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1827 - Das vergessene Grab

1827 - Das vergessene Grab

Titel: 1827 - Das vergessene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schüttelte den Kopf. »Insassen, Mister, was erlauben Sie sich! Wir sind hier nicht in einem Knast. Deshalb haben wir auch keine Insassen, sondern Gäste.«
    »Okay, ich weiß jetzt Bescheid. Mein Wunsch ist trotzdem noch da. Der Gast heißt Bruce Burgess.«
    Da hatte ich Grace Mulligan auf dem falschen Fuß erwischt.
    »Ausgerechnet ihn?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Das ist ein Problem.«
    »Warum das?«
    »Tja.« Das Gesicht nahm einen bedauerlichen Zug an, »der gute Bruce befindet sich leider in einem Zustand, den man nicht mehr als normal einstufen kann. Deshalb mussten wir ihn leider fixieren.«
    Mit der Antwort hatte ich gerechnet, und ich fragte deshalb: »Was bedeutet das genau?«
    »Man kann mit ihm nicht mehr normal reden.«
    »Das hörte ich schon. Und was ist der Grund?«
    »Er ist nicht mehr normal im Kopf. Er hat Wahnvorstellungen. Er spricht vom Tod, den er gesehen hat, und es drängt ihn, von hier zu verschwinden. Das ist sein Problem.«
    »Wie sieht es mit Demenz aus?«
    »Das weniger, Mister Sinclair, aber er macht in Panik. Er hat den Tod gesehen und er geht davon aus, dass er hier in der Nähe lauert und darauf wartet, das Heim aufzusuchen.«
    »Als was?«
    Grace Mulligan stutzte bei meiner Frage. »Bitte, wie kommen Sie denn darauf?«
    »Ganz einfach, ich möchte wissen, wie er sich den Tod vorstellt.«
    »Sie denken, dass er ihn beschreibt?«
    »Ja.«
    Die Frau musste lachen. »Da haben Sie sogar recht.« Sie winkte ab. »Es ist natürlich lächerlich, aber für ihn ist der Tod ein Mensch. Ein Mann. Einer, der eine menschliche Gestalt angenommen hat. So muss man das sehen, sagt er.«
    »Gut, Mrs Mulligan, das möchte ich mir gern von ihm persönlich anhören. Deshalb bin ich hier.«
    »Hat man Ihnen etwas über Bruce Burgess erzählt?«
    »Nein, erst jetzt. Ich habe einige Fragen an ihn.«
    »Ja, dann bringe ich Sie zu ihm.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen.«
    Grace Mulligan nahm einen Bund mit Schlüsseln und steckte ihn in die Tasche ihrer grünen Wolljacke.
    Gemeinsam verließen wir das Büro. Sie sagte mir, dass wir in die erste Etage müssten. Wir verzichteten auf den Lift und nahmen die Treppe.
    Die Heimchefin wies noch darauf hin, dass Bruce Burgess immer anders drauf war. Seine Stimmungen wechselten sehr schnell. Zumeist lagen sie im negativen Bereich. Da fühlte er sich vom Tod bedroht.
    Wir hatten die Treppe hinter uns gelassen, gingen durch einen recht breiten Gang, an dessen Seiten Handläufe angebracht waren.
    Vor einer der Türen blieben wir stehen. »Ist sie abgeschlossen?«, fragte ich.
    »Ich weiß es nicht, manchmal schon. Deshalb habe ich auch den Schlüssel mit.«
    »Ah ja.«
    »Dann probieren wir es mal.«
    Grace Mulligan probierte es. Sie nickte, als sie feststellte, dass die Tür nicht abgeschlossen war. So konnten wir das Zimmer betreten, das nicht besonders groß war, dafür sehr hell, weil es ein großes Fenster hatte, das bis zum Boden reichte.
    Bruce Burgess saß in einem Sessel, war dort tatsächlich fixiert und begrüßte uns mit einem Schnarchen, denn er schlief tief und fest. Ich hatte Muße, ihn mir anzuschauen. Er war ein alter Mann mit weißen Haaren. Sein Kopf war nach vorn und etwas zur Seite gefallen. Er trug ein kariertes Hemd und eine dunkelbraune Cordhose.
    »Nun, Mister Sinclair, da sehen Sie ihn.«
    »Ich weiß.«
    »Und jetzt?«
    »Sollten wir ihn wecken.«
    Grace Mulligan nickte mir zu.
    Ich war wirklich gespannt auf den Mann und schaute zu, wie sich die Heimleiterin bemühte. Sie sprach auf ihn ein, fasste ihn an der Schulter an und rüttelte ihn.
    Es dauerte nicht lange, da schlug er die Augen auf. Er war sofort hellwach. Zuerst sah er Grace Mulligan, die kannte er. Dann entdeckte er mich und gab einen leisen Schrei von sich. Seine Arme konnte er bewegen. Er hob sie an und rieb seine Augen, um den letzten Rest an Schlaftrunkenheit zu verscheuchen.
    Ich sah in sein Gesicht, das recht blass war. Furchen durchzogen die Haut um das Kinn herum, und der graue Stoppelbart war nicht zu übersehen. Für Burgess war Grace Mulligan nicht mehr wichtig. Er starrte stattdessen mich an.
    »Wer ist das?«
    Die Frau wollte antworten. Dagegen hatte ich etwas. »Lassen Sie mal, das mache ich.«
    »Wie Sie wollen.«
    »Ich heiße John Sinclair.«
    Er hatte mich gehört, legte seinen Kopf schief und rieb mit seinen Händen über den Gurt, der ihn in Höhe der Taille festhielt. »Du bist es«, sagte er dann.
    »Wer bin ich?«
    »Der Tod! Ja, du bist der

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