1809 - Werwolf-Falle
gesehen?«
»Nein.« Er hob die Schulter an. Sein Blick traf Harry Stahl. »Ist das schlimm?«
»Überhaupt nicht.«
Der Wirt nickte. »Dann kann ich nur hoffen, dass wir alle Glück haben, oder?«
»Genau richtig«, sagte ich.
Wir hatten hier nichts mehr zu suchen. Der Wirt brachte uns noch bis zur Tür. Er sprach davon, dass Gott uns schützen sollte, dann waren wir wieder allein.
Wir standen draußen, aber verändert hatte sich nichts. Es war auch nicht kälter geworden. Allerdings rieselte jetzt Schnee aus den tiefen Wolken.
Unser Wagen stand da, wo wir ihn abgestellt hatten, und man konnte den Eindruck bekommen, dass es noch stiller geworden war. Hier schien eine ganze Ortschaft den Atem anzuhalten, weil sie auf etwas wartete, das sehr gefährlich werden konnte.
Ich überlegte noch, wie wir weiterhin vorgehen sollten, als es passierte.
Plötzlich wurde die Stille unterbrochen. Und das von einem unheimlichen Heulton …
***
Der Polizist hatte sie verlassen, und Ulrike Schneider saß in ihrem Wohnzimmer. Sie hatte den Entschluss gefasst, nicht ins Bett zu gehen. Sie wollte in dieser Nacht wach bleiben, denn mit dieser inneren Unruhe würde sie sowieso nicht schlafen können.
Und sie dachte immer wieder an ihre Tochter. Sie war verschwunden, und bei Ulrike Schneider breitete sich der Gedanke aus, dass Helene es nicht schaffen konnte, dass sie sie nicht lebend wiedersehen würde. Daran musste sie sich gewöhnen, auch wenn es ihr schwerfiel.
Der Werwolf war unterwegs. Er suchte Opfer, und er würde welche finden, denn leer war der Ort nicht. Aber es gab auch so etwas wie einen Schimmer der Hoffnung. Die beiden Polizisten schienen Männer zu sein, die sich nicht ins Bockshorn jagen ließen. Sie würden diesem Wesen auf den Fersen bleiben, und Ulrike Schneider hoffte, dass sie es auch zur Strecke bringen konnten.
Die Zeit verging.
Das Heulen wiederholte sich nicht.
Dabei fragte sich Ulrike Schneider, ob sie das als positiv oder negativ einordnen sollte. Sie entschloss sich dazu, es neutral zu sehen.
Für sie war die Bestie weiterhin unterwegs, um nach einem Opfer zu suchen.
Ulrike Schneider hätte gern mit den beiden fremden Polizisten Kontakt gehabt, aber sie hatte ihre Handynummer nicht.
Immer wieder ging sie zu einem der Fenster, um einen Blick nach draußen zu werfen. Mal tat sie das an der Vorderseite, dann auch an der rückwärtigen.
Je mehr Zeit verstrich, umso nervöser wurde sie. Immer wieder dachte sie daran, dass ihre Tochter nicht mehr da war, und sie konnte sich vorstellen, dass sie in eine Klemme geraten war.
»Wenn ich dir doch nur helfen könnte, Kind«, flüsterte sie und wechselte mal wieder die Seite, um einen Blick hinter das Haus zu werfen. Es gab nicht viel zu sehen, die Dunkelheit hatte alles geschluckt.
Nichts auf ihrem hinteren Grundstück, dabei hätte der Werwolf hier überall Deckung gefunden. Einsam war es auch, es gab keine direkten Nachbarn, das ideale Haus.
Sie ging wieder nach vorn. Dort reichte es ihr nicht, nur durch das Fenster zu schauen. Sie wollte die Tür öffnen, um ins Freie zu treten.
Das tat sie auch.
Im ersten Moment fror sie, als die kalte Luft sie traf. Die Tür klemmte sie fest und schob sich ins Freie. Über ihrer Schulter hing eine dünne Strickjacke, die kaum die Kälte abhielt. Aber sie wollte auch nicht lange draußen bleiben.
Gab es etwas zu sehen?
Ulrike Schneider strengte sich an. Aber von einem Werwolf oder einem ähnlichen Monster war nichts zu sehen.
Und zu hören?
Nein, auch wenn sie sich noch so anstrengte, sie vernahm nichts.
Und es gab auch keinen Menschen, der sich ihrem Haus näherte. Weder die beiden Polizisten noch Walter Rüger tauchten auf.
Es hatte keinen Sinn, wenn sie länger vor der Tür blieb und wartete, dass etwas passierte. Wahrscheinlich würde nichts geschehen.
Sie ging wieder. Ihr Herz klopfte schneller, und ihre Bewegungen wirkten wie eingefroren. Es ging bereits auf Mitternacht zu, als sie die Tür wieder hinter sich schloss.
Hin und wieder gönnte sie sich eine Zigarette. Ja, das würde ihr jetzt gut tun. Sich in die Küche setzen, einen Schluck Gin trinken und eine Zigarette rauchen. In diesem Jahr hatte sie das noch nicht getan. Es war also eine Premiere.
Sie ging in ihre kleine Küche. Aus dem Schrank holte sie die Flasche Gin und ein Glas. Die Zigaretten lagen auf der Fensterbank. Es war ein jungfräuliches Päckchen, das sie erst noch öffnen musste.
Ein Ascher stand auch bereit. Das Glas war gut
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