1808 - Die Vorhölle
worden. Nach einem letzten Hinschauen rannten sie los …
***
So richtig überrascht waren wir nicht, als wir erkannten, wer da den Wald verlassen hatte. Wir mussten immer daran denken, dass auch sie noch eine Rolle spielten, und dass dieser Hügel auch ein Ziel für Blutsauger war, dieser Gedanke war mir gar nicht so fern.
In den ersten Sekunden waren wir etwas überrascht. Keiner von uns wusste, was er genau tun sollte. Es wäre Unsinn gewesen, wenn wir jetzt eingegriffen hätten, und so hielten wir uns zurück und blieben in guter Deckung zwischen den Bäumen.
Harry rieb seine Hände. Dazu lachte er leise. »Jetzt bin ich gespannt darauf, was zwischen den Freunden geschieht.« Er nickte mir zu. »Was meinst du?«
»Keine Ahnung, Harry. Nur sehen sie mir nicht aus, als wären sie Freunde.«
»Ja, das kann auch sein.«
»Was machen wir?«
Es wäre fatal gewesen, hier einzugreifen, und das sagte ich Harry auch, der entschlossen zu sein schien, dem Spuk ein Ende zu machen.
Doch er zeigte Einsicht. »Ja, das ist sicherlich besser, wenn wir uns zurückhalten, aber ich denke, dass das Monster irgendwann auch an uns herankommen will. Oder sehe ich das falsch?«
»Das weiß ich nicht.«
»He, du willst es nur nicht zugeben.«
Ich sagte dazu nichts und wartete ab. Ob sich die Gruppe da als Verbündete des Monsters herausstellte, war noch nicht klar.
Wir warteten.
Wir sahen, dass die Blutsaugerin zurückblieb. Die beiden Vampire, noch immer gefesselt, gingen auf die Kreatur zu. Sie wollten etwas, das stand fest, aber keiner wusste, auf was sie sich da einließen. Das Untier machte nicht den Eindruck, als wollte es die beiden Neuen willkommen heißen.
Und so war es auch.
Ich hörte den scharfen Atemzug meines Freundes Harry, dann war es schon zu spät für die beiden Vampire, denn der Unhold zeigte ihnen, wer hier das Sagen hatte …
***
Der Erdwurm hatte sie nahe an sich herankommen lassen und die Zwillinge so in Sicherheit gewiegt. Aber diese trügerische Sicherheit war bald vorbei, und das erkannten sie, als die Gestalt ihr Maul öffnete. Es war ein gewaltiges Loch zu sehen, das an der oberen Seite von einer Schnabelspitze gebildet wurde.
Die Brüder hingen durch die Handschellen dicht beisammen. Und trotzdem musste einer der Erste sein. Das war in diesem Fall Peter, der auch sah, was da mit diesem Monstrum passierte, dessen Kopf nicht mehr menschlich war und auch zu einem Urvogel gepasst hätte.
»Scheiße!«
»Was ist?«
»Wir müssen zurück!«, keuchte Peter.
»Und warum?«
»Schau dir das Maul an.«
Das tat Paul. Er fluchte. Er bekam es mit der Angst zu tun und drehte sich hart nach rechts. Zu hart. Zudem hatte er seinem Bruder nichts gesagt.
Er riss ihn mit herum.
Zu schnell, denn Peter konnte sich nicht mehr fangen. Er rutschte auf dem Boden weg, er stürzte, und da Paul an ihm gefesselt war, fiel er mit ihm hin.
Beide landeten auf der Erde.
Wären sie nicht gefesselt gewesen, wäre es für sie ein Leichtes gewesen, auf die Beine zu gelangen. So aber hatten sie ihre Probleme. Das sah auch Larissa. Sie hätte ihnen hoch helfen können, doch das ließ sie bleiben. Noch war es besser für sie, in Deckung zu bleiben.
Außerdem war das Untier schon da. Es stand nicht mehr an seinem Platz. Es hatte sich nach vorn begeben und schaute auf die Zwillinge nieder.
Sein Maul stand noch immer offen. Aus ihm tropfte Geifer, der auf die Körper der beiden Vampire klatschte. Es war so etwas wie eine Warnung für sie, die aber nichts nutzte.
Das Monster war schneller.
Es griff mit seinen gierigen Händen zu. Sie waren mehr Klauen, und in ihnen steckte eine übernatürliche Kraft. Sie brauchten nur einen Körper zu packen, um auch den zweiten gleich mit in die Höhe zu ziehen.
Es sah einfach nur leicht aus. Fast sogar lässig. Und dann schlug das Monstrum zum ersten Mal zu. Es brauchte nur eine Hand, um die beiden Körper festzuhalten. Mit der anderen drosch es gegen den Kopf des Vampirs mit dem Namen Peter.
Der Schädel platzte auf. Das Untier brüllte und dann riss es die beiden Körper noch höher. Der mit dem verletzten Schädel befand sich nahe am Maul des Monstrums.
Das war perfekt.
Die Klauen drückten noch mal nach, und so schob sich das Untier den Vampir in sein Maul.
Es war eine Szene, an der wohl jeder den Atem angehalten hätte, hätte er das gesehen. Der Schädel verschwand im Maul des Monstrums, das dann zubiss.
Gnadenlos. Brutal. Es hackte seine Zähne wie Messer hinein. Ein
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