1848 - Zerrspiegel
versehentlich aus der Spirale lösen könnten.
Atlan war die Aufgabe des allgemeinen Beobachters und Mittlers zugewiesen; etwas, das ihn zum Nichtstun verdammte und seine Geduld auf eine sehr harte Probe stellte. Nur die regelmäßigen Funkkontakte mit Homer G. Adams konnten ihn über die Zeit des bangen Wartens hinwegtrösten.
Wie verabredet sollten die Zwillinge ihre Parasinne diesmal nicht auf den Philosophen, sondern auf das Flimmern konzentrieren. Es dauerte jedoch mehrere Stunden, bis Atlan zum ersten Mal eine Veränderung bemerkte.
Er war bereits unruhig geworden; er kannte die Fähigkeiten der beiden Esper nicht hinreichend, um den genauen Ablauf zu wissen.
Immer wieder kontrollierte er die Messungen der Medos und betrachtete voller Sorge die eingefallenen, grünlichfahlen Gesichter der Frauen. Bisher gab es keinen Grund einzuschreiten; die beiden sahen zwar nicht gut aus, aber laut den Medo-Robotern hielt sich alles gut im Rahmen.
Ihre sämtlichen Körperfunktionen waren zwar stark herabgesetzt, aber weiterhin einwandfrei. Blutdruck und Pulsfrequenz hatten sich auf einen -zwar mit 7 0:30 sehr niedrigen regelmäßigen Wert eingependelt.
Der Arkonide konnte sich nicht vorstellen, wo sich ihre Geister nun befinden mochten, wie sie vorgingen, um den Philosophen zu erkennen. Der Begriff Spiegelsehen war hier durchaus angebracht, stellte doch das Flimmerzentrum ein einziges Spiegelkabinett aus Illusionen und Realitäten dar.
Ob es ihnen möglich werden würde, hinter die Spiegel zu sehen?
*
Warten und beobachten, beobachten und warten.
Endlich, nach Stunden, eine Veränderung, für den Beobachter außen sichtbar. Das Flimmern änderte sich.
War es zuvor nur ein chaotisches Durcheinander gewesen, begann es sich nun zu formieren und zu verändern. Es zog sich zusammen und gestaltete sich neu zu einer riesigen kugelförmigen Erscheinung, ähnlich einer flimmernden, transparenten Projektionswand.
Innerhalb dieser Projektionswand begannen Bilder zu entstehen, jedoch sehr undeutlich. Sie fielen immer wieder in sich zusammen, um sich neu zu formieren.
Atlan konnte keine Einzelheiten erkennen, sosehr er sich auch bemühte. Die Ortungen der Allrounder ergaben keine sinnvollen Erklärungen ...
Ein Summton scheuchte den Arkoniden zu den Schwestern. Ihr Herz-Kreislauf-System drohte zu kollabieren, Puls- und Herzfrequenzen stiegen und fielen chaotisch. Die Frauen wurden von Krämpfen geschüttelt, ihre Augen waren weit geöffnet und so stark verdreht, daß nur noch das Weiße zu erkennen war.
Ihre Gesichter waren schweißüberströmt, die Lider flatterten, und sie atmeten stoßweise.
Die Medos injizierten ihnen Mittel, um ihren Kreislauf zu stabilisieren; nach einiger Zeit beruhigten sie sich tatsächlich etwas. Es bestand zumindest keine unmittelbare Gefahr mehr.
Die Krämpfe lösten sich zu einem anhaltenden leichten Muskelzittern wie nach einer körperlichen Überanstrengung, die Augen schlossen sich wieder. Die Bewegung der Augäpfel reduzierte sich auf ein normales Maß.
„Weckt sie auf!" befahl der Arkonide.
„Das ist leider nicht möglich", sagte einer der Medos.
„Was heißt das, es ist, nicht möglich?"
„Wir haben bereits alles Nötige dazu getan, aber wir können sie nicht zu Bewußtsein bringen. Die paramentale Verbindung können nur sie selbst abbrechen."
Atlan schlug die Fäuste aneinander. „Hätte ich nur Ärzte mitgenommen!"
„Auch Ärzte können hier nichts ausrichten", widersprach der Medo unerbittlich. „Die biologische Versorgung kann ebenso durch uns erfolgen. Der mentale Bereich jedoch ist uns verschlossen."
„Versucht es trotzdem weiter!" schnappte Atlan.
Er wußte, daß die Schwestern medizinisch bestens versorgt wurden und ausreichend Energie zugeführt bekamen. Dennoch gab er nicht auf. Mit immer größerer Verzweiflung versuchte er selbst, die Vandemar-Zwillinge zu sich zu bringen - natürlich ohne Erfolg.
Nur eine einzige Möglichkeit gab es: Aus einer ähnlichen Situation hatten seinerzeit die Herreach die GäaGeborenen herausgeholt, doch war hier nicht Trokan. Atlan konnte sie nicht einmal hierherbringen lassen, da jeder, der in den Kreis des Philosophen geriet, sofort dem Kritzelwahn verfiel ...
Und er selbst wollte sich keine Sekunde wegrühren. Abgesehen davon hatte er keine Erfahrung’ mit den Herreach; er bezweifelte, daß er Freiwillige gefunden hätte angesichts der immensen Probleme, die dieses Volk derzeit ebenfalls hatte ...
Wieder in die
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