1832 - Flucht von Lokvorth
Spruch in den Weltraum zu nutzen. Ein galaktisches Schiff mußte seinen Transmitter auf Empfang schalten, damit sie eine Gegenstation hatten.
Das bedeutete insgesamt sechseinhalb Stunden des Durchhaltens auf Lokvorth.
Atlan wurde bewußt, wie sehr jetzt alles vom Faktor Glück abhing. Er mußte sich auf jede denkbare Eventualität vorbereiten. Meldete sich Ten-No-Thau nicht mehr, konnten sie nicht länger auf Lokvorth bleiben, und Tekener war verloren. Gelang es ihm doch zu funken, mußten sie kämpfen und ebenfalls auf das nächste Funkfenster warten - in der Hoffnung auf einen Kontakt zur GILGAMESCH oder einem der Kreuzer im ScarfaaruSystem.
„Viel zuviel wenn und aber", knurrte Atlan. „Aber wir machen nicht die Regeln in diesem Spiel."
Er verwünschte den Karaponiden dafür, daß er sich hatte erwischen lassen.
Er wollte seinen Robotern den Befehl geben, den Standort zu wechseln, als die Flugeier der Neezer in drei Staffeln auftauchten, unter ihnen mindestens zwanzig Gazkar.
Sie rannten. An ihrem Ziel konnte kein Zweifel bestehen.
„Es geht los", sagte Atlan zu den zehn Kampfmaschinen. „Schießt den Weg frei! Wir haben keine Wahl.
Es ist egal, wohin wir fliehen, nur nicht ins Zentrum zurück."
Das, dachte er bitter, müssen wir früh genug.
10. GILGAMESCH
Velito Karemus hielt sich immer noch bei Arfe Loidan an Bord von MERLIN auf. Der Arkonide saß mit übereinandergeschlagenen Beinen in einem Formenergiesessel und übte sich im Kopfschütteln. Mindestens alle fünf Minuten tat er das.
„Wenn du so weitermachst, wird er dir abfallen", lästerte die Xenomedizinerin.
„Wenn du so weitermachst, bringst du mich um den Verstand", gab er mit einem tiefen Seufzer zurück.
„Nicht ich, Velito, nicht ich. Die Larven sind es. Wenn ich nur wüßte, was für ein genetisches Programm in ihnen abläuft."
Er hob fragend eine Augenbraue.
Sie zuckte mit den Achseln und fuhr sich durchs Haar. Dann ließ sie vom Syntron abermals die Aufnahmen in ein Holo projizieren, die während der Entwicklung der jungen Neezer in ihren verpuppten Larven gemacht worden waren. Karemus sah, wie sich die Zellen teilten und im Laufe der Stunden die ersten komplexeren Muster entwickelten.
„Und jetzt Larve Nummer drei", sagte Arfe.
Wieder drehte sich eine weiße Puppe um alle Achsen: Durchleuchtungsstrahlen vermittelten den Eindruck, als dringe der Blick langsam in den unförmigen Körper ein. Und wieder bildeten sich erste Zellstrukturen heraus, bis zu einem gewissen Augenblick identisch mit den Neezern.
Doch dann fielen erste Unterschiede auf.
„Die in’ den Larven befindlichen Embryonen sind zunächst einmal völlig neutral", erklärte Arfe Loidan.
„Zu welcher konkreten Lebensform sie sich entwickeln, hängt von einer Reihe von Genen und Proteinen ab, welche die DNS mit ihren Erbinformationen umfassen beziehungsweise transportieren. Sämtliche Entwicklungsprozesse werden von Genen gesteuert, den sogenannten Entwicklungskontrollgenen."
„Das ist mir geläufig", sagte Karemus.
Sie nickte und ließ die vierte Larve im Holo erscheinen.
„Wir unterscheiden zwischen den sogenannten maternalen, also mütterlichen, und den zygotischen Entwicklungskontrollgenen, die von der befruchteten Eizelle selbst bereitgestellt werden", fuhr die Wissenschaftlerin fort. „Dabei stehen die letzteren unter direkter Kontrolle der maternalen Gene, die das Entwicklungsmuster für die ersten Schritte vorgeben. Wir ..."
„So genau wollte ich es nun auch nicht wissen, Arfe", unterbrach sie der Arkonide.
Sie lächelte kühl.
„Anders ausgedrückt, es wird dir zu hoch. Sagen wir’s also einfacher. Was letztlich aus einer dieser Larven wird, Velito, hängt ab von Genen und Proteinen, die bestimmte Entwicklungsrichtungen fördern oder unterdrücken. Am Anfang stehen die, sagen wir mal, identischen Tolkander-Gene. Sie steuern das Wachstum bis zu einem bestimmten Moment identisch. In diesen Ur-Zellstrukturen aber scheinen sich nun verschiedene Arten von Proteinen und von Muttergenen zu befinden. Man könnte sagen, es handelt sich beim Tolkanderembryo in dieser frühen Phase um ein multiples Eizellengebilde, das der weiteren, Befruchtung harrt."
„Es wartet also darauf, daß man die Gene - ihm sagt, wie es sich weiterentwickeln wird", folgerte Karemus.
„Exakt, Velito! Diese weitere Befruchtung könnte durch die auf das multiple Eizellengebilde einwirkende Resonanzkörper-Strahlung geschehen. Je nach Art und Intensität der
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