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1842 - Ein kleiner Freund

Titel: 1842 - Ein kleiner Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wissen sie, wo du bist?"
    „‘türlich", murmelte das Mädchen und biß sich auf die Unterlippe.
    „Warte!" erklang es aus dem Akustikfeld. „Ich lasse dich gleich herein, und dann rufen wir Ron und Dindra an, daß sie dich abholen sollen."
    Ilara schluckte schwer. Mit einemmal wurde ihr klar, daß ihr Ärger bevorstand. Das mindeste war, daß sie Trivideo-Verbot erhielt.
    Sie warf sich herum und begann zu laufen. Pluto blieb hinter ihr. Mit weit ausgreifenden Schritten hastete sie diesmal die Rampe hinunter.
    „Illie!" hörte sie hinter sich rufen. „Wo bist du, Illie? Sei vernünftig!"
    Sybil Moltrans würde sie nicht mehr einholen. Ilara stolperte über die eigenen Füße. Das enge Rund machte sie benommen, sie torkelte und stürzte, versuchte vergeblich, sich noch abzufangen. Einen heiseren Aufschrei ausstoßend, rutschte sie dem Rand der Rampe entgegen, dahinter ging es mindestens zehn Meter in die Tiefe. Der Schreck lähmte sie, aber dann, ganz sanft, wurde sie von einer unsichtbaren Hand aufgefangen und blieb unmittelbar vor dem Abgrund hängen. Aus weit aufgerissenen Augen starrte sie in die Tiefe.
    Natürlich gab es Schutzvorrichtungen wie Prallfelder, damit kein Bewohner des Silos zu Schaden kam.
    Sie hatte nur einen Moment lang nicht daran gedacht.
    Mit rauher Zunge leckte Pluto über ihr Gesicht. Illie schob den Robothund mit dem Unterarm zur Seite.
    „Nicht, Pluto, pfui! - Laß das, wir müssen weiter!"
    Mitternacht war nahe. Wenn ihre Eltern ausgingen, kamen sie nie vor drei Uhr nachts zurück. Und warum sollte das ausgerechnet heute anders sein? Ihr blieb also genügend Zeit, sich umzusehen.
     
    *
     
    Die Leute im Expreßlift schauten sie forschend an. Ilara bemühte sich, die Blicke zu ignorieren; trotzdem war ihr unbehaglich zumute. Mindestens vierzig Personen hielten sich in der Kabine auf, die rasend schnell in die Tiefe glitt.
    „Wohin so spät, kleines Mädchen?" fragte ein bärtiger, kahlköpfiger Mann. Sein Lachen entblößte zwei Reihen stählerner Zähne.
    Illie schob trotzig die Unterlippe nach vorne.
    Der Mann ging vor ihr in die Hocke. „Ich mag kleine Kinder", sagte er. „Vor allem um diese Zeit."
    Illie wollte zurückweichen, aber hinter ihr war die Kabinenwand.
    „Ich bin nicht klein", stieß sie trotzig hervor. „Und ich habe keine Angst. Vor niemandem."
    „Auch nicht vor mir? Wirklich?"
    „Bist du ein Geist?"
    Die Leute lachten. Auch der mit den künstlichen Zähnen stieß eine Reihe glucksender Laute aus.
    „Nein, mein Kind, ich bin kein Geist. Nur ein Handelsreisender, der in den letzten Jahren die halbe Galaxis gesehen hat. Meine Tochter ist inzwischen ungefähr so alt wie du - ich habe sie seit zwei Standardjahren nicht mehr gesehen."
    „He!" rief jemand von der anderen Seite der Kabine. „Ich kenne dich doch. Du bist die kleine Clandor, nicht wahr?"
    Ilara seufzte bedrückt. Was ihr sonst Freude bereitete, gefiel ihr heute gar nicht. Manchmal war es schwer, bekannt zu sein wie ein karierter Mausbiber. Sie war oft im Silo unterwegs, eigentlich jeden Tag.
    Längst hatte sie die oberen hundert Etagen erforscht und jede Menge Bekanntschaften geschlossen.
    „Ilara Clandor", fuhr die Stimme aus dem Hintergrund fort. „Du warst letzte Woche mit deinem Vater beim Haupttransmitter und hast dir von mir alles erklären lassen. Erinnerst du dich nicht an mich? Mich wundert, daß Ron dich um Mitternacht noch allein umherziehen läßt. Wie alt bist du eigentlich?"
    Der Lift stoppte.
    „Etage dreißig", verkündete eine helle Syntronstimme. „Einkaufspassage Nostalgie-Basar."
    Illie spurtete los, bog in die nächsten Gasse ein und ging hinter einem Stapel leerer Transportbehälter in Deckung. Niemand folgte ihr, und das war gut so, denn sie hatte keine Lust, neugierige Fragen zu beantworten.
    Ausgerechnet heute nicht.
    Seit der Trividsendung wußte sie, daß sie heute wirklich einen Geist sehen würde. Aber wo? Bestimmt nicht in den oberen Bereichen des Wohnturms, dort kannte sie jeden Winkel. Neu waren ihr nur die tiefen Stockwerke, die Etagen, die weit unter die Erde reichten. In den dunklen Winkeln fühlten Geister sich wohl.
    Dorthin wollte sie.
    In der Einkaufspassage herrschte rege Betriebsamkeit. Es war leicht, einen Tag oder zwei auf dieser Etage zu verbringen und dennoch immer wieder Neues zu entdecken. Billiger Tand wurde ebenso angeboten wie sündhaft teure Gaumenfreuden, Erzeugnisse vom anderen Ende der Milchstraße. Die Geschäfte erinnerten an Paläste aus

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