1808 - Die Vorhölle
schussbereit.
Ihr Ziel war und blieb nach wie vor das Haus, auf dessen Eingang sie direkt zuliefen. Noch war die Tür geschlossen, aber das blieb nicht so. Sie wurde geöffnet, und in dem aus dem Haus fallenden Licht erschien die Gestalt eines Mannes.
Es war Erwin Schwarz, der Bestatter.
Warum er das Haus verlassen hatte, wussten die Zeugen nicht. Aber sie sahen, dass die andere Seite kein Pardon kannte. Die beiden Männer aus dem Auto blieben stehen und hoben die Waffen nur um eine Idee an.
Dann schossen sie!
***
Harry Stahl und ich standen im Haus. Wir schauten durch die offene Eingangstür nach draußen. Wir sahen auch den Bestatter, der die ersten Schritte ging, und dann fielen die Schüsse.
Die Männer hatten wir kaum gesehen. Sie waren wie Schatten in der Dunkelheit, aber die Mündungslichter wirkten wie kaltes Feuer, in das wir hineinschauten.
Das Geschehen spielte sich jetzt vor uns ab und nicht bei uns. Einen Schrei hörten wir nicht, aber wir sahen, dass Erwin Schwarz einen Tanz aufführte, den er bestimmt nicht gewollt hatte. Die in seinen Körper einschlagenden Kugeln ließen ihn diesen grausamen Tanz aufführen, der ebenso schnell aufhörte, wie er begonnen hatte. Da blieb Schwarz auf der Stelle liegen und rührte sich nicht mehr.
Für uns stand fest, dass er tot war.
Mein Gott, welch ein Überfall!
Da hatten wir gedacht, einen Vampir zu jagen, was auch teilweise geschehen war, und jetzt gerieten wir in einen grausamen Mord. Harry und ich hatten das Glück gehabt, im Haus geblieben zu sein. Wir waren nur beide in Deckung gegangen. Man konnte uns von draußen nicht sehen. Im großzügigen Eingangsbereich hockten wir hinter zwei Sesseln in Deckung. Sie standen so günstig, dass wir an ihnen vorbei nach draußen schauen konnten.
»Das ist doch der reine Wahnsinn, John. Das kann doch nicht wahr sein.«
»Ist es aber.«
»Und jetzt?«
»Werden wir abwarten müssen. Ich denke, dass die beiden Killer ins Haus kommen werden.«
»Und wir haben mit einem weiblichen Vampir gerechnet.«
»So kann man sich täuschen, Harry.«
»Aber das eine wird das andere nicht ausschließen, denke ich.«
»Möglich.«
Wir waren jetzt still, weil die beiden Killer den toten Bestatter erreicht hatten. Einer blieb stehen und beobachtete die Umgebung. Seine Maschinenpistole hielt er in der rechten Hand und so, dass die Mündung nach oben zeigte.
Sein Kumpan kümmerte sich um den Toten. Er blieb nicht lange in seiner knienden Haltung. Er kam hoch, nickte und deutete dabei auf den leblosen Körper.
»Der ist hin.«
»War auch kein Problem.«
»Machen wir Schluss?«
»Nein, warum? Wir sollten uns noch im Haus umschauen. Ein kurzer Rundgang kann nicht schaden. Für ihn sollen doch diese komischen Zwillinge arbeiten.«
»Ja, die Glatzköpfe.«
»Denkst du, dass sie Zeugen sind?«
»Wir sollten auf jeden Fall auf Nummer sicher gehen. Ich will keine bösen Überraschungen erleben.«
»Okay, dann schauen wir nach.«
Bis jetzt hatten sich die beiden Killer nicht von der Stelle gerührt. Das änderte sich jetzt. Mit schussbereiten Waffen kamen sie auf die offene Tür zu und würden uns schon nach kurzer Zeit erreicht haben.
Wir waren abgetaucht. Durch eine Seitentür waren wir in einen Flur gelangt, der dort endete, wo die Arbeitsräume des Bestatters lagen. Da wollten wir vorerst bleiben.
Wir schauten uns an. Keiner von uns hatte eine Idee, wie es weitergehen sollte. Wenigstens waren wir hier in Sicherheit, aber die war mehr als trügerisch.
Der Gang war leer. Helle Späne lagen auf dem Boden, und es roch nach frischem Holz. Licht brannte ebenfalls. Es war ein nur schwaches Leuchten, das von einem schlangenähnlichen Gebilde unter der Decke abgegeben wurde.
Harry nickte, als er mich ansprach. »Hier können wir nicht bleiben, John.«
»Ich weiß.«
»Wohin? Hast du eine Idee?«
»Ich denke schon«, presste ich hervor. »Das hier ist ein Anbau.«
»Seine Werkstatt?«
»Auch.«
»Und weiter?«
»Ich war schon mal hier. Hier hat man mich überwältigt.«
»Ach, die Glatzköpfe?«
»Genau. Aber nicht hier im Flur, sondern in einem Raum, in dem gearbeitet wird und in dem auch fertige oder halb fertige Särge stehen.«
»Verstehe.«
»Jetzt müssen wir nur noch die Tür finden.«
»Okay, und was haben wir davon?«
»Mehr Platz. In der Werkstatt können wir uns verstecken und auf sie warten. Ich denke schon, dass sie kommen werden, denn sie werden wissen wollen, ob sich noch jemand im Haus
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