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1826 - Die Schrottsammler

Titel: 1826 - Die Schrottsammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war.
    Mir war, als würde ich auch auf der Stelle sterben, aber dieses gnädige Schicksal war mir nicht vergönnt.
    Einer der Maoten legte eine Kette mit einer Metallmarke um meinen Hals. Auf der Marke standen für mich fremde Zeichen. Wahrscheinlich handelte es sich um eine mehrstellige Zahl.
    Sie führten mich ab und sperrten mich in eine kleine Zelle. Durch eine kleine Öffnung wurde ein Napf mit schalem Wasser und ein Teller mit ein paar Körnern hereingeschoben. Ich beachtete beides zunächst nicht.
    In einer Ecke lag ein Bündel Stroh. Ich legte mich darauf und versuchte einzuschlafen.
    War das die Wirklichkeit?
    Oder war es nur ein böser Traum?
    Ich wünschte mir, daß ich in meiner Höhle unter dem warmen Schein des Talglichts erwachte und alles vergessen können würde.
    Traum und Wirklichkeit. Wie nah lagen sie doch oft beieinander.
    Oder wie fern.
     
    *
     
    Es mochte etwa zwei Tage später sein. Einen Zeitmesser besaß ich nicht. Auf Raubyn hatte ich mich stets nach dem Stand der Sonne gerichtet.
    In meiner Zelle gab es keine Sonne, sondern nur ein kleines künstliches Licht unter der Decke, das außerdem von Zeit zu Zeit abgeschaltet wurde.
    Ich hatte inzwischen von den Körnern gegessen und von dem Wasser getrunken. Hunger und Durst hatten über die Gefühle der schockierenden Erlebnisse triumphiert. Noch wollte ich leben.
    Ab dem dritten Tag gab es nichts mehr zu essen und zu trinken. Ich wußte, daß das zu einem körperlichen Verfall führte, aber durchaus nicht zum Tod. Ein Raubyner konnte es dreißig oder vierzig Tage ohne Nahrung aushalten.
    Dadurch wurden aber unsere Körperdrüsen zu höherer Aktivität angeregt, während die Intelligenz scheinbar nachließ. In Wirklichkeit kapselte sich aber jeder von uns während dieses Vorgangs nur von der Außenwelt ab.
    Viele Tage vergingen. Ich zählte sie nicht.
    Sie holten mich irgendwann aus der Zelle und verluden mich mit einem Dutzend anderer Raubyner in ein offenes Gefährt. Wir verließen das Raumschiff, das am Rand einer großen Stadt gelandet war.
    Ich wußte nicht, wo wir waren. Die ganze Umgebung, die Pflanzen, die Bauten, der grünliche Himmel und die vereinzelten grauschwarzen Wolken, alles wirkte völlig fremdartig und abweisend auf mich.
    Die Begleitmannschaft der Maoten verbot uns jegliches Gespräch. Da die meisten von uns sowieso eher apathisch oder niedergeschlagen wirkten, ergaben sich auch keine Probleme.
    Wir landeten etwa in der Mitte der Stadt auf einem großen Platz. Wie eine Herde Tiere wurden wir in einen großen Käfig getrieben, der auf einem hohen, hölzernen Podest stand.
    Viele Schaulustige hatten sich draußen versammelt. Ich sah fremde Wesen, wie ich sie mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt hatte. Kaum eins von ihnen ähnelte einem anderen, außer wenn sie paarweise auftraten, was häufig der Fall war.
    Um den Käfig herum postierten sich bewaffnete Maoten. Wenn einer der Neugierigen sich dem Käfig auf mehr als zehn Schritte näherte, wurde er von den Maoten vertrieben. Einigemal setzten sie dabei auch ihre Blitzschleudern ein, womit sie sich schnell Respekt verschafften.
    Weitere Fahrzeuge mit gefangenen Raubynern landeten. Die Gefangenen wurden auch in den Käfig gesteckt. Ich schätzte die Gesamtzahl auf über einhundert.
    Ein zweites, wesentlich kleineres Podest wurde von den Maoten aufgebaut. Einer von ihnen stellte sich darauf und verkündete mit lauter Stimme: „Die Versteigerung beginnt. Bringt das erste Tier!"
    Andere Maoten holten einen meiner Artgenossen aus dem großen Käfig und führten ihn zu dem kleinen Podest.
    Interessiert schoben sich mehrere der Zuschauer heran. Sie befummelten die Drüsen des Raubyners.
    Allein darauf schienen sie Wert zu legen.
    Die ersten Angebote wurden gemacht. Es dauerte nur kurze Zeit, dann hatte der Raubyner seinen Besitzer gewechselt. Ich verfolgte das grausame Schauspiel mit einem Gemisch aus Furcht und Ekelgefühlen, begleitet von Hilflosigkeit und grenzenloser Wut.
    Die Versteigerung ging weiter, bis ich an der Reihe war. Der Versteigerer pries meinen Zustand gerade in den höchsten Tönen, als plötzlich Ruhe einkehrte.
    Eine Gasse bildete sich unter den Versammelten. Eine merkwürdige Schwebeplattform glitt heran, umringt von einem Dutzend buntgekleideter, zwergenhafter Gestalten.
    Auf der Plattform stand ein großer Topf, aus dessen Öffnung eine rosafarbene Halbkugel ragte. Aus der Oberseite der Halbkugel wanden sich dünne Fäden nach unten. Einige

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