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1827 - Das vergessene Grab

1827 - Das vergessene Grab

Titel: 1827 - Das vergessene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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langer Zeit.
    Unser Ziel war der alte Teil des Friedhofs. Dort lagen die Gräber dicht beisammen. Hier arbeitete auch kein Gärtner mehr. Man ließ es so wachsen, wie es wuchs.
    Der Boden war weich und leicht nachgiebig. Er kam mir vor wie ein Teppich, auf dem wir gingen.
    Dann hielt Bruce Burgess plötzlich an. Er duckte sich leicht, kicherte und legte den Kopf schräg, damit er zu mir hoch schauen konnte.
    »Was ist?«, fragte ich.
    Er stieß mich an. »Spürst du es nicht?«
    »Was soll ich spüren?«
    »Die andere Atmosphäre.«
    »Nein, nicht wirklich. Ich merkte nur, dass die Natur hier viel dichter gewachsen ist.«
    »Ja, ja, sie will etwas verstecken.«
    »Und was?«
    Er fasste mit seiner knochigen Hand nach meinem Arm. »Komm mit, dann wirst du es sehen.«
    Ich war gespannt und spürte schon den innerlichen Druck. Der hatte sich in meiner Magengegend ausgebreitet und gab mir dieses ungute Gefühl.
    Bruce Burgess blieb stehen. Und das an einer Stelle, die man als Kreuzung hätte bezeichnen können, die aber letztendlich keine war, weil die Wege kaum noch zu erkennen waren. Nicht weit entfernt stand ein altes Wasserbecken aus Stein. Es war nicht mit Wasser gefüllt, sondern mit Erde und Laub.
    Und dann passierte es.
    Da war der Geruch, der mich anwehte.
    Es roch nach Verwesung!
    ***
    Ich sagte nichts, weil ich abwarten wollte, wie Bruce Burgess reagierte. Er tat nichts. Er stand nur da, und sein Gesicht hatte so etwas wie einen verklärten Ausdruck angenommen. Es konnte an dem Geruch liegen, dass er so reagierte.
    Mir jedenfalls sagte er nichts, und das gefiel mir nicht. Ich wollte mehr wissen.
    »He, Bruce …«
    »Ja?«
    »Du riechst es auch, nicht?«
    Er drehte mir sein Gesicht zu, und ich sah den Glanz in seinen Augen. »Ja, ich rieche es. Das ist der Tod.«
    »Stimmt. Aber wo steckt er?«
    »Haha, du willst ihn sehen?«
    »Klar.«
    »Du willst ihn sogar begrüßen?«
    Ich ging auf das Spiel ein. »Auch das.«
    »Da weiß ich nicht, ob du dir nicht zu viel vorgenommen hast. Der Tod hat auch seine Prioritäten.«
    »Du kennst ihn gut.«
    »Klar.«
    Jetzt fasste ich ihn an. »Na los, ich will das Grab sehen. Ich gebe mich nicht nur mit dem ekelhaften Gestank zufrieden.«
    »Ist gut.«
    Ab jetzt ließ ich den alten Mann vorgehen. Ich wollte mich auf keinen Fall ablenken lassen. Er schwenkte nach links ein, wo früher mal ein Pfad gewesen war. Jetzt war davon kaum mehr etwas zu sehen. Die Natur hatte sich das Gelände zurückerobert.
    Und ich sah, dass es nicht mehr weiterging. Man konnte von einer Sackgasse auf dem Friedhof sprechen. Etwa fünf Meter vor mir war Schluss.
    Bruce Burgess ging noch zwei Schritte, dann blieb auch er stehen und starrte nach vorn. Das heißt, er schaute genau auf das Ende der Sackgasse und auf eine schräge Böschung, die dort aufragte.
    Bruce Burgess drehte den Kopf. Jetzt sah er mich an. Und dann bewegte er seine Lippen.
    »Wir sind da«, flüsterte er.
    Das hatte ich erwartet. Ich dachte an den Gestank, der hier in der Luft hing. Er war zwar nicht stärker geworden, ich hatte nur das Gefühl, ihn intensiver wahrzunehmen.
    »Du kannst ruhig kommen, John.«
    »Und dann?«
    »Muss ich dir was zeigen.«
    Ich fragte nicht nach, was er mir zeigen wollte, ich ging weiter und hielt an, als ich neben ihm stand.
    »Das vergessene Grab«, flüsterte er.
    »Ich sehe es.«
    »Und? Zufrieden?«
    »Ich habe mir zuvor keine Vorstellungen davon gemacht. Deshalb kann ich nichts sagen.«
    »Dann schau nur hin.«
    Das tat ich, und ich sah etwas, das mich schon wunderte. Erst mal war das Grab überwuchert mit Pflanzen, und ich sah auch die Stellen, die nicht so glatt waren. Da schien jemand aus der Erde gekommen zu sein. Dabei hatte er sie aufgewühlt. Das konnten auch Maulwürfe gewesen sein. Dann fiel mir noch etwas auf. Das Grab war recht groß. Für eine Person viel zu groß. Hier konnte noch jemand begraben werden.
    Dann gab es noch den Gestank. Der wollte einfach nicht verschwinden, und ich glaubte nicht, dass er aus dem Grab kam. Den musste irgendeine andere Person verbreiten.
    »Na, John, was sagst du?«
    »Das weiß ich noch nicht. Ein Grab ohne Grabstein, das ist schon ungewöhnlich.«
    »Aber nicht ohne Kreuz.«
    »Bitte?«
    »Ja, das kannst du sehen. Ohne Kreuz geht nichts.«
    »Und wo ist es?«
    »Willst du es wirklich sehen?«
    »Sonst hätte ich nicht gefragt.«
    »Dann komm mit.«
    Das Mitkommen hielt sich in Grenzen. Er ging mit mir ein paar kleine Schritte nach links. Ich spürte,

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