1807 - Die Haut des Bösen
und aus der Energiekuppel heraus, die den Klinikkomplex überspannte.
Auf den Ortungsschirmen konnte er die Raumer der PROTOS-Klasse ebenso sehen wie mit dem bloßen Auge. Sie bildeten einen Schirm über Mimas.
Unter anderen Umständen hätte er zu diesem Zeitpunkt wohl den Versuch aufgegeben, durchzubrechen.
Doch er verließ sich auf seine Autorität als Assistent des LFT-Kommissars und auf die Wirksamkeit der von ihm erteilten Befehle.
In Bruchteilen von Sekunden erfaßte er, wo die PRETTY PLAID war. Er ging auf Kurs zu dem Handelsraumer und nahm zugleich Verbindung mit dem Kommandanten auf.
Das leicht aufgedunsene, gerötete Gesicht des Plophosers erschien auf dem Monitor. Pavel Morquoise hielt ein Glas Wein in der Hand und nahm einen kleinen Schluck.
„Wie ich höre, bist du noch immer Assistent deines Herrn Cistolo Khan, anstatt selbst zum Kommissar aufzusteigen", begrüßte ihn der Plophoser. Ein spöttisches Lächeln glitt über seine Lippen. „Eigentlich rede ich grundsätzlich nicht mit Versagern, aber ich habe ein weiches Herz. Deshalb mache ich bei dir eine Ausnahme."
„Red nicht!" fuhr ihm Drenderbaum in die Parade. „Alarmstart vorbereiten! Sobald ich mit der Jet an Bord bin, wirst du mit höchster Beschleunigung abhauen!"
„Werde ich das?" fragte Morquoise gelassen. Er trank noch einen Schluck Wein. „Den Teufel werde ich tun, wenn du mir nicht zuvor die Lizenz für den Handel mit den Herreach erteilst. Ich will der einzige sein, der eine Lizenz bekommt, damit der gesamte Handel über mich läuft."
„Wenn du noch länger redest, bist du in spätestens zwei Minuten tot!" rief Drenderbaum.
Erst jetzt merkte Morquoise, daß er es ernst meinte. Erschrocken stellte er sein Weinglas ab.
„Was ist los, Bruno?" fragte er.
„Das sage ich dir, wenn du an Bord bist", antwortete der Assistent des LFT-Kommissars. „Tu endlich, was ich dir gesagt habe!"
Rasend schnell näherte er sich der PRETTY PLAID. Die Syntronik machte eine offene Hangarschleuse aus- dann glitt die Space-Jet auch schon hinein.
Drenderbaum atmete auf, als sich die Schleusenschotte hinter ihm schlossen.
„Alarmstart!" hallte die Stimme von Morquoise aus den Lautsprechern. „Falls es dich beruhigt, Bruno, wir sind bereits unterwegs. Wir verlassen das Sonnensystem. Welchen Kurs verlangst du?"
„Raus aus dem System!" brüllte Drenderbaum. „Nur raus! Nach der ersten Überlichtetappe gebe ich dir genauere Informationen. Bis dahin bleibe ich hier. Ich habe noch einiges zu erledigen."
Kaum zwei Minuten später bestätigte Morquoise, daß die PRETTY PLAID zur Überlichtgeschwindigkeit übergegangen war. Bruno Drenderbaum schaltete alle Systeme aus, die für den Antrieb der Space-Jet benötigt wurden. Er ließ auch die Monitoren erlösdhen.
Nun war er mit Kummerog allein.
*
„Das glaube ich nicht!" rief Cistolo Khan.
Er hatte den Bericht vernommen und die Räume besichtigt, in denen Kummerog und Drenderbaum sich mit Katie Joanne vor ihrer Flucht aufgehalten hatten. Der Sicherheitsdienst sorgte dafür, daß niemand außer ihm die Räume betreten durfte. Die Spurensicherung achtete sogar darauf, daß er nichts berührte, was möglicherweise einen Hinweis auf den Ablauf der Geschehnisse gab. Danach komplimentierte sie ihn hinaus, und er ging mit seinen Mitarbeitern, Myles Kantor und Anne Borkan, in einen Nebenraum.
„Wie kannst du behaupten, daß Bruno ein Verräter ist?" fragte er.
„Es ist leider so." Anne Borkan schilderte, was sie im Park der Klinik beobachtet hatte.
In Wirklichkeit war sie keine Patientin, sondern gehörte zum Sicherheitsstab der Kliniken von Mimas.
Die Frau hatte die Aufgabe gehabt, Katie Joanne zu überwachen. Sie gab zu, daß sie ihre Aufgabe denkbar schlecht gelöst hatte.
„Bruno Drenderbaum ist mit dem Fremden geflüchtet", berichtete sie.
Khan schickte die Frau hinaus und wandte sich an Myles Kantor, der auf einer Liege ruhte und von einem Medosyn behandelt wurde. Allmählich löste der Wissenschaftler sich aus der Paralyse.
„Wo ist die PRETTY PLAID geblieben?" fragte der LFT-Kommissar.
Zahlreiche Mitarbeiter kamen nun herein. Beinahe jeder von ihnen, hatte irgendeine Information einzubringen.
Eine junge Frau führte einen Film auf einem Monitor vor. Er zeigte Katie Joanne, Bruno Drenderbaum und Kummerog, wie sie durch den Park in den Hangar flüchteten.
Mit diesem Film war Khan nicht zufrieden. Er wollte Aufzeichnungen von den vorangegangenen Vorfällen in der Klinik
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