183 oz.
Sean, unser Hund an diesem Strand, begrüßen.
Sean überzeugt mit Charakter. Wer lässt sich schon von klebrigen Augen, löchrigem Fell und fiesem Gestank von wahrer Schönheit ablenken?
Die Wellen sind klein aber nett. Es riecht sehr fischig im Wasser, überall treiben Stücke von Quallen. Man wird das Gefühl nicht los, dem erbarmungslosen Nahrungskreislauf des Meeres hier sehr sehr nah zu sein. Dafür sind wir hier fernab jeglicher Zivilisation. Und um zur Sandbank mit den schönen Wellen zu kommen, muss man erst durch ein tiefes Stück Wasser paddeln. Schpooky!
Um 18 Uhr gehen wir ins Pighouse in Byron, ein Restaurant und Liege-Kino. Ist sehr schön eingerichtet und die Leute, die da arbeiten haben alle Karma. Oder Charisma. Oder eben so etwas, was Leute sympathisch macht. Wir essen eine Kleinigkeit und gucken uns dann im Liegen den Film "Microcosmos" an.
Fr, 28.11.97 : Angler(un)glück
So. De. Le. Jetzt ist Freitag. Wellenmäßig ist heute nichts los, meine Nebenhöhle ist zugeeitert und schmerzt höllisch. Wir versuchen noch einmal zu fischen, mit dem üblichen Erfolg.
Jetzt haben wir gerade einen Brief nach Hause geschrieben und gehen gleich ääähhhh... angeln. Petri heil, sag ich da mal!
Doch siehe da: Wir haben einen Fisch gefangen - ja sogar zwei Fische! Und nicht nur das: Einer davon ist richtig groß. Petri geil! Wir hauen sie postwendend in die Pfanne und machen Reis dazu. Naja... Benni macht das Essen fertig, während mich meine rechte Nebenhöhle fertig macht. Lecker, lecker, aua, aua. Und doch bleibt ein übler Nachgeschmack bei dieser Sache. Ich glaube, der wird unsere Angel-Lust in Zukunft etwas dämpfen. Denn der Fang ist uns ganz am Nord-Ende des Strandes gelungen. Und weil wir natürlich nicht damit gerechnet haben, dass Petri uns mehr Heil gewährt als üblich, standen wir nicht nur plötzlich mit einem Fisch an der Angel da, sondern auch ohne Messer und mit einem kniffligen Problem: Wie schalten wir den Fisch von "quicklebendig" auf "pfannenfertig" um? Ohne Werkzeuge wie zum Beispiel Messer blieb uns da nur der Schritt zurück in die Steinzeit: Fisch mit dem Kopf auf einen großen Stein legen und mit einem anderen... ich will es gar nicht weiter ausführen. Meine pochenden Kopfschmerzen müssen auf jeden Fall ein Witz sein gegen das, was wir dem Fisch da... äh...
Gute Nacht.
Sa, 29.11.97: Yamba/Angourie
Am Samstag geht's weiter, die Küste runter nach Stefan's Hütte (Evan's Head). Dort finden wir nicht einmal den Surfbeach. Also essen wir Fish'n'Chips (als schüchterne Annäherung an den normalen Umgang mit dem Verzehr von Fisch), trinken ein Forster's Beer und fahren weiter nach Yamba/Angourie. Dort gibt's keine Wellen, aber man sieht das Potential der Spots. Und wie wahnsinnig schön es hier ist, sieht man auch. Es gibt Strände und Points in alle Himmelsrichtungen und für Tage ohne Surf, so wie heute, schöne Cliffdivercliffs zum cliffdiven von den Cliffs. Das einzige, was uns etwas wundert ist, das hier überall Schilder stehen: "Camping and sleeping in Vehicles forbidden - 100$ Strafe".
So, 30.11.97 : Cool. Ein Mörder.
Sonntags gibt's mal wieder Fish'n'Chips. Während ich in der Restauration gerade gut gelaunt und versonnen lächelnd an den Fischsorten-Postern entlangschlendere (und versuche die Fische zu entdecken, die wir geangelt haben) spricht Benni die Fish'n'Chips-Frau auf die No-sleeping-in-vehicles-Plakate an. Sie erzählt ihm: Das ist eine Folge von der Mordgeschichte, die hier vor einem Monat passiert ist - der Mörder ist noch nicht gefasst, überall lauern Detectives in der Stadt. Ein Mädchen wurde tot in einem Auto aufgefunden. Das Peinliche an dieser Chose: Als ich zum Ende des Gespräches zu den Beiden dazustoße – ohne einen Schimmer zu haben, worüber gesprochen wird – verhalte ich mich einfach so, wie immer wenn ich wegen Fremdsprache und so den letzten Satz nicht verstanden habe: Ich klinke mich mit einem aufmunternden Lachen ins Gespräch ein und sage: "Ah ha ha...yeah, that's cool."
Ich sehe in das entsetzte Gesicht der Frau, ich sehe in das überraschte Gesicht von Benni. Ich grinse weiter, muss mich dafür aber plötzlich anstrengen. Benni bezahlt, schiebt mich raus und erklärt mir, was da gerade los war.
Die Fish'n'Chips sind lecker.
Und wir schlafen ja jede Nacht woanders, da kriegt uns der Mörder nicht so leicht. Und wenn er doch kommt, dann sag ich einfach zu ihm: Ha! Ah haha, yeah, that's cool.
Mo, 01.12.97
Wellen:
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