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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Katib, sondern – Kha – Khassis sein werde.“
    Er brachte das Wort doch nicht mit einemmal heraus, denn Khassis heißt Priester.
    „Khassis!“ schrie sein Vater auf. „Ein christlicher Priester willst du werden! Ein Oberster der ungläubigen Hunde sollst du sein! Willst du dem Islam entsagen?“
    „Vater, zürne nicht; vergib mir! Ich konnte nicht anders. Ich habe es schon getan. Ich bin ein Christ; ich habe Il Kurban il mukad'das er Ritas (das heilige Sakrament der Taufe) erhalten.“
    „So – bist du – also wirklich schon – ein verdammter – Giaur geworden?“ stieß der Alte hervor, indem er vor Grimm nur absatzweise sprechen konnte.
    „Ich mußte, Vater, ich mußte! Ich stand zwischen Mohammed und Isa Ben Marryam; ich habe mit beiden gerungen, Tage und lange Nächte hindurch. Mohammed hat mich verlassen; Isa aber nahm mich auf den Schoß der alleinigen Wahrheit, in den Glanz der ewigen Hoffnung, die niemanden täuscht. Ich –“
    „Halt ein!“ fiel ihm sein Vater fast brüllend in die Rede. „Du bist ein Christ und kannst nun nicht mehr zurück? Nicht wahr?“
    „Ja; ich bin ein Christ und bleibe es!“
    „So sei verdammt und verflucht in alle Ewigkeit –“
    „Vater!“ schrie der Sohn auf, indem er sich ihm zu Füßen warf. „Halt ein! Nicht dieses entsetzliche Wort! Du bist ergrimmt. Wenn du dich beruhigt hast, wirst du anders denken und anders sprechen. Ich wollte dir das alles nicht in dieser Weise, nicht so schnell und unvorbereitet sagen. Du aber hast mich mit deinen Fragen dazu gezwungen. Beherrsche dich! Denke nicht nur an mich, sondern auch an die Mutter, die dir hier zu Füßen liegt!“
    Die Frau hatte sich vor ihrem Mann niedergeworfen und seine Füße umschlungen. Er stieß sie von sich, erhob den Arm, drang auf den Sohn ein und schrie:
    „Ich soll mich beherrschen, ich! Das sagst du mir, der Sohn dem Vater, du Kröte, du Hund! Willst du mir augenblicklich schwören, von deinem gekreuzigten Isa zu lassen, sonst –“
    Ich hatte mich vom Feuer erhoben. Der aufgeregte Mann stand im Begriff, den Sohn zu schlagen. Das wollte ich verhindern; darum trat ich zwischen beide und sagte in beruhigendem Ton:
    „Yussuf Ali, willst du eine Angelegenheit, welche zwischen deine Wände gehört, in solcher Weise öffentlich behandeln? Höre auf meinen Rat und –“
    „Schweig!“ donnerte er mich an. „Du bist auch ein solcher Giaur, ein solcher Hund, dessen Fleisch kein Aasgeier fressen mag. Deine Worte stinken mich an. Sage noch ein einziges, so vergesse ich, daß du mein Gast bist!“
    „Das hast du bereits vergessen!“
    „Habe ich es vergessen? So? Nun, so kann ich es auch vollenden. Hier, nimm –“
    Er hielt erschrocken inne. Er hatte getan, was nicht er selbst, sondern was der Teufel seines Zorns gewollt hatte – er hatte mich geschlagen. Da mir das undenkbar gewesen war, so hatte ich mich nicht zur Abwehr bereit gehalten und den Schlag in das Gesicht also voll und gewichtig empfangen, von einer solchen Riesenhand. Ich taumelte zurück und griff nach dem Auge. Es war, was der Kunstausdruck einen Sauhieb nennt, ein Hieb auf die Nase, von welcher der Daumen von derselben ab- und in die Augenhöhle geglitten war. Das Blut drang mir aus der Nase, und auf dem rechten Auge konnte ich nichts sehen. Als ich es befühlte, hing es halb aus der Höhle.
    Ein einziger, vielstimmiger Schrei erscholl rundumher. Ein Gast war von seinem Gastgeber erst geschimpft und dann sogar geschlagen worden! Das war noch nie geschehen. Yussuf Ali war übrigens selbst ganz entsetzt über sich. Er ließ die Arme sinken, starrte mich an, ergriff dann seinen Sohn beim Arm und sagte, ihn mit sich fortziehend:
    „Komm! Er hat recht. Diese Sache gehört nicht vor andere. Ich allein habe mit dir zu reden.“
    Sie verschwanden miteinander. Die Frau legte mir die Hände auf beide Schultern und sagte schluchzend:
    „Herr, verzeihe ihm; er wußte nicht, was er tat! Er ist sonst so gut; aber wenn er zornig ist, so darf man ihm nicht widersprechen. Hat er dich sehr getroffen? Hast du Schmerzen?“
    „Komm mit ins Haus, und gib mir Wasser!“
    Ich ging mit ihr ins Haus, um meinen Anblick den anderen zu entziehen, aus Rücksicht für ihren Mann und auch – für mich selbst. Hadschi Halef folgte nach. Ich brachte das Auge behutsam wieder an seine Stelle; dann stillte er mir die Blutung und legte mir eine nasse Kompresse auf. Während dieser Arbeit hörten wir einen langgezogenen Schrei erschallen,

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