1803 - Der Riese Schimbaa
sind unzufriedene Emporkömmlinge, die alles in Frage stellen ..."
„... und sind für unsere Reportagen wie das Salz in der Suppe", vollendete Sibyll Norden zynisch.
Alles das hatte sie so oder ähnlich schon ungezählte Male gehört, und sie glaubte längst nicht mehr daran, daß es wirklich darum ging, ausgewogen Bericht zu erstatten. Die Aussicht auf den zu erwartenden Gewinn bestimmte die Qualität, und inmitten einer Galaxis, in der alte Werte ins Wanken geraten waren, in der es an vielen Stellen brodelte, war Konfrontation das erfolgversprechendste Rezept.
Unvermittelt tauchten in der Nähe des Karrens weitere Herreach auf. Sie schienen sich im Zug befunden zu haben, aber auch auf dem Bahngelände. Trotz des Schneechaos unwahrscheinlich flink, fielen sie dem Kutscher in die Zügel. Der Karren kippte, schien sich noch einmal aufrichten zu wollen, krachte dann aber gegen den Zug und wurde von den durchgehendenTieren nachgeschleift. Teile der Bordwand zersplitterten, die Herreach auf den Sitzbänken wurden in den Schnee geschleudert, und im Nu waren die anderen über ihnen und knüppelten auf sie ein.
Waffen im eigentlichen Sinn kannten die Herreach nicht, dennoch beherrschten sie das Handwerk. Als einer der Überfallenen mit durchschnittener Kehle unter den Zug stürzte, vergaß Gloom Bechner alle Bedenken und schaltete sein Flugaggregat hoch.
Die Energiewand, um eine Distanz von knapp fünfzig Metern zu überwinden, war lächerlich gering, und wenn er Glück hatte, würde die Crew der PAPERMOON sich derzeit nicht um eine vage Ortung kümmern.
Bechner konnte sich vorstellen, daß Khan alle freien Kräfte zur Hilfe für die Stadtbewohner abstellte.
Von hinten warf er sich auf zwei Her= reach und streckte sie mit Fausthieben in den Nacken nieder. Die anderen Angreifer paralysierte er mit Schüssen aus dem Kombistrahler. Adasta und Sibyll brauchten nicht erst einzugreifen.
Drei Tote, deren Blut den Schnee dunkel färbte, aber weder Roban Gom noch Gen Triokod gehörten zu ihnen.
„Das war Presto Gos Werk", sagte Gom unbewegt. „Sie will um jeden Preis verhindern, daß wir Freiatmer Kummerog befreien."
„Und?" fragte der Chefreporter lauernd. „Könnt ihr das?"
Er mußte zu Triokod aufsehen, der annähernd vierzig Zentimeter größer war und dessen Nas-Organ in einer Geste der Aufmerksamkeit weit aufgeplustert war.
„Du gehörst zu den Fremden, die am Tempelplatz ihr seltsames Gerät aufgestellt haben?"
„Sagen wir, sie sind nicht meine Freunde", wehrte sich Bechner vorsichtig.
„Dann sei versichert, wir Freiatmer werden den Tempel für Kummerog öffnen. Das werden wir so sicher, wie du durch die Luft fliegen kannst." Er fragte nicht, stellte auch keine Forderungen, er setzte lediglich als selbstverständlich voraus, daß der Terraner ihm nicht nur einmal hatte beistehen wollen, sondern daß er ihm wieder helfen würde. „Bring mich hinüber zur Stadt! Je eher alle Freiatmer sich versammeln, desto eher wird Kummerog erscheinen."
Der Schneesturm tobte unvermindert heftig. Deshalb entschied Bechner sich, das Flugaggregat noch einmal einzusetzen. Er nahm Triokod unter seine Fittiche, und Sibyll Norden flog gemeinsam mit Gom. Adasta hatte ohnehin genügend Arbeit.
Im Schutz der ersten Hütten programmierte er sein Flugaggregat auf Alleinflug. Daß dies die einzig richtige Entscheidung gewesen war, zeigte sich knapp drei Minuten später, als eine Korvette dem Gerät folgte.
Bechner aktivierte seinen Bildprojektor vor dem linken Auge. Tatsächlich meldete sich wenig später Bruno Drenderbaum.
„Wie lange willst du noch mit uns Katz und Maus spielen, Gloom Bechner? In Moond ist es ziemlich ungemütlich, und falls du darauf spekulierst, mit den Flugaggregaten deiner Begleiter die Space-Jet zu erreichen, vergiß das lieber wieder. Auch einen Fußmarsch würde ich dir nicht empfehlen. Wir haben die PERSIA unter dem Felsüberhang entdeckt. Also ..."
Bechner klappte den Projektor zurück.
„Mist!" sagte er voller Inbrunst.
8.
Ich kann mich an Mutter kaum noch erinnern, und ihr Tod ist so unabänderlich wie der Lauf der Welt.
Es macht mir nichts aus zu wissen, daß ich sie nie Wiedersehen werde. Dennoch empfinde ich Haß auf den obersten Künder des Kummerog. Er hat ihren Tod befohlen - weil ihm ihre besonderen Kräfte im Gebet ein Dorn im Auge waren. Der Künder fürchtete um seine Macht.
Jetzt weiß ich wirklich, daß ich vom Cleros betrogen wurde. Betrogen um das Wichtigste in meinem
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