1810 - Der Weg nach Camelot
Dendorak gehörte nicht wirklich zu ihnen. Unter seiner Bioplasthaut agierte ein stählernes Skelett und wies ihn als Daniel-Roboter der DTX-Klasse aus.
Das Labyrinth von Olsynth hielt ein paar Überraschungen bereit, und die Veranstalter legten großen Wert darauf, daß keiner der Teilnehmer zu Schaden kam. Engereg als zuständiger Ressortchef war sich der Gefährlichkeit eines Angebots wie Olsynth bewußt. Aber er entsprach damit dem Wunsch vieler Besucher, denen die herkömmlichen Abenteuer nicht mehr genug Nervenkitzel boten.
Zweihundert DTX-Modelle dienten seither diesem einen Zweck, selbst die verrücktesten Draufgänger aus allen Teilen der Galaxis unbeschadet durch das Labyrinth zu führen und sie anschließend in dem Bewußtsein zu verabschieden, daß sie das größte Abenteuer der Milchstraße unbeschadet überstanden hatten.
Ein einziges Mal war es bisher vorgekommen, daß sich ein Steuersyntron geirrt hatte. Der rumalische Reißzahnaffe war auf den falschen Touristen losgegangen, und dieser war umgehend mit einem starken Schock in die posthypnotische Heilkammer einer Medostation eingeliefert worden.
An einem zehn Meter hohen Felsvorsprung blieb Dendorak stehen. Er hob die Hand, und die Gruppe hielt an.
„Wer hat seinen Strahler noch nicht entsichert?" fragte er.
Natürlich erkannte er es an den energetischen Abdrücken, die seine Syntronik erstellte. Drei der Antis holten das Versäumte mißmutig nach. Dendorak tippte sich an den Schlapphut.
„Jeder Fehler kann tödlich sein."
Er streckte den linken Arm aus und deutete am Felsvorsprung vorbei auf den gewundenen Pfad, der zwischen den steilen Wänden entlangführte. Von oben fiel trübes Licht in das Labyrinth; die naturgetreue Nachbildung eines Systems aus Schluchten, mit einer schmalen Öffnung nach oben zur Planetenoberfläche hin.
Leichter Wind kam auf. Er brachte verbrauchte Luft und ein wenig Wärme mit sich. Für die Antis in ihren durchfeuchteten Kombinationen bedeutete es ein wenig Erleichterung.
„Die Luft", sagte Dendorak und schnupperte intensiv. „Sie bringt etwas. Los, nach rechts hinüber!
Duckt euch!"
Sie rannten ihm nach, verschwanden unter einem überhängenden Felsen und bildeten einen Halbkreis.
Schußbereite Waffen sicherten nach allen Seiten.
Es gab keine Bedrohung. Eine Finte sollte seinen Begleitern ein wenig Nervenkitzel bringen.
Dendorak sandte über eine streng abgeschirmte Frequenz eine Anfrage an die Einsatzzentrale.
BISHER SIND KEINE BEDROHUNGEN AKTIVIERT WORDEN. GIBT ES EINEN DEFEKT?
DIE URSACHE FÜR DEN FEHLER WIRD NOCH GESUCHT, lautete die Antwort des koordinierenden Syntrons. ES KANN SICH NUR UM SEKUNDEN HANDELN, BIS ER GEFUNDEN IST.
Dendorak gab sich mit dieser Auskunft zufrieden und begann leise vor sich hin zu summen. Als nach fünf Minuten noch immer kein Bescheid eintraf, rief er zum Aufbruch.
„Es muß mit der Luftfeuchtigkeit zusammenhängen, daß wir bisher noch keinem Angriff ausgesetzt waren. Oder jemand hat die Felsschlangen geklaut."
Gelächter antwortete ihm. Sie marschierten weiter, folgten der Schlucht und bogen an der nächsten Abzweigung nach rechts ab. Die Felswände zur Linken mündeten bereits nach fünfzehn Metern in einer Holoprojektion.
Dahinter ragte eines der hohen Schotte auf, die in den Hintergrund der Abenteuerlandschaft führten.
Dort befanden sich die technischen Anlagen für das Labyrinth.
Der Streifzug durch dieses Abenteuer dauerte gewöhnlich achtunddreißig Stunden, und die Besucher verließen das Labyrinth meist erschöpft, aber glücklich. Auf jeden Kilometer zurückgelegter Strecke kamen im Schnitt sechs Angriffe oder Bedrohungen durch Flora und Fauna.
„Vorsicht!" schrie einer der Antis.
Dicht hinter ihnen brach ein Stück der Felswand ab und donnerte in die Schlucht. Sie hetzten vorwärts, warfen sich hinter ein paar Vorsprüngen und entgingen den Splittern, die nach allen Richtungen spritzten.
Das war im Programm nicht vorgesehen. Es gehörte nicht zur Ausstattung des Labyrinths. Dendorak reagierte.
ALARM! JEMAND MANIPULIERT OLSYNTH!
WIR SUCHEN NOCH, lautete der lapidare Bescheid des Syntrons aus der Koordination.
Der DTX änderte die Frequenz seines Normalfunks und alarmierte den Leitstand mit den Springern.
Endlich tat sich etwas.
„Kalabök spricht. Wir stellen soeben Abweichungen des syntronischen Pro= gramms gegenüber dem Backup fest. Jemand hat das Programm manipuliert."
Der Boden begann zu dröhnen. Ein weiteres Stück natürlichen
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