen habe, und so ritten wir selbst dann noch in demselben fort, als die Dunkelheit der Nacht mir die Fährte unsichtbar machte.
    „Beginnt die Wüste er Ramada gleich am Fuß des Gebirges?“ erkundigte ich mich bei dem Scheik.
    „Warum fragst du?“
    „Wenn sie gleich da beginnt, so könnten wir bald auf den Feind treffen; denn ich glaube nicht, daß er sein Nachtlager in der Steppe aufschlagen wird.“
    „Die Wüste beginnt erst später. Vorher kommt noch das ebene Weideland Zwarihn.“
    „Wie weit ist es vom Bay Abida bis zum Dschebel Tibuasch?“
    „Man reitet durch Zwarihn und er Ramada zwölf Stunden. Dann kommt man zwischen den Bergen von Rökada und Sekarma an die Stelle, wo das Land der Mescheer beginnt.“
    „Ich denke, dies beginnt erst hinter dem Dschebel Tibuasch und dem Gebirge von Haluk el Mehila?“
    „Wenn gute Weide ist, kommen die Mescheer auch über die Berge hinüber.“
    „Warst du bereits einmal dort?“
    „Nein.“
    „Du kennst keinen Mescheer?“
    „Ich kenne viele. Ich habe sie in dem Land der es Sseers und Uëlad Aun getroffen. Ich weiß nicht, ob sie uns freundlich empfangen werden.“
    „Sechzig Gäste auf einmal ist auch einem Freund zu viel. Wir müssen unser möglichstes tun, um den Krumir noch vor dem Dschebel Rökada zu erreichen. Laß uns eilen!“
    Nach zwei Stunden beschwerlichen Rittes, bei welchem uns nur die Sterne leuchteten, erreichten wir die Ebene. Hier machten wir halt. Wir tränkten die Pferde, gaben ihnen ihre Sisch Bla Halef (verkrüppelte Datteln, die nur als Viehfutter verwendet werden) zu fressen, aßen selbst einige Datteln und legten uns dann zur Ruhe nieder. Wir bedurften ihrer so notwendig, daß keiner daran dachte, ein Gespräch anzuknüpfen.
    Während der Nacht, als ich einmal erwachte, vernahm ich ein fernes Brüllen. Ich erinnerte mich, daß die Umgebung der Steppe er Ramada wegen der dort hausenden Löwen berüchtigt sei, doch schlief ich sofort wieder ein. Ich ahnte nicht, daß ich bereits am nächsten Abend mit einem Vetter des ‚Wüstenkönigs‘ anzubinden haben würde.
    Kaum graute der Morgen, so waren wir wieder marschbereit. Ich ritt einen Bogen in die Ebene hinaus und stieß dabei bald auf die Fährte, der wir wieder folgten,

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