1832 - Flucht von Lokvorth
Lokvorth
Ten-No-Thau parkte den Gleiter vor dem Haus, in dessen Keller er Tekener und die Frau noch vorzufinden hoffte. Es war weiterhin still hier. Daß die beiden zufällig durch Tolkander aufgespürt worden waren, war so gut wie ausgeschlossen.
Es schien keine Patrouillen mehr zu geben.
Die Invasoren mußten sich also sehr sicher fühlen.
Ihm fielen die Raumschiffe ein, die gelandet waren, kurz nachdem er aufgebrochen war. Waren sie der Grund für den Massenauflauf an den Zentren? Hatte man sie erwartet?
Egal, das durfte ihn jetzt nicht beschäftigen.
Er stieg aus und schlich sich ins Haus. Er hätte nie gedacht, daß er einmal erleichtert aufatmen würde, wenn er Ronald Tekener sah.
Der Verhaßte und seine Partnerin warteten mit ausdruckslosem Blick auf ihn. In die Augen der Frau kam neues Leben, als sie ihn sah, während Tekener dumpf vor sich hin stierte.
„Wir haben getan, was du von uns verlangt hast", sagte die Terranerin, aber es klang wie das Geplapper einer Marionette, der jemand anders die Stimme gab; als wollte sie noch hinzufügen: „Waren wir brav?"
Er verfluchte die Invasoren, die aus einem Gegner einen Halbtoten gemacht hatten. Dabei fragte er sich, wie ihre Begegnung ausgegangen wäre, wenn sich Tekener im Vollbesitz seiner Kräfte befunden hätte.
„Ihr kommt mit mir!" forderte der Kartanin die Terraner auf. „Ich habe das Fahrzeug. Es wird uns zum Treffpunkt mit Atlan bringen."
„Ja", sagte sie nur und stand auf. Sie und Tekener hatten auf einer schmalen Bank gesessen. Agnes Figor reichte dem Verhaßten die Hand, um ihn zu sich hochzuziehen.
Er ergriff sie und kam in die Höhe. Für einen Moment trafen sich die Blicke der beiden ehemaligen Todfeinde. TenNo-Thau hätte einen Wutschrei bei dem Gedanken ausstoßen können, daß der andere ihn nicht einmal erkannte ihn!
Er gab der Frau ein energisches Zeichen. Dann nahm er Tekeners SERUN, schritt vor, und sie folgte ihm mit Tekener an der Hand. Ten-No-Thau spähte nach draußen. Alles war ruhig, viel zu ruhig. Der Gleiter stand da, wo er ihn abgestellt hatte.
„Auf die Pritsche!" befahl er, nachdem er den SERUN schon hinaufgeworfen hatte.
Agnes Figor gehorchte eingeschüchtert. Tekener dagegen stand vor der Ladefläche, als wüßte er nicht, wie man sie bestieg.
Einem plötzlichen Impuls folgend, packte ihn der Kartanin und warf ihn grob zu der Frau. Seine Hände schnellten vor, und er bekam den Verhaßten an den Schultern zu fassen. Brutal zog er sein Gesicht zu sich heran. Die Terranerin schrie entsetzt auf.
„Du weißt nicht mehr, wer ich bin?" fauchte er den Zellaktivatorträger an. „Ich habe es ihr dort gesagt: dein größter Alptraum! Ich könnte dich jetzt auf der Stelle töten, was hältst du davon? Ich bräuchte dazu nicht einmal eine Waffe!"
Für eine Sekunde schien so etwas wie Erkennen in Tekeners Blick aufzublitzen, dann war auch das wieder vorbei, und er ließ sich willenlos auf die Pritsche fallen.
„Du bist ein elender Schwächling geworden", rief Ten-No-Thau, „eine Last für uns! Dank deinen Göttern, daß dein Marktwert so hoch ist!"
Er schwang sich hinter die Kontrollen des Gleiters, als es ihn wie elektrisch durchzuckte.
Ein faszinierender Gedanke kam ihm.
Wenn er Tekener tatsächlich tötete oder einfach zurückließ und ihm seinen Zellaktivator raubte?
„Daß ich nicht früher daran gedacht habe ...", murmelte er.
Der Gedanke ließ ihn nicht mehr los, auch als er anfuhr und den Gleiter in langsamer Fahrt, zwanzig Zentimeter über dem Boden, in Richtung Diplomatenviertel lenkte.
Unsterblichkeit ... Er würde alle Zeit des Universums haben, um reicher und mächtiger zu werden, bis er einmal ganze Imperien beherrschte. Er würde nicht weiter altern, konnte zusehen, wie seine .Feinde starben und neue heranwuchsen, alle mit dem gleichen Fluch der Sterblichkeit belastet.
Er konnte Frauen haben, so viele und so lange er wollte.
Der Kosmos stünde ihm offen. Mit den anderen Zellaktivatorträgern würde er nichts zu tun haben. Er sehnte sich nicht danach, zu ihnen zu gehören und für ihre lächerlichen Ideale zu leben - und eines Tages vielleicht im Kampf zu sterben.
Er würde sein eigener Herr sein, der Herr Tausender, Millionen und Milliarden von Sklaven.
Der Gedanke war faszinierend, aber wie kam er dann je von Lokvorth fort?
Etwas mußte ihm einfallen. Vielleicht konnte er Atlan überrumpeln. So oder so führte sein Weg ins Diplomatenviertel, zum Camelot-Büro.
Zwei Straßenzüge legte
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