1846 - Lockvogel Larissa
gewartet.
Bevor ich einen schnellen Schnappschuss abgeben konnte, war er über mir und beförderte mich mit einem harten Stoß zu Boden. Ich knallte auf den Rücken, aber ich war nicht ausgeschaltet.
Bis der Tritt mein rechtes Handgelenk traf und ich die Waffe verlor. Ich hörte noch, wie sie zu Boden fiel und dann wegrutschte.
Darauf hatte der Ghoul gewartet. Ich hörte einen dumpfen Laut, und wenig später landete etwas auf mir, das sich anfühlte wie ein Eisbrocken, aber keiner war, denn auf mich presste sich der Körper des schleimigen Ghouls, als wollte er mich festnageln …
***
Im ersten Moment raubte es mir die Luft. Ich hielt den Atem an, weil ich nichts von diesem Widerling einatmen wollte, aber das konnte ich mir abschminken. Der Ghoul wusste genau, was er wollte, er presste sich auf meinen Kopf und raubte mir die Luft.
Das hatte mir noch gefehlt. Ein Ghoul, der mit seiner Masse dafür sorgte, dass ich erstickte. Bisher hatte er sich nicht so massig gezeigt, das war nun anders geworden. Er hatte den Schleim produziert, und der konnte mich durch seine Masse ersticken.
Ich wollte hochkommen. Es ging nicht. Der Ghoul war einfach zu schwer. Und dann bewegte er sich noch. Ich hatte das Gefühl, unter einem Riesenkäfer zu liegen, der zuckte und sich dabei immer mehr ausbreitete.
Mir blieb nicht viel Zeit. Deshalb wollte ich keine Sekunde verlieren und verdoppelte meine Anstrengungen.
Mir wurde die Luft knapp. Ich hatte das Gefühl, unter einer riesigen Masse zu liegen, die sich auf meinen Körper gepresst hatte.
Nur mein Gehör funktionierte noch. Dabei nahm ich Geräusche wahr, auf die ich gern verzichtet hätte. So ein dumpfes Klatschen und auch Platschen war nicht dazu angetan, meine Laune zu heben, aber ich konnte nichts daran ändern.
Und ich kam nicht weg!
Aber ich glaubte, etwas gehört zu haben. Einen dumpfen Laut, der auf etwas Bestimmtes hindeutete. Die Masse über mir geriet in Bewegung. Sie zitterte, sie wallte, sie verschob sich zur rechten Seite, und dann konnte ich plötzlich wieder Luft holen.
Ich rollte mich auf die Seite, lauschte fremden Geräuschen, und erst später kam mir in den Sinn, dass ich sie ausgestoßen hatte.
Der Luftmangel hatte mich fertiggemacht. Noch immer war ich nicht in der Lage, klar zu sehen. Vor meinen Augen tanzten Farben, ich hatte das Gefühl, dass meine Kehle zum Teil noch verstopft war.
»Reiß dich mal zusammen, Alter!«
Ich lag auf dem Rücken, blinzelte, dann sah ich meinen Freund, der neben mir stand. Er schaute nach unten. Auf seinem Gesicht sah ich um den Mund herum das Grinsen, aber in den Augen entdeckte ich den besorgten Blick.
Ich hob meine rechte Hand. Es war eine schwache Geste, mehr war nicht drin.
»Verdammt, Suko, der hätte mich erwischt.«
»Und dann?«
»Frag nicht so dumm«, flüsterte ich und streckte ihm meine Hand entgegen. »Hilf mir lieber hoch.«
»Kannst du denn stehen?«
»Ich versuche es.«
Suko zog mich auf die Beine. Dabei fragte er ganz harmlos: »Weißt du eigentlich, dass du stinkst?«
»Ja, das weiß ich«, pustete ich ihm entgegen, »und wenn du nicht aufhörst, werde ich mich für meine Rettung bei dir mit einer Umarmung bedanken.«
»Nein, weiche von mir, Satan. Aber zuvor darf ich dir etwas reichen.« Damit war meine Beretta gemeint, die Suko aufgehoben hatte. Ich bedankte mich durch ein Nicken und steckte die Waffe wieder ein.
Danach drehte ich mich zur Seite und sah mir den Ghoul an, den Suko mit einer geweihten Silberkugel erledigt hatte.
Er war kristallisiert. Nichts mehr war von dem Schleim zu sehen. Da wackelte nichts, es breitete sich nichts aus. Nur der Gestank war geblieben.
Irgendwie erlitt ich einen Wutanfall. Ich ging auf den Kopf zu und trat mit dem Fuß darauf. Das Gesicht zerknirschte. Die Stücke fielen ineinander, und ich konnte aufatmen.
Suko nahm sich den Körper vor. Es staubte sogar, als die Reste des Ghouls in sich zusammenfielen.
»Zufrieden?«, fragte Suko.
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Ich bin dem Ghoul gefolgt, um herauszufinden, wo diese Larissa steckt. Er hätte es mir bestimmt gesagt, wenn der nötige Druck vorhanden gewesen wäre.«
»Ja, klar. Aber jetzt sag nicht, dass ich dir einen Strich durch die Rechnung gemacht habe.«
»Nein, hast du nicht.«
»Danke.«
Langsam gingen wir die Treppe hoch. Ich stank noch immer wie die Pest, aber darüber regte ich mich nicht weiter auf. Hauptsache, ich war noch am Leben.
Als wir das Lokal betraten, wurde es still. Man
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