1836 - Mission in Fornax
geschehen, hauptsächlich im Sektor 47 Tucani, dem Sammelpunkt der Extragalaktiker im Halo der Milchstraße.
Tomo Mirkus wußte es natürlich besser.
Endlich, fast eine halbe Minute nach dem Auftauchen der Fremden, reagierten die Tolkander. Die ersten Kriegsschiffe lösten sich aus der Umlaufbahn und rasten den Angreifern entgegen, die jedoch viel wendiger waren. Die Ortung wies sie als kleine Einheiten aus, womöglich ebenfalls nur Beiboote eines größeren, in der Nähe wartenden Mutterschiffs.
Sie änderten sofort ihren Kurs, als die Tolkander zu feuern begannen. Kein einziger der roten Strahlen, die ein getroffenes Ziel in einem Kernbrand verzehrten - dem gefürchteten sogenannten Rostfraß - fand sein Ziel. Die kleinen Angreifer flogen derart waghalsige Ausweich- und Wendemanöver, daß Tomo Mirkus unwillkürlich der Atem stockte.
Aber nur deshalb, weil er befürchten mußte, daß die Tolkander solche Wahnsinnsmanöver einfach nicht glauben und als das durchschauen würden, was sie waren.
Immer wenn die Angreifer zusätzliche Energie freisetzten, gab der Haluter dem Syntron des Raumbootes akustisch Befehle, und das Boot wurde durch Korrekturschübe abgebremst oder leicht im Kurs korrigiert. Tomo Mirkus fiel dem zweiten Planeten wie ein Stein entgegen. Die nötige Beschleunigung für den Flug von seinem Sonnenversteck bis hierher hatte er bis knapp über die Bahn des ersten Planeten hinaus erhalten. Arloga hinter sich, war sein Boot unmöglich für die Tolkander zu orten gewesen. Nur jetzt, wo er schon so nahe heran war, brauchteer die zusätzliche Unterstützung.
Er bedankte sich bei den Fremden oder besser gesagt, bei der Hauptsyntronik seines Raumschiffes TORGO, das er im Ortungsschutz der Sonne zurückgelassen hatte.
Es war nicht leicht, auf einem von Tolkandern besetzten Planeten unbemerkt zu landen. Es war genaugenommen fast eine Unmöglichkeit, vor allem, wenn es von Igelschiffen nur so wimmelte. Doch genau das sah Tomo Mirkus’ Mission vor; also hatte er sich etwas einfallen lassen, um die Tolkander zu narren.
Die kleinen Fremdraumer stoben zurück ins freie Weltall, flogen dort wieder Schleifen und stießen zum zweitenmal vor, diesmal in die Reihen sich auflösender Formationen von mindestens zweihundert Igelschiffen hinein. Deren Bewegungen verrieten, daß ihre Kommandanten überhaupt keine klare Vorstellung davon hatten, wie den vollkommen unausrechenbaren Manövern der Gegner zu begegnen sei. Sie feuerten einfach drauflos, und bisher hatten sie keinen einzigen Treffer erzielt.
Jetzt starteten weitere Pulks von der Planetenoberfläche. Etwa vier- von den fünfhundert Igeln waren im Raum und beteiligten sich an dem Kampf, der überhaupt kein Kampf war.
Tomo Mirkus hütete sich davor, schon jetzt zu triumphieren.
Sein Boot, das eigentlich für zwei Haluter konzipiert war, raste weiter der Oberfläche entgegen. Orgom füllte die Sichtschirme bereits zur Hälfte aus. Nur noch wenige Minuten, und der Haluter würde in die Lufthülle eintauchen. Bis dahin maßten die Tolkander weiter an einen Überfall aus dem Weltraum glauben.
Wenn Mirkus erst einmal unter den Wolken war, konnten seine letzten Abbremsmanöver kaum noch geortet werden. Soweit er wußte, besaßen die Tolkander keine technischen Bodenstationen auf den besetzten Planeten. Sie kontrollierten alles von ihren Raumschiffen aus -und deshalb maßten diese so lange wie möglich beschäftigt bleiben.
Ein Treffer, dachte der Haluter, ein einziger Treffer, der wirkungslos durch sein Ziel hindurchfährt, kann ihnen schon die Augen öffnen.
Es konnte jeden Augenblick geschehen.
Tomo Mirkus raste weiter, nur durch eine dünne Hülle aus Metall und Plast vom Vakuum des Weltalls getrennt, und zählte die Sekunden.
*
Der Virtuellbildner war erstmals im Jahr 447 NGZ erprobt worden, als experimenteller Ortungsschutz für terranische Raumschiffe. Damals hatte es sich um ein System gehandelt, das über ein energetisches Feld die energetischen Streuimpulse eines Raumschiffs an einen bis zu drei Lichtjahren entfernten Ort projizierte und damit an jenem Ort ein virtuelles Ortungsbild des Schiffes entstehen ließ. Jeder Gegner maßte in der Folge annehmen, das entsprechende Schiff stehe dort, und richtete seine Aktivitäten infolgedessen statt gegen den Originalraumer gegen dessen Projektionsbild.
Im Laufe der Jahre und Jahrhunderte war der Virtuellbildner weiter vervollkommnet und auch anderen galaktischen Völkern zugänglich gemacht
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