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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich auch meine Revolver wieder. Wir gingen in das Haus; ich holte den Stutzen. Als wir wieder herauskamen, stand Yussuf Ali mit seiner langen Lanze da und sagte:
    „Herr, ich gehe mit. Ich muß den Sohn wiederhaben.“
    „Bleib!“ gebot ich ihm. „Du taugst bei uns nichts.“
    Er wollte nicht gehorchen, doch als ich ihm erklärt hatte, daß und warum er uns hinderlich sein würde, fügte er sich. Er begleitete uns mit seinem Weib bis an den Ausgang, um uns hinauszulassen. Als wir draußen standen, drückte sie mir weinend die Hand und bat:
    „Tue alles, was du kannst, Herr; aber schone auch dein Leben. Gott wird dich begleiten und meinen Sohn durch dich retten, denn ich werde für dich und ihn beten, bis ihr kommt –“

Es Salib
    Aufrichtig gestanden, war es mir gar nicht sehr wohl zu Mute. Ja, wenn ich gesund, unverletzt gewesen wäre, aber meine Nase schmerzte, und mein Auge brannte wie Feuer. Und wie war mir doch die Sehkraft jetzt in dunkler Nacht und unbekannter Gegend so sehr nötig! Dazu der Umstand, daß die Mir Mahmalli, falls sie uns erwischt hätten, vor Entzücken außer sich gewesen wären. Wir trieben nicht ein gewagtes, sondern geradezu ein verwegenes Spiel. Doch es gab keine Bedenken, denn wenn wir wirklich helfen wollten, so mußte schnell gehandelt werden.
    Ich hatte schon am Tage die lichte Stelle auf dem bewaldeten Berg und dann des Abends die auf derselben brennenden Feuer gesehen und kannte also wenigsten die Richtung, welche wir einzuschlagen hatten; das war aber auch alles und wenig genug zugleich. Man steige, die Todesgefahr ganz abgerechnet, doch einmal in einem dichten kurdischen Wald einen steilen felsigen Uferberg empor, noch dazu in möglichster Eile und vollständiger Lautlosigkeit!
    Zunächst aber waren wir noch gar nicht soweit. Ehe wir drüben hinauf konnten, mußten wir erst hüben hinab und dann durch den Fluß. Beim Hinabklettern gaben wir uns keine große Mühe, Geräusche zu vermeiden; das hätte uns ganz unnötigerweise aufgehalten. Natürlich konnten wir uns nur auf den Tastsinn verlassen. Ich stieg voran, und Halef folgte. Fühlte ich ein Hindernis, so teilte ich es ihm mit. Ich rannte an Bäume, rutschte zwischen Sträuchern hindurch, blieb an Ästen und Dornen hängen. So stiegen, kletterten, rutschten und schlitterten wir weiter und weiter, bis wir unten das grasige Ufer erreichten. Nun ging es in den Fluß. Eine seichte Stelle zu suchen, dazu hatten wir keine Zeit. Er ging uns hier bis an die Hüften, war aber dafür um so schmaler; wir kamen schnell hinüber. Meine Kompresse war trocken geworden; sie kunstgerecht anzufeuchten, das hätte zu lange gedauert; darum bog ich mich lieber nieder, um den ganzen Kopf ins Wasser zu halten; da wurde Kopf und Binde naß. Dann ging es rasch nach dem jenseitigen Waldesrand und unter den Bäumen empor.
    Nun mußten wir vorsichtiger sein, doch machte mir Halef keine Sorge, da er auf unseren früheren Wanderungen das Anschleichen leidlich von mir gelernt hatte. Er hielt sich hart hinter mir und mußte mich dennoch bitten, ein wenig stärker aufzutreten, da er meine Schritte nicht hören könne und also auch nicht wisse, wo ich sei. So liefen, stiegen, kletterten und schwangen wir uns empor, bald auf den Füßen, bald auf allen vieren, ganz nach der Abwechslung des Terrains. Ob wir in diese Stockdunkelheit die Richtung einhalten würden, das war sehr zweifelhaft; die Nase mußte auch mit Führer sein und nach dem Rauchgeruch der Feuer fahnden. Leider war die meinige sehr unwohl. Sie schwoll infolge des Fausthiebes von Minute zu Minute mehr an und wollte sich partout nicht darauf besinnen, daß es ihre wohlerwogene Bestimmung sei, den Geruch eines Haferkäses von dem Duft einer Resedablüte zu unterscheiden. Ich mußte mich in dieser Beziehung auf Hadschi Halefs Nase verlassen, und dieser meldete mir denn auch endlich, daß er Rauch rieche und diese Empfindung sich von Schritt zu Schritt verstärke. Wir näherten uns nunmehr also dem Ziel.
    Wohl eine halbe Stunde waren wir unterwegs gewesen, als wir vor demselben anlangten. Wir standen vor der Baumeinfassung, hinter welcher die Lichtung lag. Wie da hindurchkommen?
    „Müssen wir hinein, Sihdi?“ fragte Halef, der mich von früher her stets Sihdi (Herr) nannte.
    „Zunächst hinauf“, antwortete ich. „Wenn wir dann sehen, wie es steht, werden wir auch wissen, wie es weiterzugehen hat.“
    Wir standen bei einem Ahornbaum, welcher nicht allzu stark und doch so hoch war, daß er

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