1842 - Amandas Feuerfalle
diesmal nicht. Ihre Gegenkraft war einfach zu groß. Das habe ich akzeptieren müssen.«
»Leider«, sagte Sir James. »Ist Ihnen das schon mal passiert, Glenda?«
»Nein, noch nie.«
»Und was machen wir jetzt?«
»Ein dritter Versuch ist mir nicht möglich, Sir. Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu warten und zu hoffen. Oder haben Sie da eine andere Idee, Sir?«
»Leider nein«, erwiderte der Superintendent und legte seine Hände zusammen, als wollte er für John Sinclair ein Gebet sprechen …
***
Die Tür war nicht mehr geschlossen, und so konnten wir ins Freie schauen. Das Feuer war im Moment nicht mehr interessant, denn etwas anderes war wichtiger.
Menschen!
Es war kaum zu fassen, aber vor dem Eingang des Krematoriums hielten sich Menschen auf. Woher sie kamen, war uns auch klar. Sie waren nicht vom Himmel gefallen, sondern stammten aus dem Flieger, denn die Gesichter hatten wir darin gesehen.
Auch den Piloten sahen wir mit einer Stewardess. Beide standen sogar recht weit vorn, aber das nahmen wir nur am Rande wahr, denn was die Menschen vorhatten, war schlimm. Sie alle drängten nach vorn, und ich ging davon aus, dass sie ins Krematorium wollten, um sich in den Flammen umzubringen.
Der Ansicht war auch Suko. Er sprach seine Vermutung nur flüsternd aus. »Das können wir nicht zulassen, John. Es wäre ein Massenselbstmord. Perfekt für den Teufel, aber nicht für uns. Sehe ich das richtig so?«
»Ja, schon.«
»Und was machen wir?« Suko lachte und gab sich selbst die Antwort. »Ich weiß, dass es sich ganz einfach anhört. Wir müssen sie nur aufhalten. Sie dürfen nicht in das Feuer, John. Denn das, und nur das ist ihr Ziel.«
Er hatte recht. Aber wie sollten wir die Menschen vor einem schlimmen Tod bewahren? Es gab nur eine Lösung. Das Feuer musste gelöscht werden. Aber genau das Gegenteil war der Fall, denn es schob sich näher und näher an uns heran.
»Kannst du es stoppen, John?«
»Ich weiß es nicht.«
»Aber das müssen wir tun!«, meldete sich Julian. »Das Feuer ist nicht von der normalen Welt.«
Suko schaute mich an und nickte.
Ich nickte zurück. Zwischen uns war also alles klar. Dann warf ich einen Blick nach draußen. Die Menschen waren schon so nah, dass ich ihre Gesichter erkannte. Eigentlich hätten sie schon das Krematorium betreten können, aber davor schreckten sie noch zurück.
Suko war sonst kein Mann, der drängte. In diesem Fall allerdings machte er Druck.
Ich beugte mich ihm.
Dann drehte ich mich wieder um, sodass die gesamte Breite des Feuers vor mir lag.
Noch immer gab es keinen Rauch, auch keine Hitze. Ich sah nur die Feuerzungen.
Das Kreuz hing vor meiner Brust. Wenn ich nach unten schaute, sah ich meinen Talisman, der einen schwachen Glanz abgab.
Ich vertraute darauf.
Mal wieder …
Und ich ging einen Schritt vor, der mich direkt hinein in die Flammenwelt brachte …
***
An Amanda, die diese Welt beherrschte, dachte ich nicht. Ich wollte nur überleben und natürlich auch das Feuer stoppen.
Mich hatte ein unangenehmes Gefühl gepackt. Wohl war mir nicht, obgleich ich Schritt für Schritt weiterging und darauf wartete, dass das Feuer zuschlug.
Das tat es nicht. Die Flammen wichen vor mir zurück. Ich hatte plötzlich einen freien Platz inmitten dieses Flammenteppichs, und jetzt steigerte sich bei mir die Hoffnung auf einen Sieg.
Den aber wollte man mir nicht gönnen, und es war Amanda, die reagierte.
Ich hörte ihren Schrei, der über meinem Kopf aufgeklungen war. Der Blick in die Höhe zeigte mir ihre Gestalt. Sie schwebte schräg in der Luft, und sie war noch immer in einen Umhang aus Flammen eingehüllt. Sie schüttelte den Kopf, dann schrie sie mir etwas entgegen. Ich hatte Mühe, sie zu verstehen.
»Wer bist du wirklich?«
Ich musste lachen. »Ich bin einer, der einen anderen Weg gegangen ist als du. Ich hasse die Hölle. Ich hasse den Teufel.« Ich deutete auf mein Kreuz. »Es ist in der Lage, mich zu beschützen, wie du jetzt mit deinen eigenen Augen erkennen kannst. Aber das ist erst der Anfang. Ich mag das Höllenfeuer nicht, das habe ich dir gesagt. Und weil ich es nicht mag, gibt es für mich nur die Alternative, es zu zerstören. Ist das klar?«
Ich hörte das schrille Lachen dieser Engelsgestalt, die für mich kein Engel war. Sie hatte an ihrer Wut zu schlucken, und sie schrie mich an.
»Du magst viele Siege errungen haben, aber hier wirst du nicht gewinnen.«
»Doch, das werde ich.«
»Und wie willst du das
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