1834 - Vier grausame Jäger
unten …«
»Ach, du meinst den Hausmeister?«
»Genau den.«
»Was ist denn mit ihm?«
»Der ist ja wie ein Schießhund. Redet, fragt und schaute ganz komisch, als ich ihm sagte, zu wem ich wollte.«
»Sicherheit, Tanner, nur die Sicherheit. Das hier ist ein Hochhaus mit vielen Parteien. Da soll nicht jeder reinkommen.«
»Na ja, aber ich …«
»Hast du deinen Ausweis gezeigt?«
»Später schon.«
»Und dann?«
»Ging alles glatt.«
»Na bitte.«
Wir hatten mittlerweile das Wohnzimmer erreicht. Wie immer trug Tanner einen grauen Anzug, aber aus dünnem Stoff, wir hatten schließlich Sommer.
»Dann setz dich erst mal«, sagte ich.
»Okay.«
»Kann ich dir was anbieten?«
»Wasser!«
»Alles klar.« Ich verschwand in der Küche und holte das Gewünschte. Nicht nur für ihn, sondern auch für mich.
Wir tranken, und danach nickte ich meinem Freund Tanner zu. »Jetzt rück mal raus, weswegen du hier bist. Ich glaube nämlich nicht, dass du hier nur einen lockeren Abend verbringen willst.«
»So ist es.«
»Und worum geht es?«
»Um Mord, John.«
»Aha.« Ich nickte. »Fällt Mord denn in meinen Bereich?«, fragte ich.
»Nein, aber es gibt Grenzfälle, das weißt du selbst.«
»So einen Grenzfall hast du jetzt erlebt?«
»Ich bin mir nicht sicher. Ich will auch nichts offiziell machen, aber mein Gefühl sagt mir, dass da etwas nicht stimmt.«
»Und was?«
Tanner trank erst mal einen Schluck Wasser. »Es geht ja nicht um mich, sondern um einen jungen Kollegen, der sich mit dem Fall beschäftigen muss. In seiner Umgebung gab es zwei Tote.«
»Und wo ist das?«
»In Brentford.«
Ich blies die Luft aus. »Und wo ist das, bitte?«
»Nicht weit weg. Westlich von hier. Der Ort nahe der Themse zählt noch zum London District. Er liegt zwischen der City und dem Airport Heathrow.«
Ich schlug mir gegen die Stirn. »Ja, jetzt weiß ich, wo Brentford liegt. An der London Road, und da in der Nähe gibt es auch einen Park.«
»Stimmt.«
»Und was hast du genau für ein Problem?«
»Ich sagte ja schon, es geht um zwei Morde. Ich selbst habe mit der Aufklärung nichts zu tun. Darum kümmert sich ein Kollege. Ein junger Kollege, der ein Problem hat.«
»Deshalb bist du hier?«
»Ja, es geht um das Problem, das ich nur von Fotos her kenne. Noch mal, John, zwei Morde …« Er legte eine Pause ein, über die ich mich wunderte.
»Was ist denn sonst noch?«, fragte ich.
Tanner verdrehte leicht die Augen. »Einiges, was komisch ist. Wie gesagt, ich habe nur Fotos gesehen, doch die hatten es in sich. Es waren Fotos von den beiden Toten.« Tanner seufzte auf. »Aber es geht darum, wie sie ums Leben gekommen sind.«
»Und?«
Der Chiefinspektor schnaufte. »Man hat sie nicht normal umgebracht, sondern regelrecht zerrissen. So, als wären sie von Tieren angefallen worden.«
»Zerrissen oder zerbissen?«
»Das ist die Frage, John.« Tanner hatte seine Stimme gesenkt. »Ich glaube eher daran, dass sie zerbissen worden sind.«
»Aha. Und was haben die Untersuchungen ergeben?«
»Bisse, John, Bisse.«
»Dann habt ihr doch die Lösung.«
»Ja, sollte man meinen. Diese Bisse können von Hunden stammen aber auch von Wölfen, und zwar von bestimmten Wölfen. Und da wäre ich wieder bei dir.«
»Denkst du an Werwölfe?«
»Genau an die.«
Ich sagte nichts. Tanner war Realist. Wenn er mir so kam, dann musste er Beweise haben. Danach fragte ich ihn.
»Der Kollege hat sie mir gegeben.« Tanner griff in die Tasche und holte ein paar Fotos hervor. »Schau sie dir an. Das sind Aufnahmen von den noch jungen Opfern. Einen Mann fand man im Wald nahe bei einer Grillhütte, den zweiten in der Themse. Man fand an seinem Körper die gleichen Verletzungen oder auch Bissstellen.«
»Gut.« Ich nahm die Fotos entgegen. Mit Werwölfen hatte ich schon unzählige Male zu tun gehabt. Ich kannte auch die Wunden, die sie hinterließen, und bei diesen Aufnahmen schaute ich sehr genau hin.
Die Toten waren von einem Tier angefallen worden. Aber handelte es sich dabei wirklich um einen Werwolf? Hätte es nicht auch ein Hund sein können?
Das war die Frage. Es gab wirklich gefährliche Hunde, die unter Kontrolle gehalten werden mussten, damit sie nicht so grauenhafte Taten wie diese begingen.
»Und John?«
Ich ließ die Fotos sinken und schob sie dann über den Tisch meinem Kollegen und Freund zu.
»Hast du eine Antwort, John?«
»Ja.«
»Wie lautet die?«
»Dass ich es nicht weiß. Ich kann dir keine Antwort darauf
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