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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Einfassung weit überragte. Ich legte den unbequemen Stutzen ab, und dann stiegen wir hinauf. Oben angekommen, konnten wir das ganze Lager überblicken, welches weit, weit größer war als dasjenige der Mir Yussufi, aber dieselbe Anlage hatte. Rechts von uns lagen längs der einen Seite die Weidetiere; dort gab es auch ein Dornentor. Vor uns, entlang der uns zugerichteten Seite, standen Häuser und Hütten, ebenso längs der Seite links von uns. Die vierte uns gegenüberliegende Seite war frei, einen schlanken, hochstämmigen Pistacia vera-Baum ausgenommen, welcher nahe an der Einfassung stand. Auf der Mitte des weiten Platzes sahen wir auch Sommerhäuser und -hütten. Der Raum an der Pistazie schien für Volksversammlungen, wenn auch nicht für sozialdemokratische, für welche den Kurden das feinere Verständnis entgeht, reserviert zu sein. Dort standen die Mir Mahmalli, Männer, Weiber und Kinder, wohl über dreihundert Köpfe stark, und vollführten einen Skandal, der mir grell in die Ohren drang, die der liebe Vater Yussuf Ali mir glücklicherweise nicht mit zerhauen hatte. Wem dieser Spektakel galt, das sahen wir auch, denn unser armer Hussein Isa war an den Stamm des Baumes festgeschnürt.
    „Dort haben sie ihn“, sagte der Hadschi. „Wie kommen wir hinein, und wie bringen wir ihn los und heraus, wir zwei allein bei so vielen Menschen, Sihdi?“
    „Zunächst müssen wir hin, wenn auch noch nicht hinein“, antwortete ich.
    Wir glitten von unserm Ahorn herab und schlichen uns, nachdem ich mein Gewehr wieder aufgenommen hatte, außerhalb der Einfassung hin, um die erste Ecke an der dortigen Seite hinauf, um die nächste Ecke und dann jenseits weiter, bis wir die Stelle erreichten, über welche die drinnen stehende Pistazie ihren Wipfel breitete.
    Wir hörten jenseits der Einfassung die Kurden lärmen, konnten sie aber nicht sehen, da hier außerhalb des Lagers auch eine Lichtung gewesen war, welche nun zwar wieder Bäume trug, aber so dünnstämmige und niedrige, daß, falls wir sie auch hätten besteigen können und wollen, dies gar nichts genützt hätte. Es gab da nur einen Weg, nämlich durch die Umfassung, welche wir zu diesem Zweck untersuchen mußten.
    Die Stämme waren ebenso mitsamt den Wipfeln niedergelegt wie drüben bei den Mir Yussufi. Da wir nicht durch die Stämme konnten, mußten wir uns eine Wipfelstelle suchen. Das Glück war uns günstig. Grad zwischen uns und der Pistazie lag die nicht sehr dichte Krone einer Haur-Pappel, also eines Baumes, dessen weiches Holz unsern Messern nicht sehr zu widerstehen vermochte. Ich legte das Gewehr wieder ab; dann knieten wir nieder, zogen die Messer und begannen die Zweige und dünneren Äste in der Weise zu zerschneiden, daß wir uns dadurch einen wohl zwei Ellen breiten und auch über eine Elle hohen Zugang öffneten. Diese Stelle hier war vielleicht die einzige schwache der ganzen, weiten Umfriedung.
    Nach einer Viertelstunde waren wir so weit, daß wir, wenn wir nicht von ihnen gesehen werden wollten, die noch übrigen Äste stehenlassen mußten. Natürlich hatten wir nicht bloß den betreffenden Teil des Pappelwipfels, sondern auch die Unkraut- und sonstige lebende Vegetation, mit welcher derselbe sehr dicht durchwachsen war, zu entfernen gehabt. Wir konnten nun, dank unserer Arbeit, nicht nur sehen, sondern auch hören. Sehen, das durfte ich eigentlich von mir nicht sagen, denn die Kompresse war wieder trocken geworden; der Schmerz in dem verletzten Auge war fast unausstehlich und griff auch das gesunde Auge in einer Weise an, daß ich es mehr geschlossen als offenhalten mußte.
    Die Pistazie stand vielleicht zwölf Meter von uns entfernt. Jenseits derselben hielt das ‚Volk‘ der Kurden; diesseits stand der heute von uns zurückgewiesene Scheik mit noch vier Männern, welche wahrscheinlich seinen ‚Gemeinderat‘ bildeten. Das ‚Volk‘ war jetzt still, desto lauter aber sprachen die Herren vom ‚Rat‘. Sie schienen sich zur Entscheidung über das Schicksal des Gefangenen zurückgezogen zu haben. Eben, als wir uns festgelegt hatten, um zu lauschen, hörten wir den Scheik sagen:
    „Er ist stolz darauf, getauft zu sein und sich zum Salib Isa (Kreuz Christi) zu bekennen. Er hat eingestanden, den fremden Effendi zu kennen, der unsere Hunde, unsere Pferde und sogar auch einen unserer Krieger erschossen hat. Er ist außerdem ein verdammter Schiit und Sohn der Mir Yussufi, deren Blut wir trinken müssen. Außerdem nennt er auch das Weib,

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