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1843 - Zwischen zwei Herren

Titel: 1843 - Zwischen zwei Herren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Halt gefunden.
    Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
    „Alles okay, Perry?" hallt die Stimme meines Freundes durch den Schacht.
    Ich sehe seinen rothaarigen, kantigen Kopf mit dem im Grunde gutmütigen Gesicht ein paar Meter entfernt auftauchen.
    „Wie du siehst!" rufe ich. „Paßt auf euch auf!"
    „Alles Gute", sagt er und winkt.
    Im Hintergrund stehen die Zentrifaal, schweigend, aber sicherlich nicht weniger angespannt wie Bully.
    „Wirst du’s schaffen?" fragt A-Caliform, der über mir pendelt.
    „Klar", gebe ich zurück.
    Was bleibt mir schon übrig? Ich hoffe nur, daß es nicht zu schweißtreibend wird, sonst verliere ich zu schnell zu viel von dem kostbaren Wasser.
    Reginald Bull Ich lasse ihn nicht gern ziehen. Mit seiner Frotzelei wollte er vor allem sich selbst Mut machen. Ich habe gesehen, wie er einen Moment vor sich selbst erschrocken ist, weil er mich gereizt hat. Nun, ich mag ein Narr sein, mich immer wieder in derartige Abenteuer zu stürzen, aber ein dummer Narr bin ich sicherlich nicht.
    Ich weiß ganz genau, daß ich mit meiner untersetzten Statur so eine Kletterpartie nicht mit entsprechender Ausdauer hinlegen kann. Darin wie auch im Wettlauf bin ich nie gut gewesen. Ich besitze große Ausdauer und Kräfte, mich gegen etwas zu stemmen, etwas einzudrücken oder hochzuheben und auch zu halten, wie etwa Atlas oder so, aber mein eigenes Gewicht über eine längere Strecke hochzuziehen ... das ist nichts für mich.
    Für derlei Arbeiten ist Perry mit seinem sehnigen, hageren Körper besser geeignet. Obwohl ich mich ihm im Moment wahrscheinlich, bedingt durch die Zwangsdiät, schon ein wenig angleiche ...
    Es gefällt mir auch nicht, daß wir uns jetzt trennen. Alles mögliche könnte geschehen.
    Da fällt mir etwas ein, das mich schwindlig macht. Was, wenn wir gerade jetzt, während die beiden klettern, den nächsten Transitionssprung machen?
    Nein, darüber will ich nicht nachdenken, ich muß den Gedanken sofort ganz weit in die hinterste Schublade verbannen.
    Ich fahre zusammen, als mich plötzlich jemand anspricht: „Was ist los mit dir, Reginald Bull?"
    Ich drehe mich um; einer der Zentrifaal steht hinter mir, es ist T-Legiaw. Obwohl diese Wesen so fremd sind, mit ihrer merkwürdig menschlichen Mimik lernt man relativ leicht, sie voneinander zu unterscheiden. Was bei einem Tasch-Ter-Man sicherlich nicht gelingen würde. Ein morscher Baumstumpf sieht eben nur wie ein morscher Baumstumpf aus.
    „Warum?" frage ich zurück.
    „Ich meine nur. Du bist plötzlich aufgesprungen und läufst irgendwie kopflos von einer Ecke in die andere. Du solltest lieber deine Kräfte schonen."
    Ich mache vermutlich ein dämliches Gesicht. Mir ist gar nicht aufgefallen, daß ich wie ein Blödmann herumgerannt bin, und der Vergleich mit dem hinkenden Tiger von vorhin drängt sich mir wieder auf.
    Ja, ich gebe es zu, ich bin verrückt vor Sorge. Lieber Himmel, alles mögliche kann Perry passieren, und ich muß tatenlos hier herumsitzen und kann ihm nicht helfen!
    „Hast du kein Vertrauen zu deinem Freund?" forscht T-Legiaw weiter.
    Diese Frage beschämt mich.
    „Natürlich habe ich Vertrauen", sage ich eine Spur zu aggressiv, schließlich kann dieser Bursche nichts für die Lage, in der wir uns befinden - und schließlich geht es ihm keinen Deut besser.
    Es stimmt ja auch. Ich vertraue Perry wie keinem anderen. Ich weiß, daß ich mich auf ihn verlassen kann, daß er das Unmögliche möglich macht. Aber es kann Umstände geben, auf die nicht einmal er Einfloß hat, und das ist zum Beispiel ein Transitionssprung.
    „Ich mache mir nur Sorgen, das ist alles", fahre ich fort.
    „Das hilft keinem", meint der Zentrifaal scharfsinnig.
    Klar, aber sag das mal meinen Gefühlen, denke ich. Wie soll ich die abschalten?
    „Du hast recht", sage ich ruhiger. „Wir dürfen uns nicht verrückt machen. Mir geht nur diese Tatenlosigkeit auf den Wecker."
    „Den ... Wecker?" wiederholt er verständnislos. „Was bedeutet dieses seltsame Wort?"
    „Oh, nichts Besonderes. Es ist ein Wort aus meiner Sprache. Wie wär’s, soll ich euch ein paar Schwänke aus meiner Jugend erzählen?"
    „Schwänke, was ist das schon wieder?"
    „Hört einfach nur zu, das erkläre ich euch schon."
    Es ist wie eine Erleuchtung. Ich erzähle gern Geschichten und bilde mir auch etwas darauf ein, sie gut und spannend erzählen zu können. Ich weiß nicht, ob die Zentrifaal sich dafür interessieren, aber es wird uns aus der Langeweile helfen und die Zeit

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