1837 - Rebekkas schwerster Gang
du nicht? Sie sind echt!"
Er machte einen Satz auf sie zu, riß den Tisch zur Seite und blieb keuchend stehen.
„Ich hätte dich jederzeit aus dem Verkehr ziehen können. Ich habe es nicht getan. Du bist nicht wie die anderen, Rebekka. Du bist mehr. Du bist ein Mensch, mit dem ich viele Gemeinsamkeiten habe."
„Ein Tier hat mit mir keine Gemeinsamkeiten."
„Nicht!" Grannet schrie auf und rang die Hände. „Bitte sag das nicht noch einmal. Es tut mir zu sehr weh. Ich habe eine Vision, Rebekka. In zwei Tagen auf Klindong in Fornax wird es sich entscheiden. Ich werde die Galactic Guardians allein zu einer galaktischen Macht führen, die Völker der Milchstraße aus der Sackgasse der Degeneration herausholen. Das Galaktikum und die derzeitigen Interessenblöcke führen uns nicht in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit. Es sieht so aus, als sei die Lokale Gruppe im Rückschritt begriffen. Die Galactic Guardians sind der richtige Schritt zur richtigen Zeit. Konsolidierung, Bildung einer Machtstruktur als Gegengewicht zum bevorstehenden Chaos. Das ist es, was ich will."
„Und dazu ist dir jedes Mittel recht."
„Nein. Nicht jedes. Ich will kein Diktator sein, kein Gewaltherrscher. Ich will ein gerechter Regent sein, ein Steuermann, der das Ruder herumreißt und in hundert bis zweihundert Jahren einen neuen, besseren Kurs vorgibt. Ich sehe es als Berufung an, als Lebensaufgabe. Und ich würde sie allzugern mit dir teilen, Rebekka DeMonn."
„Du bist verrückt, Grannet! Nie würde ich mein Leben an der Seite eines Verrückten verbringen wollen.
Ich arbeite für den TLD, das siehst du völlig richtig. Ich bin der Spion, den ich für dich suchen sollte. Und du hast es gewußt. Welch ein Zynismus!"
Grannets Lippen begannen zu beben. Die Farbe wich aus seinem Gesicht. Er raufte sich die Haare, und aus seinem rechten Auge stahl sich eine einzelne Träne.
Rebekka vergaß fast das Atmen. In ihren Adern wollte das Blut stocken. Sie schlug die Hand vor den Mund. Am liebsten wäre sie schreiend hinausgerannt.
Entweder war er total verrückt, oder er litt wirklich.
Ein Satz fiel ihr ein, den er bei ihrer zweiten Begegnung gesagt hatte, als er sie in ihrer Wohnung aufsuchte: „Begleite mich einfach, und du wirst aus dem Staunen nicht mehr herauskommen."
Sie beugte sich nach vorn und packte ihn an den Handgelenken. Er hätte sie leicht abschütteln können, aber er brachte nicht die Kraft auf. Langsam sank er auf die Knie und starrte auf ihre Fußspitzen.
„Begleite mich einfach, und du wirst aus dem Staunen nicht mehr herauskommen", wiederholte sie. „Du hast bereits damals gewußt, daß wir die BASIS gemeinsam verlassen würden."
„Ja. Ich wollte dich bei mir haben. Und ich ahnte Yiltampenas Eingreifen."
„Yiltampena ist tot. Und du hast mich, wo du- mich haben wolltest. Meine Entscheidung steht fest: Sobald du dich einem galaktischen Gericht stellst und für deine Taten einstehst, werde ich an deiner Seite sein und für dich kämpfen."
Er fuhr auf.
„Warum nicht jetzt? Pfeif auf den TLD! Du verkaufst dich weit unter Wert. Es ist deiner nicht würdig.
Bleib an meiner Seite!"
„Ich kann mein Leben und mein Bett nicht mit einem Mörder teilen, so sympathisch er auch sein mag."
Sie schmetterte es ihm entgegen, und das warf ihn endgültig nieder.
Rebekka DeMonn erhob sich und schritt zur Tür.
„Du wirst Schinnek den Auftrag geben, mich abzufertigen. Und er wird mich umbringen wie alle davor.
Ich kann es nicht ändern."
Sie betätigte den Öffner und trat in den Korridor hinaus.
„Rebekka! Rebekka, bleib! - Bitte, Rebekka."
Die Tür schloß sich. Mit gesenktem Kopf machte sich die TLD-Agentin auf den Weg zu ihrer Kabine.
*
Die Nachricht war mit einem Hitzestift in die winzige Folie eingebrannt. Jemand hatte sie zusammengefaltet und fast unsichtbar in die Ritze der Kabinentür gesteckt.
Ich warte im photoelektrischen Labor auf dich. Ein Freund, der dir hilft.
Rebekka zögerte kurz, dann ließ sie die Kabinentür zugleiten und machte sich auf den Weg. Nach den Erfahrungen mit der Besatzung des Schiffes rechnete sie fest mit einer Falle. Sie sah schon Schinneks häßliches Grinsen vor sich, wenn er sie wie einen Fisch aus einem Netz pflückte und sie spielerisch zu einer der Schleusen trug, wo die entweichende Luft sie hinausriß ins Vakuum.
Rebekka DeMonn drängte die Empfindungen in sich zur Seite. Sie wußte, daß es für sie kein Entkommen aus der MRONIOK gab. Thor Schinnek würde
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