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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gehört, daß ich auch Korndörfer heiße?“
    „Aber wo bleibt der Name deines Vaters?“
    „Der hieß auch Korndörfer.“
    „Und dessen Vater?“
    „Auch Korndörfer.“
    „Und dessen Vater?“
    „Immer wieder Korndörfer.“
    „Und wo lebte dieser?“
    „In Kaltenbrunn.“
    „In Kah-el-brunn? So heißest du Jussef Koh-er-darb-Ben-Koh-er-darb-Ibn-Koh-er-darb-Abu-Koh-er-darb el Kah-el-brunn. Mußt du nicht lachen über deinen eigenen Namen? Und du verweigerst mir das Fell? Gib es her!“
    „Höre, Hassan! Jussef Koh-er-darb, Ben, Ibn und Abu Koh-er-darb aus Kah-el-brunn wird das Fell behalten. Dort kommt der Sihdi; wende dich an ihn!“
    Der Kubaschi tat dies auch. Der große Hassan wollte mit der Schabracke vor den uns Begegnenden glänzen; dies gab mir Gelegenheit, ihn für seine gestrige Feigheit zu strafen.
    „Jussef“, entschied ich, mit Fleiß Jussef statt Jussuf sagend, „wollte mit mir den Panther schießen, du aber hattest Angst vor der Katze. Ihm gebührt das Fell und nicht dir!“
    Murrend mußte er sich in diesen Bescheid ergeben, und murrend folgte er uns, als wir das Serai verließen.
    Wir befanden uns bald inmitten der Schluchten und Steinklüfte des Auresgebirges, dessen Längenrichtung wir bis gegen Abend einhielten, um dann über seinen Kamm in die Sahara herabzusteigen. An seinem Fuß lag das Zeltdorf, welches das Ziel unserer heutigen Wanderung war. Wir wurden von den Arabern gastfreundlich aufgenommen, und noch ehe es Nacht ward, befand ich mich in dem Besitz von drei Reit- und ebenso vielen Packkamelen nebst allen Gegenständen und Vorräten, welche zur Reise nach dem Bab-el-Ghud oder wenigstens nach Aïn-es-Salah erforderlich waren.
    Am andern Morgen folgten wir dem Fuß des Gebirges, um, Biscara nun vermeidend, die Karawanenstraße von dort nach Aïn-es-Salah aufzusuchen.
    Es war ein heißer Tag, und um die Mittagszeit brannte die Sonne mit solcher Vollglut auf uns nieder, daß ich beschloß, auch gegen den Gebrauch für einige Zeit Rast zu halten. Wir suchten nach einem geeigneten, schattigen Ort; da blieb der voranreitende Hassan, welcher mit Josef noch immer wegen der Schabracke schmollte, halten und deutete abwärts.
    „Schau, Sihdi, eine Sobha (Wasserlache)!“
    Wir befanden uns noch immer auf hohem Terrain, welches von den Ausläufern des Gebirges gebildet wurde. Am Fuß eines solchen Höhenzuges glänzte von unten die blitzende Fläche eines Wassers zu uns herauf, an dessen Ufer ich einiges spärliche Lentiskengesträuch bemerkte.
    „Das ist keine Sobha, Hassan, sondern ein Schott oder Birket (See), welcher hinter dem Hügel liegt und von dem wir hier nur eine Bucht sehen können. Ich werde dir gleich seinen Namen nennen!“
    Ich schlug die stets bereite Karte auf und fand den See verzeichnet. Es war eines jener leblosen Gewässer ohne Farbe und Bewegung, die kein Fisch, kein Lurch durchrudert und in deren Wasser man höchstens jene häßlichen Würmer zu Myriaden erblickt, welche der Beduine Thud nennt.
    „Es ist der Birket el fehlatn (tote See). Laßt uns zu ihm hinunter!“
    „Das ist ein Befehl, Sihdi, der mehr wert ist als der Preis von zehn Kamelen. Mein Serdj, was du Sattel nennst, brennt unter mir, als säße ich auf einem abgerissenen Zipfel von der Dschehennah (Hölle). Ich werde mich entkleiden und meinem Körper durch einen Ghusl (Bad) neue Kräfte geben.“
    Wir hielten auf das Wasser zu, welches wir nach einer Viertelstunde erreichten. Es war, wie ich richtig bemerkt hatte, kein Schott, sondern der Birket el fehlatn. Hassan war uns voraus; er konnte das Bad nicht erwarten. Am Ufer angekommen, wandte er sich mit einer Gebärde der Enttäuschung zurück.
    „Sihdi, das ist kein Wasser zum Ghusl, sondern ein Bahr el Thud (Würmermeer), und siehe, dort liegt ein Duar von über zwanzig Zelten, die uns Schatten geben werden!“
    Wirklich sah ich zwischen dem oberen Teil des Sees und dem Hügel eine Reihe von Zelten stehen, zwischen denen zahlreiche Pferde und Kamele lagen. Eine andere Truppe von fünf Kamelen weidete seitwärts die fleischigen Blätter der Salzkräuter ab, welche der dürftige Boden durch den Einfluß des Wassers hervorbrachte. Ich erkannte auf den ersten Blick, daß es nicht gewöhnliche Lastkamele seien, die man für vierhundert Piaster das Stück bekommt, sondern ohne Ausnahme Reitkamele, echte Hedjihn, deren jedes man mit mehreren tausend Piastern bezahlt. Vielleicht waren es gar Bischarinhedjihn, diese edelste Rasse der Kamele, denen man

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