1817 - Krieger der Gazkar
sind wir dort."
In diesem Moment sprang der angeblich tote Gemba von Bunnys Rücken und rannte flink davon.
*
Für Gemba gab es ‘keinen anderen Ausweg mehr, nachdem sein letzter Fluchtversuch fehlgeschlagen war. Er hatte vorgehabt, zu fliehen und dann nacheinander den wertvollen Bund aus dem Hinterhalt zu überwältigen. Nur so konnte er sein Versagen wenigstens zu einem geringen Teil wieder gutmachen.
Doch auch dieser letzte Versuch mißlang. Gemba blieb nur noch eines - er stellte sich tot.
In besonderen Notfällen konnten Gazkar sich selbst in eine Art scheintoten Schlaf versetzen, von einem Moment zum anderen. In diesem Zustand waren an ihnen keinerlei Körper- oder Gehirnfunktionen meßbar, und ihre Körpertemperatur sank auf Leichenstarre.
Es war eine fast instinktive Reaktion auf die Verzweiflung, die Gemba fühlte. Er wußte von Natur aus, daß er dazu in der Lage war, sich totzustellen, aber nicht, wie lange, oder wie er sich jemals wieder daraus befreien konnte.
Das spielte keine Rolle für ihn. Wenn er nie wieder erwachte - um so besser. Dann konnte endlich die Schande ausgelöscht werden.
Gemba spürte, wie in ihm plötzlich alles erstarrte, es wurde ihm ganz leicht, und dann wußte er gar nichts mehr.
Ebenso übergangslos, wie er in die Starre gefallen war, erwachte er. Seine Körperfunktionen setzten so rasch ein, die Erhöhung der Temperatur folgte so schnell, daß er sogar den mangelhaften Roboter überlisten konnte. Instinktiv handelte er, riß sich von seinem Häscher los und rannte davon.
Euphorie überflutete ihn, daß es ihm beinahe vorkam, als schwebte er leicht dahin. Tatsächlich lief er so schnell, daß weder der Bund noch der Roboter ihn sofort einholen konnten.
Seine Beine fanden automatisch den sicheren Tritt. Der Krieger hielt direkt auf einen Wald zu, der nicht mehr weit von der Stadt entfernt war. War er dort erst einmal angelangt, hatte er genügend Deckung.
Gembas sämtliche Sinne waren in höchster Aufregung und spornten ihn zur Höchstleistung an. Es schien, als hätte es den Unfall nie gegeben, als wäre er nie gedemütigt worden. Die Totenstarre war völlig von ihm abgefallen; er mußte sie nicht erst abschütteln und sich davon erholen.
Die Euphorie verlieh ihm Flügel. Gemba rannte im höchsten Tempo über die Ebene dahin, in der Gewißheit, endlich das Ziel erreicht zu haben. Jegliche Desorientierung, Verzweiflung und Verwirrung war von ihm abgefallen, er wußte genau, wohin er laufen mußte.
Nun konnte er das Kollektiv davon informieren, daß zwei aus dem Bund entkommen waren. Die Gazkar würden die beiden ohne Schwierigkeiten überwältigen können und dem Bund eingliedern. So hatte er seine Aufgabe letztlich doch noch erfüllen können, und das Kollektiv würde ihn nicht verstoßen.
Er hatte das Duft-Netzwerk der Neezer gefunden!
*
„Schneller!" schrie Joseph.
Diesen Ansporn brauchten weder Pepe noch Bunny. In Höchstgeschwindigkeit jagten sie dem fliehenden Gazka hinterher, der direkten Kurs auf die Stadt nahm.
Joseph war klar, daß sie den Gazka vermutlich verloren, wenn er erst einmal den kurz vor der Stadt liegenden Wald erreicht hatte. Innerlich schäumte er, so sehr an der Nase herumgeführt worden zu sein.
Gemba hatte es sich sehr einfach gemacht: Er hatte sich einfach totgestellt, um auf jeden Fall zur Stadt gebracht zu werden. Irgendwie schien er begriffen zu haben, daß er dort seine Gefährten finden würde.
Vielleicht hatte er die zwei Menschen lange genug beobachtet, um zu ahnen, daß sie ihn nicht einfach liegenlassen, sondern aus Neugier mitnehmen würden. Vielleicht hätte Joseph selbst auch so gehandelt.
Der Cajun wußte zwar, daß im Moment der Vorteil auf Seiten des Gazka war, weil er den Vorsprung der Überraschung hatte. Aber sein Körper war schwer, das Vorankommen auf diesem weichen, nachschwingenden Gelände nicht leicht, und er kannte die Tücken nicht. Der Cajun vertraute darauf, daß Gemba einmal einen Fehltritt tun und wertvolle Sekunden verlieren würde.
Die drei hatten sich getrennt und versuchten nun, dem Krieger den Weg abzuschneiden, allen voran Bunny, der trotz seines Handicaps mit den defekten Prallfeldern am schnellsten war. Dann kam Pepe, der mit seinen langen Beinen und dem Vorteil der Jugend flink und ausdauernd rannte. Aber auch Joseph hielt sich sehr gut, er war zwar kein junger Mann mehr und manchmal von Schwächeanfällen geplagt, aber seine Kondition erwies sich in solchen Momenten als
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