1837 - Rebekkas schwerster Gang
Kampf gestellt."
Daraus Marlek lachte laut auf.
„Dein Gedächtnis ist ziemlich kurz. Es ist noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden her, daß wir uns schon einmal gegenüberstanden. Du mußt dich an mich erinnern."
„Ich kenne dich nicht."
„Dann weist dein Programm Fehler auf. Ich halte meine Forderung nach einem Abbruch der Session aufrecht, Charlotte."
Noch während er den Namen aussprach, materialisierte in seiner Hand ein Independent-Strahler. Die Waffe ließ sich für einen Fall wie diesen in das Programm einbauen und bei Bedarf per Gedankenbefehl abrufen. Sie beförderte programmierte Gegner in einen anderen Handlungsraum, in eine syntronische Realität.
Die Augen des Virtuellen Terminators weiteten sich vor Entsetzen, als das grüngelb wabernde Feld seine Gestalt erfaßte und sie rasend schnell schrumpfen ließ. Grelle Energiebahnen verließen ihn und versuchten, Daraus Marlek zu schaden. Der gebürtige Terraner mit einem olympischen Paß nahm den Versuch als leichtes Kribbeln auf der Haut wahr. Mehr macht.
„Charlotte", hauchte der schrumpfende Gegner. „Woher kennst du Charlotte?"
„Sie haben wirklich vergessen, dir die Erinnerung an frühere Einsätze mit auf den Weg zu geben. Man sollte es nicht glauben. Welche Flasche hat dich programmiert?"
Die Antwort war bereits so leise, daß Marlek sie nicht mehr verstand. Einen Sekundenbruchteil später verschwand der Virtuelle Terminator endgültig aus der Welt diesseits des cinganischen Erlebnishorizontes. Das Armband meldete sich mit einem nervtötenden Summton; Augenblicke später erlosch die bizarre Kunstlandschaft. Mit ihr wich auch das Gefühl der Bedrohung.
Daraus’ Nerven beruhigten sich. Er wandte den Kopf und suchte nach dem roten Feld, das auf seinen genetischen Abdruck geeicht war. Erfand es und preßte die Handflächen dagegen.
Übergangslos veränderte sich die konturlose Umgebung. Das Antigravfeld verlor seine abschirmende Funktion, die Wände der Spielhalle tauchten auf.
Der junge Spieler von Olymp entdeckte seine Gefährten, die mit ihm in Cingan eingestiegen waren. Um die drei Männer, die der Virtuelle Terminator bei seinem Erscheinen erwischt hatte, kümmerten sich Medoroboter. Die anderen wiesen keinerlei physische und psychische Beeinträchtigungen auf.
Das Feld erlosch. Daraus Marlek nahm den Stirnreif ab, der den Kontakt zwischen ihm und der Virtualität hergestellt hatte. Er legte ihn in die dafür vorgesehene Nische zurück.
„Schade", meinte er. „Wir probieren es zu einem späteren Zeitpunkt nochmals. Vielleicht suche ich mir dann andere Mitspieler."
Er erhielt keine Antwort. Die beiden Frauen und der Mann, die geflohen waren, ignorierten seine Anwesenheit. Achselzuckend machte er sich auf den Weg zum Ausgang. Solche Leute machten einem das Leben schwer. Er mußte sich seinen Umgang ein wenig intensiver aussuchen.
Im Korridor hing ein Servoroboter und versperrte ihm den Weg.
„Auf ein Wort, Daraus Marlek", sagte er. „Wenn es deine Zeit zuläßt, dann würde ich dich gern zur Ressortchefin der Erlebniswelten bringen."
Ressortchefin? Er machte ein maßmutiges Gesicht und erinnerte sich nur ungern daran, daß er ihren Namen schon irgendwo gehört hatte: Rebekka DeMonn.
„Was will sie von mir?"
„Sie möchte mit dir sprechen. Es ist wichtig."
„Gut. Ich komme. Zeig mir den Weg!"
*
Rebekka DeMonn schaukelte im Antigravsessel und hing ihren Gedanken nach. Aus unsichtbaren Akustikfeldern säuselte Harfenmusik und umschmeichelte sie mit sphärischen Klängen. Sie schloß die Augen.
Über ein Jahr war es her, daß sie in die BASIS gekommen war. Ihre Herkunft prädestinierte sie nicht unbedingt für eine Arbeit in der Spielhölle, machte sie aber unverdächtig. Wäre sie von Terra gekommen, hätte man sie mit Sicherheit einer intensiveren Prüfung unterzogen, als dies tatsächlich geschehen war.
Geboren am 14. Februar 1241 NGZ im Hansekontor Erender in der Kleingalaxis Fornax, war Rebekka hauptsächlich in Raumstationen und Schiffen aufgewachsen und natürlich auf Erender, dem vierten Planeten der Sonne Looma, von dem das Kontor seinen Namen hatte. Ihre Eltern Alia und Ference waren Plophoser mit einem Faible für Terranismen. Daher der Name Rebekka. In den Registern von Erender tauchte nur dieser eine Vorname auf, aber ihre Eltern hatten ihr insgesamt vier auf den Lebensweg mitgegeben: Rebekka Paola Elise Yasmin.
Vornamen, Straßenbezeichnungen, Namen für Berge und Flüsse, alles hörte sich
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