1834 - Vier grausame Jäger
auch die linke Hand waren nach unten gesunken. Sie schien keine Kraft mehr zu haben. Auf ihre Hunde hatte sie sich verlassen, doch jetzt war sie von ihnen verlassen worden.
Sie sprach.
Die Hunde kamen näher.
Wieder versuchte sie, sich bemerkbar zu machen. Und sie brachte auch ein paar Worte hervor. Oder immer nur das eine.
»Zerberus – Zerberus …«
Aber die beiden Hunde kümmerten sich nicht darum. Für sie war Lucy nicht mehr ihre Herrin. Sie hatte ihre beiden Freunde enttäuscht.
Ich verspürte plötzlich den Wunsch, einzugreifen, aber ich kam nicht von der Stelle weg. Irgendeine Kraft hielt mich dort gebannt. Als hätte mir jemand auf den Kopf gedrückt.
Ich kam nicht weg.
Dafür die Hunde. Sie schleppten sich mit letzter Kraft auf ihre Herrin zu und mit allerletzter taten sie etwas, was auch mich völlig überraschte.
Sie griffen an!
Und dabei waren sie gnadenlos, denn was sie vorher so geliebt hatten, das vernichteten sie nun. Ab jetzt gab es für sie nur noch den Hass …
***
Und dieser Hass war für Lucy Miller tödlich. Sie bissen gnadenlos zu und hackten ihre Reißzähne zuerst in die Beine der Frau, die sich nicht halten konnte.
Sie fiel, prallte mit dem Rücken auf die Kanten der Stufen, und ich hörte ihren Schrei.
Diese Lage hatten die Hunde gewollt. Sie kannten jetzt kein Pardon mehr. Sie warfen sich mit ihren letzten Kräften auf die Person und bissen zu.
Was ich zu sehen bekam, war furchtbar. Ich konnte nichts mehr tun. Ich schoss noch in die Körper hinein. Es war mehr eine Tat der Verzweiflung, denn den Vorgang selbst konnte ich nicht mehr aufhalten. Es war schlimm, was auch an den Geräuschen lag, die ich zu hören bekam. Ein Reißen von Fleisch, dann die Schreie der Frau, die immer leiser wurden und schließlich verstummten.
Das war der Zeitpunkt, an dem auch die Hunde ihre Existenz aushauchten. Ein Hund blieb links neben der Toten liegen, der andere lag halb auf ihr.
Es war aus.
Alle drei hatten nicht überlebt.
Dafür aber Dick Coltraine. Er war fertig. Ich wollte auch, dass er liegen blieb und reichte ihm ein sauberes Taschentuch, das er gegen seine Wunde drücken konnte.
»Sie werden gleich Hilfe bekommen, ich werde einen Krankenwagen rufen.«
Er nickte.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, die Tür öffnen zu müssen. Ich brauchte frische Luft beim Telefonieren, und dann sorgte ich dafür, dass der Notarzt so schnell wie möglich hier war.
Auch meine Kollegen würden kommen und mal wieder Leichen abholen. Es war nun mal so, ich konnte es nicht ändern.
Es war ein schlimmer Tag gewesen, der hinter mir lag. Ändern konnte ich es nicht, aber als ich nach Westen schaute, da sah ich einen unverschämt prächtigen Sonnenuntergang, der an Kitsch kaum zu überbieten war, mir aber in diesen Augenblicken ungeheuer gut tat …
***
ENDE
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