1846 - Lockvogel Larissa
Kraft, und da konnte auch Kleidung nichts verhindern. Die Kraft drang durch.
Ein Schrei erklang. Plötzlich war der Ghoul nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen.
Plötzlich war es still geworden, als hätte jemand einen entsprechenden Befehl gegeben, und in dieser Stille war ein bestimmtes Geräusch zu hören. Es war ein leises Knistern, als würde jemand mit Papier spielen.
Aber das war nicht der Fall. Wer sich genau konzentrierte, der konnte beobachten, wie sich im Gesicht der Gestalt etwas tat. Auch der Schleim veränderte sich dabei. Er blieb nicht mehr so durchsichtig, sondern nahm eine graue Farbe an. Sie sah aus wie Nebel, der sich festgesetzt hatte.
Der Schleim kristallisierte.
Und dabei knisterte es. Nicht nur der Schleim geriet in den anderen Zustand, auch die Haut darunter. Sie nahm ebenfalls die andere Farbe an, und dann passierte das, womit wir beide gerechnet hatten. Der Ghoul verging. Er war jetzt vom Kopf bis zu den Füßen kristallisiert, und es kam einem kleinen Wunder gleich, dass er noch auf den Füßen stand.
Suko drehte die Peitsche um und schlug mit dem Griff zu. Dabei traf er das Gesicht, und jeder im Raum hörte das Knirschen, mit dem das Gesicht allmählich zerbrach.
»Das ist Wahnsinn!«, kommentierte jemand. »Das ist der absolute Wahnsinn …«
Es ging noch weiter, denn Suko sorgte mit einem Tritt dafür, dass die Gestalt zu Boden kippte. Sie lag dann auf dem Rücken, und jetzt zeigte Suko, was aus ihr geworden war.
Er trat auf die Brust und verstärkte nach einer Weile den Druck. Jeder im Raum hielt den Atem an, weil die Leute wussten, dass jetzt etwas Besonderes passierte.
Genau das trat ein.
Unter dem Druck des Fußes zerknirschte das Gebilde. Es fiel zusammen, und Suko trat noch einige Male zu, damit er auch alles erwischte.
»Okay«, sagte er dann, »so macht man das …«
Nach diesem Spruch trat plötzlich Stille ein …
***
Jeder hing seinen Gedanken nach, und deshalb hielt die Stille so lange an.
Jemand stöhnte auf. Eine andere Stimme fing an zu flüstern. Aber sie sprach so laut, dass wir alle die Worte hörten.
»Verdammt, was ist denn da passiert?«
»Es war die Waffe für einen Ghoul«, erklärte Suko. »Es hat keinen Sinn, wenn ihr auf ihn schießt. So ist er nicht zu töten. Dieser Ghoul ist ein dämonisches Geschöpf, das mit dämonischen Waffen bekämpft werden muss.«
»Scheiße, wie …«, der Sprecher fing an zu lachen. Er konnte nicht mehr weiterreden. Er schüttelte den Kopf und richtete seinen Blick auf die beiden anderen Gestalten, die nicht eingegriffen hatten.
»Da sind noch zwei.«
»Das wissen wir«, sagte ich.
»Und?«
Ich hatte meine Beretta schon hervorgeholt. Wie auf dem Schießstand kam ich mir vor, denn beide Ghouls waren Ziele, die ich nicht verfehlen konnte. Sie standen da und schienen darauf zu warten, dass ich auf sie schoss.
Wir hatten zwar eine Gestalt außer Gefecht setzen können, aber die Wichtigste sahen wir nicht. Larissa, der Lockvogel, ließ sich nicht blicken. Sie hatte ihre Helfer vorgeschickt, um unter den Zuhältern aufzuräumen.
Sie glotzten uns an. Auch vor den Augen waberte der Schleim, sodass wir den genauen Ausdruck nicht erkannten. Aber wir wussten, um was es ging.
Sie würden versuchen, uns zu töten, aber Waffen sah ich nicht in ihren Händen.
Das änderte sich wenig später. Da griffen sie unter ihre Kleidung, als hätten sie sich abgesprochen. Ich schoss noch nicht und lauerte, was da passieren würde.
Ja, sie kamen mit ihren Waffen. Sie hielten beide ihre Totschläger in den Händen.
Zwei Zuhälter fingen an zu lachen. Einer rief: »Was wollen sie denn mit den Dingern?«
Eine Antwort erhielt er nicht.
Ich wollte kurzen Prozess machen und zielte mit meiner Beretta auf das Gesicht.
Es gab kein Problem.
Ich drückte ab. Die Kugel klatschte in den Schleim, und damit auch in die Mitte des Gesichts. Etwas spritzte zu den Seiten hin weg. Ob es nur Schleim war oder auch Stücke aus dem Gesicht, das war nicht zu sehen. Jedenfalls sah der Kopf des Ghouls nicht mehr so aus wie noch vor Sekunden.
Er konnte sich nicht mehr auf seinen Beinen halten. Er kippte um, als hätte man ihm die Beine weggetreten. Schwer schlug er auf. Die geweihte Silberkugel steckte in seinem Schädel.
Einer aus dem Hintergrund musste seine Frage loswerden. »He, warum hast du das geschafft und wir nicht?«
»Weil ich eine entsprechende Munition habe.«
»Wieso das?«
»Geweihte Silberkugeln.«
Er hatte die Antwort gehört
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