1807 - Die Haut des Bösen
sehen.
„Ich will wissen, was hier in den Behandlungsräumen geschehen ist", sagte er. „Was hat Bruno so verändert, daß er sich gegen uns und für Kummerog entschieden hat? Oder hat Kummerog ihm etwas mitgeteilt, was ihn veranlaßt hat, ihn sofort wegzubringen, um uns vor einer von ihm ausgehenden Gefahr zu schützen?"
Es gab keine Aufzeichnung aus den Behandlungsräumen. Kummerog oder Drenderbaum hatten alles gelöscht, was Aufschluß über die Hintergründe des Geschehens geben könnte.
„Wieso ausgerechnet Bruno?" fragte Khan zum wiederholten Male.
Myles Kantor konnte ihm diese Frage nicht beantworten. Selbst dann nicht, als er wieder im vollen Besitz seiner Kräfte war und sich beschwerdefrei bewegen konnte.
Cistolo Khan schwor, alles daranzusetzen, um den Vorfall aufzuklären. Er glaubte nach wie vor an die Integrität seines Assistenten und Freundes Bruno Drenderbaum. Er wollte alles daransetzen, um ihn und Kummerog zurückzuholen.
„Ich mache mir Vorwürfe, weil ich Kummerog unterschätzt habe", sagte Khan, als er später mit Myles Kantor allein war.
„Da bist du nicht der einzige", versetzte der Wissenschaftler. „Auch ich habe die Gefahr als nicht so groß angesehen, wie sie tatsächlich war. Ich war völlig ahnungslos, als Bruno mich überrumpelt hat."
„Ist dir nichts an ihm aufgefallen?" fragte der LFT-Kommissar.
Myles Kantor überlegte lange. Er versuchte, sich an die Ereignisse im Krankenzimmer zu erinnern.
„Höchstens, daß Bruno blaß war", erinnerte er sich schließlich. „Im ersten Moment glaubte ich, irgend etwas sei mit seiner Haut geschehen, aber da habe ich mich wohl geirrt. Wir brauchen das nicht weiter zu vertiefen."
Seine Blicke richteten sich auf Gia de Moleon, die Leiterin des Terranischen Liga-Dienstes, die in diesem Moment eintrat, begleitet von mehreren Männern und Frauen. Der Terranische Liga-Dienst war ein Geheimdienst, durchaus vergleichbar mit der SolAb früherer Tage, und die Marsianerin herrschte über ihn.
Giade Moleon wirkte wie eine scheinbar liebenswerte, alternde Dame von 130 Jahren mit angegrauten Haaren, braunen Augen und einem blassen Teint. Sie ging leicht gebeugt, als leide sie unter der Last der Jahre, und sie trug konservative, graue Kleidung, die sich durch einen langweiligen Schnitt auszeichnete und an der es keinerlei schmückende Accessoires gab. Sie war somit eine Frau, die leicht zu übersehen war.
Genau das lag in Gia de Moleons Absicht. Wer genau hinsah, erkannte die große Persönlichkeit, die sich hinter der Fassade der Unscheinbarkeit verbarg. .
Und wer ihre Augen beachtete, der wußte, daß es ratsam war, diese Marsianerin mit höchstem Respekt zu behandeln. Sie gebot uneingeschränkt über ein Heer von Liga-Agenten und war damit als eine der mächtigsten Personen der Liga Freier Terraner einzustufen.
Die TLD-Chefin ging zu Cistolo Khan, um ihn mit Handschlag zu begrüßen. Den anderen im Raum nickte sie nur kühl zu, wobei Myles Kantor mit einem Blick bedacht wurde, der noch um eine Nuance kühler ausfiel.
Gia de Moleon war eine überaus fähige und erfolgreiche Frau. Ein Stachel in ihrem Selbstbewußtsein bildete jedoch die Tatsache, daß es ihr bis zur Stunde nicht gelungen war, Informationen über das Camelot-Projekt und den verborgenen Aufenthaltsort der Unsterblichen um Perry Rhodan zu beschaffen.
Camelot war das zur Zeit am besten gehütete Geheimnis der Milchstraße.
Die TLD-Chefin ging davon aus, daß Myles Kantor mehr wußte als sie, und das mißfiel ihr ganz besonders. Daher hatten ihre Blicke auch etwas Lauerndes. Gar zu gern hätte sie dem Wissenschaftler sein Wissen entrissen.
Myles Kantor hielt ihrem Blick stand; nicht die geringste Regung war in seinem Gesicht zu sehen.
„Ich bin bereits über das informiert, was hier geschehen ist", sagte sie, als eine der Mitarbeiterinnen von Cistolo Khan Bericht erstatten wollte.
„Um so besser", meinte der LFT-Kommissar. „Ich übertrage dir die Aufklärung dieser Geschichte."
Sie nickte. Etwas anderes hatte Gia de Moleon nicht erwartet.
„Es kann nicht sehr lange dauern, bis die ersten Daten vorliegen", sagte sie. „Mit Sicherheit haben Drenderbaum und die anderen eine Unmenge von Spuren hinterlassen, aus denen sich das Geschehen rekonstruieren läßt. Und dann starten wir die Jagd. Die Milchstraße ist leider groß, und wir wissen überhaupt nichts über das Ziel der PRETTY PLAID."
„Wir fragen uns, ob Kummerog seine Heimat anhand der Sternenkarten
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