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1827 - Das vergessene Grab

1827 - Das vergessene Grab

Titel: 1827 - Das vergessene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dass der Untergrund weicher wurde und ich mich wahrscheinlich auf einer alten Graberde bewegte.
    Wie gesagt, noch hatten wir Glück und waren nicht in Gefahr geraten. Ich wollte, dass dies noch eine Weile so anhielt, und blieb stehen, weil Bruce die rechte Hand hob.
    »Da ist es!«
    Ich musste mich schon etwas anstrengen, um das Grab zu entdecken.
    Ich schaute auf ein Kreuz!
    Es war aus Holz hergestellt, es ragte aus der Erde, aber beim zweiten Blick sah ich, dass es doch schief war. Über dem Holz klebte eine Patina aus Pflanzen und Erde.
    »Was sagst du, John?«
    »Imposant.«
    »Finde ich auch. Ein wirklich tolles Grab und dabei ein sehr lebendiges.«
    Was hatte er da gesagt? Lebendiges? Plötzlich war der Spaß vorbei, und mir standen die Haare zu Berge. Normalerweise gab es kein lebendiges Grab. Aber was war in diesem Fall schon normal?
    »Wo ist es lebendig?«, fragte ich.
    »Er ist da.«
    »Wer?«
    Bruce Burgess schaute mich für einen Moment an. Dann lächelte er knapp »Er ist da.« Mehr sagte er nicht.
    »Wer, verdammt noch mal?« Ich wollte es jetzt genau wissen und biss mich an diesem Thema fest.
    »Clint«, flüsterte Bruce, »Clint Burgess. Er ist nicht tot. Er hat das Grab verlassen …«
    Mich überraschte die Antwort nicht. Eine ähnliche hatte ich erwartet. Ich musste nur an die beiden Menschen denken, die jemand erwürgt hatte und von denen einer Burgess geheißen hatte und die andere Person eine geborene Burgess gewesen war.
    Da lag die Vermutung nahe, dass jemand unterwegs war, um seine Verwandtschaft auszurotten. Was er wohl als lebende Person nicht geschafft hatte, holte er als tote nach – oder als untote. Möglich war alles, das hatte ich oft genug erlebt.
    »Bist du sicher, dass er das Grab verlassen hat?«, fragte ich.
    »Klar.«
    »Und was macht dich so sicher?«
    Er fing an zu schnuppern. »Der Geruch, nur der Geruch. Du hast ihn doch auch wahrgenommen. Oder nicht?«
    »Das stimmt.«
    »Er strahlt ihn ab. Er ist unterwegs.«
    »Aber warum?«
    Bruce schwieg und schaute zur Seite. Ich hatte den Eindruck, dass er mir keine Antwort geben wollte. Ich verspürte auch keine Lust, ihn zu drängen, und wollte meinen eigenen Weg gehen. Ich ließ Bruce Burgess stehen und ging am Kreuz vorbei, weil ich mir seine Rückseite anschauen wollte.
    Mir fiel die Schräge hinter dem Grab auf. Man konnte auch von einem Stück Böschung sprechen, die vor mir anstieg.
    Ich wollte wissen, was jenseits der Böschung lag, stieg sie hoch und erreichte deren Rand. Es gab nichts Besonderes zu sehen. Nur dass der Friedhof hier seine Grenze hatte. Etwas weiter sah ich das graue Band einer Straße. Dort reihten sich auch Häuser aneinander. Zwischen dem Friedhof und der Straße wuchs ein Gestrüppgürtel.
    Ich drehte mich wieder um und stellte fest, dass ich jetzt einen recht guten Blick über den Friedhof hatte. Einige Male zog ich die Nase hoch, um nach Clint Burgess zu schnuppern. Im Moment war nichts zu riechen. Er hielt sich also nicht in der Nähe auf, aber ich fragte mich die ganz Zeit über, aus welchen Gründen er seine Verwandten killte.
    Grundlos? Nein, das glaubte ich nicht. Da musste es etwas geben, das ihn mit diesen Menschen verband, und das würde ich herausfinden müssen. Ich wusste nur nicht, wer mir dabei helfen konnte, abgesehen von Bruce Burgess.
    Aber wer war dieser Clint Burgess? Oder wer war er zuvor als lebender Mensch gewesen? Eine Antwort auf die Fragen interessierte mich, und ich hoffte, dass der alte Bruce sie mir geben konnte.
    Ich ging wieder zu ihm. Er nickte mir zu und sagte nur: »Du bist nicht fündig geworden.«
    »So ist es.«
    »Dann ist er wieder unterwegs.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    Burgess legte den Kopf etwas schief. »Sauer?«
    »Nein, nur leicht frustriert. Ich frage mich, wo er sein könnte.«
    »Damit habe ich auch meine Probleme.« Er zuckte mit den Schultern. »Gesagt hat er mir nichts.«
    »Ach? Wirklich? Hattet ihr Kontakt?«
    »Nein, nicht so direkt.«
    »Aber …«
    »Ich weiß es ja auch nicht, Sinclair. Er ist eben so etwas wie ein schwarzes Schaf in der Familie gewesen.«
    »Aha, und was hat er genau getan?«
    »Er ist immer seinen eigenen Weg gegangen. Er hat sich nie ablenken lassen. Er war immer schlimm.«
    »Das ist mir zu allgemein«, sagte ich. »Was hat es konkret mit ihm gegeben?«
    »Man hatte wohl nicht viel Kontakt mit ihm. Dazu muss ich sagen, dass er schon mehr als fünfzig Jahre tot ist. Auch ich habe über ihn nur gehört. Er hat sich

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